House of Pharma & Healthcare, Uni Frankfurt, diskutiert über Bedingungen für Kreativität und Innovation in Forschungsteams

 

Hubertus von Bramnitz

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wirklich bemerkenswert, was auf dem Uni-Gelände alles los ist. So viele Veranstaltungen, die über den Tellerrand einer Uni, der ja sowieso schon gewaltig ist, der Tellerrand, dann noch einmal herausragen. Jetzt heißt es: Die pharmazeutische Industrie läuft ihrer einstigen Innovationskraft seit vielen Jahren hinterher. Wie kann gute Führung dazu beitragen, das zu ändern?

 

Wie sollte sie die Kreativität in Forschung und Entwicklung ankurbeln? Und was müssen Führungskräfte generell beachten, wenn sie die Neugier und den Mut ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern wollen? Diesen Fragen widmet sich das House of Pharma & Healthcare – warum eigentlich keine deutsche Bezeichnung? - am 16. Juli in einem Perspektivengespräch mit Prof. Rolf van Dick. Der Sozialpsychologe und wissenschaftliche Direktor des Center for Leadership and Behavior in Organizations (CLBO) – auch das ist kein Deutsch - der Goethe-Universität hat sich mit seiner praxisorientierten Erforschung von Führungsprinzipien internationales Ansehen erworben.

 

In einer Befragung von 23 Forschungsteams eines global agierenden Pharmaunternehmens belegte van Dick beispielsweise, dass der Erfolg eines Teams nicht allein davon abhängt, wieviel Freude jedes einzelne Mitglied an seiner individuellen Aufgabe hat. Vielmehr steigt der kreative Input jedes Mitglieds umso mehr, je stärker es sich mit dem Team identifiziert und dessen Herausforderungen zu seinen eigenen werden lässt. Diese Identifikation herzustellen, verlangt von den Teamleitern vor allem zwei Fähigkeiten: inspirierend zur Problemlösung zu motivieren und den dafür notwendigen Teamgeist prototypisch vorzuleben.

 

Dabei sollten Führungskräfte aber wissen, dass Teams von der persönlichen Vielfalt ihrer Mitglieder profitieren. Sie dürfen nicht den Fehler machen, diejenigen Teammitglieder zu bevorzugen, deren Persönlichkeitsprofil ihnen ähnlich ist. Dieser Fehler wird aber, so ergaben van Dicks jüngste Studien, häufig gemacht. Kreative Vorschläge von Mitarbeitern, die eine eher schlechte Beziehung zum Chef haben, gelten nicht als produktiver Beitrag, sondern werden als Träumerei abgetan und mit schlechten Beurteilungen bestraft. „Innovation lohnt sich dann nur für manche Mitarbeiter“, sagt Prof. van Dick. „Das stellt ein Problem für Unternehmen dar: Wollen sie Innovation, müssen alle Mitarbeiter dafür gleich belohnt werden.“

 

 

INFO:

 

Das House of Pharma & Healthcare verfolgt das Ziel, den Pharma-Kompetenzcluster Hessen weiterzuentwickeln und die Innovationslücke in der Arzneimittelentwicklung zu schließen. Zu diesem Zweck fördert es die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren der Gesundheits- und Pharmabranche in Deutschland und bietet ihnen eine neutrale Diskussionsplattform. Es wird geleitet von Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz (Goethe-Universität) und Prof. Jochen Maas (Sanofi).

 

House of Pharma & Healthcare: Perspektivengespräch

Wann? Donnerstag, 16. Juli 2015, 18:00 Uhr

Wo? House of Finance, Campus Westend, Goethe-Universität Frankfurt am Main