Museumsdirektorin der Grimmwelt ist hr4-Sonntagsgast

Helga Faber

Kassel (Weltexpresso) - Rapunzel ist schwanger, Rotkäppchen gestorben, und es gibt einen achten Zwerg? Susanne Völker kennt sich mit Märchen und den Brüdern Grimm bestens aus, ist Museumsdirektorin der Grimmwelt in Kassel und am Sonntag, 26. Februar, ab 11 Uhr im Interview mit Dieter Voss auf hr4 zu hören.

Bereits in der Entstehungszeit der Grimmwelt von 2012 bis 2015 hatte Susanne Völker die Projektleitung. „Der Reiz an der Arbeit mit dem Werk der Brüder Grimm liegt für mich in der unglaublichen Bandbreite“, erklärt sie. Jacob und Wilhelm Grimm waren zum einen sehr akribisch, zum Beispiel in ihrer Sprachforschung, zum anderen hatten sie einen Blick für die großen Zusammenhänge und die Überlieferung von gesellschaftlich wichtigen Texten. Demnächst erwartet die Grimmwelt den 200.000 Besucher, und spätestens bei der 14. Documenta könnte es soweit sein. „Wir werden Documenta-Spielort und sind natürlich schon sehr gespannt“, freut sich Völker.

Entsexualisierte Erziehungsliteratur


Die Museumsdirektorin hütet einen millionenschweren Schatz, denn die Handbücher der Brüder Grimm gehören seit 2015 zum UNESCO- Weltdokumentenerbe. So wie man die Texte heute kennt, waren sie ursprünglich nicht, die Brüder Grimm haben die Texte stark verändert. „Diese glatte weiche Sprache, ‚als das Wünschen noch geholfen hat‘ und solche Formulierungen, stammen tatsächlich von den Brüdern Grimm, und sie haben auch, und das ist ein ganz großer Verdienst, das ‚Gute Ende‘ eingeführt“, sagt Susanne Völker. Das kommt vor allem auch Rotkäppchen und der Großmutter zu Gute. „Märchen waren Erziehungsliteratur und wurden deshalb auch entsexualisiert, und da war ein schwangeres Rapunzel nicht denkbar“, erklärt die Grimm-Expertin im hr4-Interview.

„Ein genialer früher Coup“


Die Grimmwelt ist ein Haus für die ganze Familie. „Wir haben uns bemüht Angebote zu schaffen, die dazu einladen, die Ausstellung selbst zu entdecken, anzufassen, auszuprobieren und sich auf die zauberhafte Welt einzulassen.“ Neben der märchenhaften Welt gibt es auch eine eher abstrakte Präsentation.
Jacob und Wilhelm Grimm waren, als sie die Märchen gesammelt haben, etwa Mitte 20. Sie haben etwa zwei Jahre an den Märchen geschrieben, bis sie sie das erste Mal veröffentlicht haben. „Das heißt, das war nicht das Lebenswerk – das war ein genialer früher Coup, mit dem sie zu Weltruhm gelangt sind, aber es gibt daneben noch viel mehr an wissenschaftlichem Werk, biografischem und politischem Engagement, und auch das wollen wir zeigen“, erklärt Völker. Die Märchen überstrahlen durch ihre Bekanntheit vieles, aber die beiden Brüder haben das immer noch umfangreichste und wichtigste Wörterbuch der deutschen Sprache auf den Weg gebracht.

Foto: Museumsdirektorin der Grimmwelt Susanne Völker (c)  hr/Harry Soremski

Info:

Sendung und Podcast
Das ganze Gespräch mit Susanne Völker und Dieter Voss ist am Sonntag, 26. Februar, von 11 bis 12 Uhr in hr4 zu hören und steht nach der Sendung auf www.hr4.de als Podkast zum Download bereit.