Auch Jean Anouilh dichtet zur Weihnachten
Jean Anouilh
Lausanne (Weltexpresso) - Jean Marie Lucien Pierre Anouilh, geboren im Juni 1910 in Bordeaux und 1987 in Lausanne gestorben, ist uns vor allem als Dramatiker bekannt, der in den 60/70er Jahren einer der meistaufgeführten französischen Autoren war. Gedichte von ihm kennen wir kaum.
Das Lied vom verlorenen Jesuskind
"Jesuskind, wo bist du? Du bist nicht mehr zu sehn.
Leer ist deine Krippe, wo Ochs und Esel stehn ...
Ich seh Maria, die Mutter, und Joseph Hand in Hand,
ich seh die schönen Fürsten vom fernen Morgenland.
Doch dich kann ich nicht finden:
Wo bist du, Jesuskind?"
"Ich bin im Herzen der Armen, die ganz vergessen sind."
"Maria, voller Sorgen, die sucht dich überall,
draußen bei den Wirten, in jeder Eck im Stall.
Im Hof ruft Vater Joseph und schaut ins Regenfaß.
Sogar der Mohrenkönig, er wird vor Schrecken blaß.
Alles sucht und ruft dich:
„Wo bist du, Jesuskind?"
"Ich bin im Herzen der Kranken, die arm und einsam sind."
"Die Könige sind gegangen, sie sind schon klein und fern;
die Hirten auf dem Felde, sie sehn nicht mehr den Stern.
Die Nacht wird kalt und finster - erloschen ist das Licht.
Die armen Menschen seufzen: Nein, nein, das war Er nicht! Doch rufen sie noch immer:
„Wo bist du, Jesuskind?"
"Ich bin im Herzen der Heiden, die ohne Hoffnung sind."
Foto: Stille Nacht Kapelle in Oberndorf (c) Salzburger Land
Info: Jean Anouilh (1910 - 1987)