Das Indonesia-Lab Frankfurt-Jakarta - ein interkulturelles Großprojekt der Musik und Darstellenden Kunst, Teil 1/3
Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Frankfurt-Jakarta ist Abbreviatur. Die Metropole Jakarta steht nicht isoliert für das Projekt, da Java und Bali die insulären musikalischen und performativen Ursprungszonen für das Projekt sind, das ab 6.10.2015 zur Aufführung kommt. Jakarta ist gleichwohl Sammelbecken für drängende urbane Schöpferkraft.
Von den Kooperationspartnern wurde eine Plattform des interkulturellen Dialogs geschaffen, genauer: eine bestimmte Grundlage für Kreativität, für Meinungsfreiheit, Diskursivität und kulturelle Vielfalt. Dieses Konzept verzeichnet die kooperierende
KfW-Stiftung für Kunst und Kultur. Das Ensemble Modern ist das ausführende Pendant der Gruppe der Komponisten. Das Programm wird erweitert und vervollständigt mit Kunst, Tanz und Ausdruck aus indonesischen Traditionen und zeitgenössischen Laboren.
Zunächst ragt ein interdisziplinärer Aspekt innerhalb des Universalgenres 'Musik und Darstellende Kunst' heraus, der sphärisch Music Lab(or), Performance Lab, Choreographers Lab und Art Lab einschließt. Eine umfängliche Bandbreite ist mit Indonesien kaum weniger als mit europäisch gewohnten Kontexten der Musik, der Kunst und der Darstellung gegeben, zumal Südostasien eine mindestens ebenso umfangreiche kulturelle Vielfalt aufweist wie Europa. Die Grenzen 'verschwimmen', in asiatischen Ländern vielleicht mehr als im Kontext europäischer Rationalität, sie gehen ineinander über.
Das Music Lab
Zur Vorentwicklung des Music Lab - mit Akzent auf Labor - gehört, dass die Komponisten, Musiker und Interpreten aus Indonesien sich in Workshops mit dem Solisten-Ensemble Neue Musik – des Ensemble Modern - in Jakarta und Frankfurt getroffen und gemeinsam experimentiert haben, d.h. sie 'experimentierten...mit westlichen und indonesischen Instrumenten und tauschten sich über unterschiedliche Notationen, Stimmungssysteme und Klangvorstellungen aus' (nach KfW-Mitteilung). In diesem Austausch entstanden 8 Uraufführungen von Komponisten der indonesischen Kompositorik.
Weiter charakterisiert die KfW-Stiftung: 'Die Stücke, die die Komponisten eigens für das Ensemble Modern entwickelten, zeigen unterschiedlichste Ansätze: Sie reichen vom Einbezug szenischer, audiovisueller oder elektronischer Elemente über die Kombination der Musik mit Gesang und Tanz bis hin zum Rückbezug auf Harmonien und Rhythmen der Gamelanmusik' (https://de.wikipedia.org/wiki/Gamelan). 'Der international renommierte, britisch-äthiopische Videokünstler Theao Eshetu hat diese...musikalische Begegnung filmisch dokumentiert'. Kurzfilm: 'RUANG SUARA: Soundscapes' (wird einleitend gezeigt).
An dem Projekt, das längst aufführungsreif wurde, besticht den interessierten Bürger der erfreuliche Umstand, dass heutige KünstlerInnen transnational gestimmt sind und miteinander können, was sich von anderen einflussreichen Gruppen der Weltgesellschaft nicht immer sagen lässt. Die Kunst hebt an einer Sache an, die sehr auch Handwerk ist. Dieses liefert die souveräne Ebene der Sachgestimmtheit und Objektivität (trotz aller Subjektivität, die auch dazu gehört) und schafft damit eine fundamentale menschliche Gemeinsamkeit, die nicht so sehr durch profanes Eigeninteresse konterkariert wird, sondern sich in Humanitätslagen einschwingt. Die Vorstellung, dass die KünstlerInnen die Politik im Dialog der Kulturen und Staaten zwar nicht ersetzen aber doch wenigstens diese institutionell ergänzen könnten und damit wahrscheinlich mehr erreichen als eine festgefahrene Politik, erscheint immer wieder als eine reizvolle Möglichkeit. Mit Kunst ist möglicherweise eine nachhaltigere Weltveränderung verbunden.
