Pläne zur Erhaltung des Konzentrationslagers Mörfelden-Walldorf vorgestellt

 

Eric Fischling und pia

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wer glaubt, wir wüßten heute alles über den Nazi-Verbrecherstaat, der wundert sich, wie vieles erst heute ans Licht kommt. Genauso gilt, daß Verbrechen sehr gerne totgeschwiegen wurden, die heutigen Generationen aber wissen wollen, wie ein organisierter Massenmord vor den Augen der Bevölkerung stattfinden konnte. Diese KZ-Außenstelle ist ein Beispiel dafür.

 

Auf dem Areal befand sich zwischen dem 23. August und dem 24. November 1944 ein Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof (Elsass). Rund 1 700 ungarische Jüdinnen aus dem KZ Auschwitz-Birkenau mussten an dieser Stelle als Zwangsarbeiterinnen Rollbahnen für den Frankfurter Flughafen errichten.

 

Frankfurts Bürgermeister Olaf Cunitz hat am 29. September gemeinsam mit dem stellvertretenden Landesarchäologen Udo Recker, der Leiterin des Frankfurter Denkmalamtes, Andrea Hampel, und der Vorsitzenden der Margit-Horváth-Stiftung und Museumsleiterin der Stadt Mörfelden-Walldorf, Cornelia Rühlig, die Pläne zur Erhaltung des ehemaligen Konzentrationslagers Mörfelden-Walldorf vorgestellt.

 

Vorgesehen ist, die Funde vor Ort im originalen Zustand zu erhalten. Dafür wird die teilweise freigelegte Küchenbaracke eingehaust“, erläuterte Cunitz. „Die Küchenbaracke war ein Ort des Schreckens: Sie stand mehr für Unterernährung als für Ernährung, hier fanden Misshandlungen statt und es herrschten katastrophale Verhältnisse. Dieser Ort steht daher symbolisch für das hier erlittene Grauen und das System der Konzentrationslager. Mit den jetzigen Planungen wollen wir die Erinnerung daran wachhalten und unserer Verantwortung im Umgang mit dem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte gerecht werden.“

 

Das Grundstück liegt größtenteils auf Frankfurter Gemarkung, gehört aber der Stadt Mörfelden-Walldorf; ein Teil davon erstreckt sich nach Süden bis hinaus nach Mörfelden-Walldorf. Der Bauantrag für diesen „Historischen Lernort“ und die Einhausung des Bodendenkmals wurde bereits im Oktober 2014 eingereicht und im Februar 2015 genehmigt. Antragsteller ist die Margit-Horváth-Stiftung. Margit Horváth war eine von rund 350 überlebenden Frauen der Außenstelle und ihr „Entschädigungsgeld“ stellte die Grundlage für die Stiftung und das Projekt dar.

 

Von dem Außenlager im Frankfurter Stadtwald ist oberirdisch nichts erhalten, ein Luftbild der alliierten Streitkräfte vom 22. Februar 1945 – hier im Bild - dokumentiert jedoch die Barackenbauten. Nach Kriegsende wurde das Lager gesprengt und um 1950 aufgeforstet. Es geriet in Vergessenheit. 1972 wurde auf einem Übersichtsplan von Konzentrationslagern und ihren Außenstellen das Außenlager Walldorf „wiederentdeckt“ und wird seitdem erforscht. 1980 wurde ein Gedenkstein errichtet.

 

Seit dem Jahr 2005 finden in Absprache mit der Landesarchäologie und der zuständigen Unteren Denkmalschutzbehörde Frankfurt am Main archäologische Ausgrabungen im Keller der ehemaligen Küchenbaracke statt, die im Jahr 2015 abgeschlossen wurden. Bereits im Februar 2013 begannen die Planungen für eine Erhaltung der Fundstelle im originalen Zustand.