Star-Architekten verschönern die Bordeaux-Weingüter

 

Notker Blechner

 

Bordeaux (Weltexpresso) - Nicht nur Schauspieler, Unternehmer und Fernsehmodartoren mögen Weingüter. Auch Architekten beschäftigen sich zunehmend mit dem Thema Wein. Im Château Margaux konzipierte Lord Norman Foster die Weinkeller und die Vinothek.

 

Zur Eröffnung des neuen architektonischen Highlights in der Bordeaux-Region gab's eine opulente Gala - begleitend zur weltgrößten Weinmesse Vinexpo.

 

Erstklassige Weine brauchen ein schönes Zuhause - das erkennen zunehmend die altehrwürdigen Châteaux in der Bordeaux-Region. Immer mehr von ihnen vergeben Aufträge an renommierte Architekten, um die Wein-Experten mit spektakulären Neubauten zu beeindrucken. So ließ das Château Lafite Rothschild einen riesigen achteckigen Weinkeller vom katalanischen Star-Architekten Ricardo Bofill errichten. Für das Château Cheval Blanc baute der Franzose Christian de Portzamparc einen Weinkeller als eine Art hängender Garten.

 

 

Vom luftigen neuen Weinlager hinab in die Vinothek

 

Nun hat auch das Château Margaux einen bekannten Architekten gefunden. Sir Norman Foster, der schon in Berlin die Reichstagskuppel für den Bundestag entwarf, hat das edle Weingut passend zu seinem 200-jährigen Jubiläum um ein luftiges Weinlager (Chai) erweitert. Das 800 Meter große Gebäude besteht aus einem riesigen Satteldach, das von 12 Säulen getragen wird. Es bietet reichlich Platz für gut 40 Tanks zur Gärung der Weintrauben und mehrere Weinfässer zur Vinifikation. Zudem ist im Chai ein Wein-Forschungszentrum untergebracht.

 

Darüber hinaus hat Foster eine 70 Meter lange unterirdische Vinothek eingerichtet, um den Eingriff in die historische Bausubstanz zu minimieren. Dort können bis zu 200.000 Flaschen des edlen "Millésimes" (von 1848 bis 2013) gelagert werden.

 

 

Gala-Dinner mit "Millésimes" und Perlhuhnfilet

 

Zur Eröffnung des Erweiterungsbaus versammelte sich das Who is Who der Weinbranche im legendären Haupthaus des Château Margaux. Dutzende Kellner und Kellnerinnen servierten ausgewählte "Millésimes" für die 480 geladenen VIPs, Journalisten und Weinkenner. So wurden zur Vorspeise und zum Hauptgang der Château Desmirail der Jahrgänge 1989 und 2006 sowie der Château Talbot 1996 und 2006 gereicht. Als krönenden Abschluss gab's zum Dessert einen edelsüßen Château d'Yqem 1988, der einem auf der Zunge zerging.

 

Sterne-Koch Guy Savoy kredenzte als Menü eine Trüffel-Artischockensuppe, ein Perlhuhn-Filet mit Pfifferlingen und ein Vacherin mit exotischen Früchten. Zum Apéritif gab es eine Auswahl edler Sauternes- und Barsac-Grands-Crus - vom Château La Tour Blanche 2005 bis zum Château de Myrat 2010.

 

 

Bordeaux-Weine bald UNESCO-Weltkulturerbe?

 

Philippe Castéja, Präsident des Conseil des Grands Crus Classés en 1855, warb für eine Aufnahme der klassifizierten Bordeaux-Weine in das UNESCO-Weltkulturerbe. Schließlich hätte schon Schriftsteller Oscar Wilde gesagt: "Die Franzosen mögen ihren Wein so sehr, dass sie ihre Städte nach den Grands Grus benennen…"

Stolz verwies Castéja auf die politische Unterstützung durch Außenminister Laurent Fabius, der jüngst die französischen Weine als wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Welt und Aushängeschild für den Tourismus bezeichnete. Damit unterscheide er sich von einigen anderen Politikern, die Wein-Bashing betrieben.

 

 

Hollande eröffnet die Vinexpo

 

Wie ernst es die Politik meint, bewies Präsident Francois Hollande. Als erster Präsident besuchte er die Weinmesse Vinexpo in Bordeaux - und wirkte bei seiner Rede am Vormittag leicht beschwipst.

 

Auf der Messe herrschte gute Stimmung. Die Aussteller freuten sich über eine zunehmende Nachfrage aus Asien. Das zeigte sich auch an den Besuchergruppen. Viele Gäste kamen aus China und anderen asiatischen Schwellenländern.

 

 

Roter Teppich über dem See

 

Den Besuchern wurde regelrecht der rote Teppich ausgelegt. Über eine 300 Meter lange Hängebrücke, die über den Lac Bordeaux führte, schritten sie von der Tram-Haltestelle bis zum Messe-Eingang.

 

Einziger Schwachpunkt der Messe bleibt die mangelhafte Orientierung. Es gibt keine echte Unterteilung nach Alkohol-Klassen. Stände von Champagnerproduzenten wechseln sich mit Ständen von Weinbauern und Spirituosen-Anbietern ab. Nur nach Ländern wird getrennt. Na denn, prost!

 

Foto:

Klein rechts im Bild der große Norman Foster

 

INFO:

 

Vinexpo

http://bordeaux.vinexpo.com/fr/