Nach der Melodie: Morgen, Kinder, wird's was geben!
Erich Kästner
Dresden (Weltexpresso) - In Dresden wurde Emil Erich Kästner am 23. Feburar 1899 geboren und starb am 29. Juli in München. Heute ist er vor allem seiner Kinderbücher wie EMIL UND DIE DETIEKTIVE, DAS DOPPELTE LOTTCHEN oder DAS FLIEGENDE KLASSENZIMMER bekannt. Aber er war auch ein hintersinniger Formulierer von Texten für Kabarett und das tägliche Leben.
Weihnachtslied, chemisch gereinigt
Morgen. Kinder, wird's nichts geben!
Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
Mutter schenkte euch das Leben.
Das genügt, wenn man's bedenkt.
Einmal kommt auch eure Zeit.
Morgen ist's noch nicht soweit.
Doch ihr dürft nicht traurig werden.
Reiche haben Armut gern.
Gänsebraten macht Beschwerden.
Puppen sind nicht mehr modern.
Morgen kommt der Weihnachtsmann.
Allerdings nur nebenan.
Lauft ein bißchen durch die Straßen!
Dort gibt's Weihnachtsfest genug.
Christentum, vom Turm geblasen,
macht die kleinsten Kinder klug.
Kopf gut schütteln vor Gebrauch!
Ohne Christbaum geht es auch.
Tannengrün mit Osrambirnen -
lernt drauf pfeifen! Werdet stolz!
Reißt die Bretter von den Stirnen,
denn im Ofen fehlt's an Holz!
Stille Nacht und heil'ge Nacht
weint, wenn's geht, nicht! Sondern lacht!
Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld!
Morgen Kinder, lernt fürs Leben!
Gott ist nicht allein dran schuld.
Gottes Güte reicht soweit...
Ach, du liebe Weihnachtszeit!
Nach der Melodie: Morgen, Kinder, wird's was geben!
Anmerkung: Dieses Lied wurde vom Reichsschulrat
für das Deutsche Einheitslesebuch angekauft
Foto: (c)