Die Frankfurter Messe zeigt nun auch äußerlich ihre führende Stellung in Deutschland und der Welt, Teil 2/2
Hans Weißhaar
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Anläßlich der feierlichen Eröffnung der neuen Messehalle 12 wurde im Nordfoyer der Halle die Installation „Flying to Peace“ des Münchner Designers Ingo Maurer der Öffentlichkeit vorgestellt und in Betrieb genommen.
Maurer hatte den Wettbewerb zur künstlerischen Gestaltung des Nordfoyers der neuen Messehalle 12 mit einem vertikalen Pendel, in Form eines Ellipsoid, einstimmig für sich entschieden. Daß überhaupt Kunst im Messebetrieb eine Rolle spielt, hat die alten, nach dem Krieg dezidiert beschriebenen, aber dann vergessenen Forderungen nach Kunst am Bau und Kunst im Bau wahrgemacht.
Ziel des Wettbewerbs „Kunst am Bau“ für die Messehalle 12 war es, den Luftraum des Nordfoyers künstlerisch mit Lichtkunst zu gestalten. Durch die Glasfassade ist die gesamte Verkehrsfläche in ihrer Höhe und Tiefe auch von außen gut einsehbar. Das markante Objekt wird während des Schwingens nach oben gezogen, um den Betrachtern auf den unterschiedlichen Erschließungsebenen einen Ausblick zu gewähren.
Neuer Anziehungspunkt auf dem Frankfurter Messegelände: „Flying to Peace“ von Ingo Maurer
Uwe Behm, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, zeigte sich überzeugt, dass „Flying to Peace“ die Aufmerksamkeit der Besucher im Nordfoyer auf sich ziehen wird: „Ich freue mich sehr, dass wir diese raumfüllende Installation in der neuen Halle 12 präsentieren können. Dieses Kunstwerk ist in seiner Tiefgründigkeit zugleich sympathisch und witzig. Das Nordfoyer der Halle 12 wird durch das Pendel zu einer wahren Sehenswürdigkeit werden.“
Im Gegensatz zu einem foucaultschen Pendel bewegt sich das Pendel in der Halle 12 in einer vertikalen Ebene hin und her. Die Unterkante des Pendels liegt in Ruheposition bei drei Metern über dem Boden. Wenn das Pendel nach oben gezogen ist, beträgt der Abstand zum Boden ca. acht Meter. Der Pendelzyklus ist in fünf Phasen unterteilt und dauert rund eine Stunde. Um auf die Bewegung des Pendels und seines Verhaltens aufmerksam zu machen, zeichnet eine rote Lichtlinie am Boden den Schwingungsverlauf des Ellipsoids nach.
Die verspiegelte, konvexe Oberfläche des Pendels fasst die Umgebung in einer Art Panorama zusammen, bei der sich der Betrachter immer im Mittelpunkt befindet.
Ingo Maurer über das Projekt: "Das Pendel ist ein faszinierendes Zusammenspiel aus Bewegung und Reflexion, das ganz individuelle Eindrücke und Empfindungen entstehen lässt. Ich freue mich sehr, dass die Messe Frankfurt sich für das Pendel entschieden hat. Meine Firma ist ja seit Jahrzehnten Aussteller, daher weiß ich, dass man sich während der intensiven Tage einer Messe sowohl Momente der Entspannung als auch inspirierende Situationen wünscht, die neuen Schwung geben. Es wäre schön, wenn die Menschen, die auf der Messe tätig sind, den ruhigen, regelmäßigen Schwung des Pendels intuitiv aufnehmen und sich von ihm motivieren lassen."
Mit der Regelmäßigkeit aus harmonischer Schwingung und der beruhigenden Bewegung der Installation „Flying to Peace“ hatte sich Maurer gegen Entwürfe von Jan und Tim Edler (realities:united), Brigitte Kowanz, Moritz Waldemeyer sowie Wolfgang Winter/ Bertold Hörbelt durchgesetzt. „‘Flying to Peace ‘ ist ein markantes Objekt, das sich perfekt in den Raum einfügt“, beschreibt Prof. Matthias Wagner K, Direktor Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main und Mitglied der Wettbewerbs-Jury, Maurers Arbeit, und ergänzt: „Das Pendel entfaltet eine permanente Ästhetik, auch im Ruhezustand.“
Neben Prof. Wagner K gehörten noch Dr. Susanne Gaensheimer, Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Gerhard Wittfeld, Dipl-Ing. Architekt BDA und geschäftsführender Gesellschafter kadawittfeldarchitektur, Uwe Behm, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, und Olaf Kühl, Bereichsleiter Facility Management der Messe Frankfurt, der Jury an.
