Die Flüchtlingssituation 2015 in Deutschland Ende Juli - in Zahlen

 

Hans Weißhaar und Katharina Klein

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der Flughafen Frankfurt ist nicht die erste Adresse für Flüchtlinge, die in Deutschland politisches Asyl beantragen. Sehr viel mehr kommen direkt über die Grenzen, die viele sind, weil Deutschland ziemlich mittig liegt. Wir wollen die heutige Situation mit bisherigen vergleichen.

 

Als Anfang der 90er Jahre die wirkliche Flüchtlingsproblematik Deutschland überrollte, waren die wenigsten darauf vorbereitet. Schließlich steigerte sich die Zahl der Antragsteller – und uns geht es jetzt erst einmal nur um die Antragsteller, nicht die genehmigten Anträge, die ein andermal Thema sein sollen, denn Antragsteller heißt, daß diejenigen gezählt werden, die gerade ankommen und eine zumindest vorübergehende Bleibe finden müssen - , schließlich steigerte sich die Zahl der Antragsteller im Jahr 1992 auf 438 000!!! Das war mehr als doppelt so viel wie im Jahr 1990, als das Thema Asyl mit 193 000 Asylbewerbern schon hochgekocht war. Für das Zwischenjahr 1991 galt über 250 000 Antragsteller.

 

Diese Spitze von 438 000 Asylbewerbern wird für 2015 mit der neuen Spitze von rund 450 000 Asylsuchenden prognostiziert. Diesen Spitzen, also Berggipfeln stehen die Täler gegenüber, denn der Mindeststand an Antragstellern war im Jahr 2008 mit 28 000, eine kaum glaubhafte Differenz. Wir wollen nicht die ganzen Jahre dazwischen weitere Zahlen bringen, sondern nur etwas zum erneuten Anstieg. Denn tatsächlich ist erst im Jahr 2014 erneut ein Ausschlag nach oben. Da waren es 203 00 Anträge. Im ersten Halbjahr 2015 sind es rund 179 000 Asylbewerber gewesen, also weit mehr als in den Gesamtjahren 1993 bis 2013!!. Und noch einmal, es geht um Anträge, nicht um positiv getroffene Asylentscheidungen.

 

Auf diesen Zahlen der Asylanträge des ersten Halbjahrs von 179 000 kommt man der Praxis der Asylanträge nun näher. Denn die Asylentscheidungen im ersten Halbjahr auf der Basis von 114 060 Anträgen – die Abweichung zur obigen Zahl 179 000 können wir so erklären, daß die 114 060 bearbeitete Anträge sind - ergeben sich 36, 1 Prozent Anerkennungen auf Asyl und 63, 9 Prozent Ablehnungsbescheide, d.h. daß nur gut jeder dritte Antragsteller Asyl erhält und immerhin fast Zweidrittel abgelehnt werden.

 

Wie diese Zahlen zustandekommen erweist sich in der Statistik der Herkunftsländer. Denn die Asylanträge basieren auf Gefahren für Leib und Leben der Betroffenen. Kommen sie aus sogenannten sicheren Herkunftsländern, haben sie in der Regel keinen Anspruch auf Asyl. Die Einzelfallprüfung, auf der das System basiert, hat natürlich seine Macken. Auf jeden Fall gilt für das erste Halbjahr 2015, wo nun das Bundesamt eine weitere Zahl angibt, nämlich 159 927 Erstanträge (Differenzen entstehen also auch durch frühere Beantragung), daß Syrien mit 20,3 Prozent und 32 472 Antragstellern das Hauptkontingent stellt. Danach kommt mit 28 672 Antragstellern und 17,9 Prozent der Kosovo, Albanien mit 13, 6 Prozent und 21 806 Asylsuchenden. Das bedeutet, daß über die Hälfte der Asylsuchenden in der Bundesrepublik aus drei Ländern kommt.

 

Serbien bringt mit 10 125 Anträgen es auf 6, 3 Prozent, und die Länder, von denen wir vor allem hören, kommen erst dann: Irak mit 8 331 Asylsuchenden und 5, 2 Prozent, Afghanistan 7 932 und 5 %, Eritrea 3 582 gleich 2,2 %, Nigeria 2 805 gleich 1,8 % und Pakistan 2 701 gleich 1,7 %. Der Rest sind Sonstige mit 37 318 Antragstellern, was 23, 4 Prozent entspricht.

 

Bezieht man sich jetzt noch einmal auf die vom Bundesamt genannten 114 600 Asylantragsteller mit der Ablehnungsquote von 63,9 und Anerkennungsquote von 36,1 Prozent, dann ergibt sich nach Ländern eine naturgemäß völlig unterschiedliche Praxis. Denn die Syrienflüchtlinge werden zu 85,4 Prozent anerkannt, die aus dem Kosovo zu 0,3, aus Albanien zu 0,4, aus Serbien zu 0,1, aus Mazedonien zu 0,3 aus Nigeria zu 5,6 und aus Pakistan zu 11 Prozent. Dagegen wurden 89,3 Prozent – die höchste Prozentzahl – der Irakflüchtlinge, 41 Prozent der aus Afghanistan und 73 Prozent aus Eritrea positiv beschieden.

 

Blickt man über Deutschland hinaus, so befindet PRO ASYL, daß sich derzeit 45 Millionen Menschen auf der Flucht befinden oder in flüchtlingsähnlichen Situationen leben. Diese Zahlen basieren auf den Angaben des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen, UNHCR. Die allermeisten der Flüchtlinge, nämlich 80 bis 85 Prozent bleiben in ihrer Herkunftsregion, man spricht von ihnen als Binnenvertriebene, die die Grenzen des Landes nicht überschreiten können.

 

Flüchtlinge, die in anderen Ländern Schutz suchen, lebten früher überwiegend außerhalb Europas. Für den gesamten Zeitraum 2012 gab es in der gesamten EU rund 300 000 Asylanträge, davon eben in Deutschland. International wird darauf verwiesen, daß Staaten wie Pakistan, der Iran und auch Kenia sehr viel mehr Flüchtlinge aufnehmen als die Staaten des Westens.

 

P.S. Hier wollten wir nur Zahlen sprechen lassen, um einen Hintergrund für das eigentliche Problem zu schaffen, daß da lautet: wie geht man mit Flüchtlingsströmen in der Welt um, wie in der EU, wie in Deutschland. Im Folgenden setzen wir unsere Serie von in der Regel geglückten Eingliederungen in die deutsche Gesellschaft fort und erzählen von Asylanten aus dem Alltag.

 

Info:

 

Die Zahlen entstammen dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/Statistik/Asyl/statistik-anlage-teil-4-aktuelle-zahlen-zu-asyl.pdf?__blob=publicationFile