Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt drei weitere Fachinformationsdienste an der Universitätsbibliothek Frankfurt

 

Hubertus von Bramnitz

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Was hat sich nicht alles verändert. Als die Universitätsbibliothek Frankfurt erbaut wurde, was sie die modernste in Westdeutschland. Besonders günstig gelegen zudem. Natürlich gegenüber der Universität in Bockenheim, aber auch schräg gegenüber von der Deutschen Bibliothek (West). Und heute? Die Uni ist umgezogen auf das ehemalige Gelände der IG-Farben im Westend, in den schönen IG Farbenbau von Hans Poelzig und die Deutsche Bibliothek ist an der selben Straße entlang, nur Kilometer ostwärts, neu erbaut worden, vor allem in die Tiefe.

 

Das ist noch längst nicht alles. Denn die einsam gewordene Universitätsbibliothek sitzt auf dem Grundstück, das so sinnvoll zum Kulturcampus Bockenheim zusammengeführt werden soll. Alles schwierig, schwierig, aber es muß ja weitergehen, was das Fachliche angeht. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert nun seit dem 1. Januar 2016 drei weitere Fachinformationsdienste an der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main.

 

Mit Fördermitteln von über 1,8 Mio EUR werden in den nächsten drei Jahren die Fachinformationsdienste „Afrikastudien“, „Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft“ und „Jüdische Studien“ aufgebaut. Die Fachinformationsdienste setzen durch innovative informationstechnologische Entwicklungen moderne Akzente und führen gleichzeitig die langjährige Tradition der Frankfurter Sammelschwerpunkte fort. Alle drei Projekte haben in enger Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der jeweiligen Fachcommunity und den jeweiligen Fachgesellschaften die fachlichen Bedürfnisse und Erwartungen an eine forschungsnahe Infrastruktur vorab analysiert und die dazu passenden Dienstleistungen entwickelt.

 

Der „Fachinformationsdienst Afrikastudien“ sammelt schwer zugängliche Veröffentlichungen aus afrikanischen Staaten. Dies ermöglicht eine gleichberechtigte Forschung mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Afrika auf Augenhöhe, verbessert die Rezeptionschancen für die afrikanische Wissenschaft und stellt empirische Informationen insbesondere im Bereich der statistischen Daten auf eine bessere Grundlage. Außerdem soll ein zentrales Beratungs- und Unterstützungsangebot für infrastrukturelle Fragen gerade für die zum Teil kleinen Universitätsinstitute in Deutschland entwickelt werden. Die Vernetzung der verteilt vorhandenen Kompetenzen trägt zur Optimierung der Informationsinfrastruktur der Afrikastudien in Deutschland bei.

 

Der „Fachinformationsdienst Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft“ wird ein neues zentrales Webportal "avldigital.de" zum systematischen Nachweis der Fachliteratur und ein fachspezifisches Repositorium aufbauen. Zusätzlich werden Dienste für das elektronische Publizieren von Open-Access-Zeitschriften implementiert. Den quer zu den philologischen Disziplinen verlaufenden Interessen der Komparatistik kommt ein nutzerorientierter Erwerbungsdienst entgegen. Zur Umsetzung des Vorhabens konnten einschlägige Partner, wie die Deutsche Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, das Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin und die Arbeitsstelle für Theorie der Literatur an der Universität Göttingen gewonnen werden.

 

Der „Fachinformationsdienst Jüdische Studien“ wird neben einem fachlich passgenauen Bestandsaufbau vor allem ein Verfahren zur Retrokonversion transliterierter Titel in die hebräische Originalschrift entwickeln und damit das Suchen dieser Fachliteratur erheblich vereinfachen. In Kooperation mit Prof. Eckert von der Hochschule der Medien in Stuttgart wird die sehr umfangreiche Digitale Sammlung Judaica mit Metadaten aus fachspezifischen Nachschlagewerken angereichert und als Linked Open Data bereitgestellt. Zusammen mit der ULB Sachsen-Anhalt in Halle (Saale) wird ein indexbasiertes, bestandsübergreifendes Nachweis- und Recherchetool zum Spezialthema Israel/Palästina aufgebaut, welches erstmals hebräische und arabische Literaturbestände zusammenführt.

 

Bereits im letzten Jahr wurde mit der Einrichtung des Fachinformationsdienstes Darstellende Kunst begonnen. Mit der Überführung von nun vier Sondersammelgebieten in Fachinformationsdienste ist eine weitere Etappe in der mehrjährigen Umstrukturierung der DFG-geförderten überregionalen Literaturversorgung erreicht.

 

Die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg bietet nicht nur der Goethe-Universität und der Stadt Frankfurt eine hervorragende Infrastruktur im Bereich des Wissens: Unikale historische Beständen, die Sammlung der in Deutschland und in deutscher Sprache erschienenen Drucke für den Zeitraum 1801-1870 und gerade die seit dem zweiten Weltkrieg kontinuierlich von der DFG erst als Sondersammelgebiete, jetzt zum Teil als Fachinformationsdienste geförderten Spezialsammlungen begründen den europäischem Rang und die internationale Bedeutung der Frankfurter Universitätsbibliothek.

 

Übersicht der Projekte: http://www.ub.uni-frankfurt.de/projekte/

 

Kontakt: Dr. Heiner Schnelling, Direktor Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg. Tel. (069) 798 39 230; Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!