Ingo Maurer sagt über sein Werk
Das Pendel hat eine ellipsoide Form, deren kleinster Durchmesser 1,5 Meter und der größte knapp drei Meter beträgt. Sein Gesamtgewicht beträgt ca. 130 Kilogramm und schwingt ca. 10 Grad in beide Richtungen. Von der Decke hängt der Ellipsoid ca. zwölf Meter und wird während des Pendelzyklus um fünf Meter nach oben gezogen. Die Länge der Sehne, parallel zum Fußboden, beträgt etwa fünf Meter.
Das Pendel ist ein aufwendiges handgefertigtes Einzelstück aus drei Millimeter starkem Aluminiumblech, das über eine massive Unterkonstruktion getrieben wurde. Danach wurden die Einzelstücke zusammengesetzt und verschweißt. Im letzten Schritt wurden die Schweißnähte verputzt, in Handarbeit geschliffen und poliert.
Im Hohlraum über der Holzlamellendecke befindet sich die Seilwinde und der Antrieb für das Pendel. Antriebsmotor und Seilwinde sind fest auf einer Metallunterkonstruktion montiert.
Das sogenannte Anschwingen erfolgt über einen Schwenkarm und findet in regelmäßigen Abständen statt. Hat das Pendel den maximalen Ausschlag erreicht, schaltet sich der Antrieb automatisch ab.
Um auf die Bewegung des Pendels und seines Verhaltens aufmerksam zu machen, zeichnet eine rote Lichtlinie am Boden den Schwingungsverlauf des Pendels nach.
Die 15 Meter lange lineare Lichtlinie am Fußboden besteht aus ca. 25 Millimeter breiten zweiteiligen Aluprofilen, die flächenbündig in den Boden eingelassen sind.
Pendelzyklus
Ein Pendelzyklus ist in fünf Phasen unterteilt und dauert rund eine Stunde*:
Anschwingen des Pendels Schwingen & Hochziehen Schwingen in höchster Position Schwingen & Ablassen Ausschwingen
6 - 10 Min. 3 - 6 Min. 0,5 - 1 Min. 3 - 6 Min. 20 - 30 Min.
*Hierbei handelt es sich um technische Parameter, die jederzeit angepasst und verändert werden können.
Während des Hochziehens nimmt die Pendelfrequenz zu, da die Schwingungsdauer von der Länge des Pendels abhängt. In anderen Worten, das Pendel schwingt etwas schneller als in seiner Ausgangsposition.
Foto:
© Messe Frankfurt
Info:
Wenn Sie sich selbst einen Eindruck von der Installation „Flying to Peace“ machen möchten, schauen Sie sich Film an: www.messefrankfurt.com/flyingtopeace
Über Ingo Maurer:
Ingo Maurer, geboren 1932, entwirft seit 1966 ungewöhnliche Lampen und Lichtsysteme, die er als Unternehmer in der eigenen Firma produziert und weltweit vertreibt. Zu den bekanntesten Entwürfen gehören Bulb (1966), das Niedervolt-Halogen-System YaYaHo (1984) und die geflügelte Glühlampe Lucellino (1992). Die Beleuchtung für die Münchner U- Bahnhöfe Westfriedhof (1998) und Münchner Freiheit (2010), Außenbeleuchtung für das neue Universitätsviertel in Luxemburg (2014) und Lichtobjekte für ein Resorthotel in Georgien (2018) sind einige seiner vielzähligen und vielfältigen Auftragsarbeiten für öffentliche Gebäude und Privathäuser.
Ingo Maurer hat mehrere renommierte Auszeichnungen erhalten, u.a. wurde ihm 2010 der Designpreis der Bundesrepublik Deutschland und 2011 der italienische Compasso d’Oro verliehen, jeweils für sein Lebenswerk. Weitere Informationen: www.ingo-maurer.com