Frankfurter Oberbürgermeister Feldmann empfängt den Dalai Lama, dessen Gegner sind auch dabei
Günther Winckel
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Zuerst machte der Dalai Lama seine Aufwartung am Montag in Frankfurt, am heutigen Dienstag wird er mittags auf dem Schloßplatz, dem Sitz des Hessischen Landtags, vom amtierenden Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) und seinem Adlatus Wirtschaftsminister Al-Wazir (Die Grünen) empfangen.
Der Empfang in Hessen hat eine Tradition, seit sich der damalige Ministerpräsident Roland Koch (CDU) so eng mit dem Dalai Lama verbandelte, was viele überraschte, aber bis heute persönlich anhält und seine politische Fortsetzung findet. Dabei bemerkt man durchaus Unterschiede schon in den Ankündigungen der jeweiligen Besuche des Dalai Lama, die meist turbulent verlaufen, weil er innerhalb seiner Klientel umstrittener ist, als wir das erkennen können.
So war in Frankfurt auf dem Römer viel Volk, als das geistliche Oberhaupt der Tibeter eintraf und neben der Begeisterung auch auf durchaus herbe Worte stieß. Da er verspätet kam, hatte Oberbürgermeister Peter Feldmann den Römerberg längst wieder verlassen und sich in sein Dienstzimmer im ersten Stock des Römers begeben, als der Dalai Lama endlich eintraf. Umringt von Sicherheitsleuten – und auch der Personencheck in Wiesbaden ist umfangreich mit vorherigem Bekanntgeben der eigenen Daten und Ausweise der akkreditierten Journalisten etc.. Das war in Frankfurt nicht anders. - konnte daher die Graue Eminenz im Römer, der wirklich verdienstvolle, sonst im Hintergrund agierende Protokollchef Karlheinz Voß den doch mit 80 Jahren eigentlich als Greis zu bezeichnenden, ja, als rüstigen Greis, an der Hand in den Römer geleiten.
Gelassen und freundlich hatte der Dalai Lama auf den Ansturm der Besucher und Fotografen reagiert, als er aus dem Auto gestiegen war. Gelassen und mit einem glücklichen Lächeln ging es weiter. Oberbürgermeister Peter Feldmann empfing den XIV. Dalai Lama im Kaisersaal des Römers: „Es ist eine große Ehre für unsere Stadt, Seine Heiligkeit anlässlich seines 80. Geburtstages zu empfangen. Die Menschen, die Seine Heiligkeit persönlich treffen, sind inspiriert vom Mann des Friedens und Vorbild des interreligiösen Dialogs.“
Als Geschenk überreichte Oberbürgermeister Feldmann dem religiösen Oberhaupt der buddhistischen Tibeter eine weiße, aus Höchster Porzellan gefertigte Vase. Schlagfertig fragte der Dalai Lama, ob er denn daraus auch trinken könne und überreichte Feldmann im Gegenzug eine kleine Buddha-Figur.
Frankfurt sei ein Beispiel dafür, dass verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Ländern glücklich zusammenleben, sagte der Dalai Lama. Dieser Geist werde auf der ganzen Welt gebraucht, in Hinblick auf die zahlreichen humanitären Probleme auf der Welt.
In Frankfurt und im Römer war der Dalai Lama nicht zum ersten Mal. Entsprechend herzlich war demnach die Begrüßung, denn Protestler mußten draußen bleiben. Das sind zum einen Chinesen, die Tibet für China veranschlagen, vor allem aber die Buddhisten aus der Shugden-Bewegung. Diese sind eine Art innerreligiöser Abspaltung, weil der frühere Schutzgott Shugden von der Mehrheit der Tibetaner nun als böser Dämon gestraft wird, die daraufhin einen eigenen Dalai Lama beriefen, was sehr blutig abläuft und für uns schwer verständlich ist. Und schließlich ist im Römer 'seine Heiligkeit' – das geht unsereinem schon schwer über die Zunge – schon fast Stammgast, auf jeden Fall Gast.
Anschließend besuchte das Religionsoberhaut das Museum für Angewandte Kunst, wo Museumsleiter Matthias Wagner K mit ihm auch die rund 70 Kinder begrüßen konnte, die aus 23 Schulen im Rhein-Main-Gebiet ausgewählt worden waren, dabei sein zu dürfen. Leider war die herrliche Ausstellung „Buddha – 108 Begegnungen“ mit wirklich 108 Buddhas gerade zu Ende gegangen. Das war aber für den Ablauf völlig unwichtig, weil um so mehr Zeit für die Anworten des Dalai Lama auf die Fragen der Kinder und Jugendlichen war.
Sehr einfühlsame Fragen und auch kluge Antworten. Manche der Jugendlichen hatten sich perfekt vorbereitet und wußten um die Hintergründe – auch die der Proteste – genau Bescheid. Als erstes muß man etwas über den Buddhismus wissen, der nicht, wie das Christentum oder der Islam einmal erst 2000 Jahre und einmal 1400 Jahre alt ist. Der indische Prinz Siddharta hatte im 6. Jahrhundert v. Chr. den Buddhismus ins Leben gerufen, demnach jeder der Schmied seines eigenen Glückes und der eigenen Vollkommenheit ist, wenn er nämlich ohne anderen Leid zuzufügen auf Erden lebt. Man könnte schlicht sagen, es ist die Verwirklichung von „Was Du nicht willst, was man Dir tut, das füge keinem anderen zu.“, aber eben nicht als Spruch, sondern als befolgte Lebensmaxime. Vom allgemeinen Buddhismus ist der tibetische eine spezielle Abart, auch das ist historisch als Problem gewachsen.
Was seine Heiligkeit beim Besuch der Landesregierung in Wiesbaden erlebte, wo wir schon Ministerpräsidenten Volker Bouffier und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir in Reih und Glied aufgestellt sehen, berichten wir morgen.
FOTO: Stadt Frankfurt (c) Stefan Maurer