Die Ausführungen zu den acht Uraufführungen besagen, dass der Komponist Alit Harmonien und Rhythmen, die auf dem balinesischen Gamelan basieren, auf besondere Weise auf das westliche Instrumentenwerk überträgt. Aryadi und Sutanto erweitern um elektronische und audiovisuelle Elemente. Winarko betont, in szenischen Aktionen, die Einheit von Theater, Tanz, Instrumentalmusik und Gesang. Banbos liefert wiederum Kombinationen mit anderen teilnehmenden Komponisten. Adam, Sulistiyanto und Swaratyagita arbeiten mit neuen Klängen und auf der Basis von Körpersprache der Musiker. Die Teilnehmenden, ihre Motive und Modelle bieten daher einen Kosmos, der einer Idee des Gesamtkunstwerks nahekommt.
Das Indonesia LAB ist ein Kooperationsprojekt des Frankfurt LAB mit Ensemble Modern, Künstlerhaus Mousonturm, Städelschule und Portikus, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, Hessische Theaterakademie und Dresden Frankfurt Dance Company, in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Indonesien, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die KfW-Stiftung.
Info:
Music LAB
RUANG SUARA
Ensemble Modern und Franck Ollu, Dirigent
Dewa Ketut Alit, Muhammad Arham Aryadi,
Ris Banbos, Gatot Danar Sulistiyanto,
Stevie Jonathan Sutanto, Gema Swaratyagita,
Taufik A.Adam, Joko Winarko
zu Beginn: 'RUANG SUARA: Soundscapes' – Video Theo Eshetu, 2015
Konzert: Dienstag 6.10.2015 und Mittwoch 7.10.2015 20 Uhr, Frankfurt LAB, 60326 Frankfurt, Schmidtstraße 12
Kunst, choreographischer und performativer Tanz:
Art Lab
TRANS-ACT - 'Laboratory of Suspicious Movements', mit: ruangrupa ArtLab (alternative Kunstszene Indonesiens), contact Gonzo (Aktionsflächen und Laboratorien der Stadt bezogen auf das Alltägliche, die urbanen Rituale und populäre Bräuche) und yrd.works (architektonische Interventionen)
1 Stunde vor Programmbeginn im Foyer des Mousonturms, 60316 Frankfurt, Waldschmidtstraße 4, Mittwoch 7.10 bis 18.10.2015, Eintritt frei
CHOREOGRAPHERS´ LAB
Agus Margiyanto (Surakarta) & Ioannis Mandafounis (Genf)
Tänzer des Ausdrucks – 'sie konzentrieren sich vollkommen auf den Körper und seine Bewegungen. Was verraten sie? Was ist Bewegung an sich? Kann der Körper zu einem weißen Blatt werden, auf das alles geschrieben werden kann?'
Mousonturm, Studio 1, 60316 Frankfurt, Waldschmidtstraße 4, Mittwoch 7.10.2015 19 Uhr
PERFORMANCE LAB
Cry Jailolo –Eko Supriyanto
'er ist eine herausragende Figur in der indonesischen Tanzwelt', 'Gründer und künstlerischer Leiter des „Solo Dance Studios“ in Surakarta'. Er mischt Pop, Folklore, Klassik, Musical und Hochkultur, sagt die Ankündigung unter anderem. 'Als Tänzer wurde Supriyanto in Indonesien berühmt, nachdem er Madonna bei ihrer 'Drowned World'-Tour begleitete und in Garin Nugrohos Film „Opera Jawa“ als Tänzer in der Hauptrolle zu sehen war.'
Mousonturm, Saal, 60316 Frankfurt, Waldschmidtstraße 4,Mittwoch 7.10.2015 20 Uhr und Donnerstag 8.10.2015 20 Uhr, mit Warm Up ab 19 Uhr.