Die Frankfurter Messe zeigt nun auch äußerlich ihre führende Stellung in Deutschland und der Welt, Teil 1/2
Hans Weißhaar
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Normalerweise interessiert es den Frankfurter wenig, was sich alles auf dem Messegelände tut, das in nordwestlicher Richtung auf der Höhe des Hauptbahnhofs gewaltige Ausmaße besitzt. Was früher mal am Rande der Stadt, bzw. in Stadtteile überging, ist nun von Stadtviertern umrundet, die neu aus dem Boden geschossen sind, wie das Europaviertel. Eigentlich interessiert das Bauen dort den Frankfurter wenig, aber die seit dem Mittelalter in Frankfurt stattfindenden Messen sind so tief im Gedächtnis der Stadt verankert, daß die Eröffnung einer neuen Superhalle ein echtes Stadtereignis ist und wie ein Staatsakt begangen wurde.
Bei einem Festakt mit rund 2.000 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Medien wurde diese Woche auf dem Frankfurter Messegelände die Messehalle 12 eingeweiht. Das Gebäude wurde in zwei Jahren Bauzeit errichtet und bildet den Schlussstein in der Bebauung freier Fläche innerhalb des Westgeländes der Messe Frankfurt.
„Die Messe Frankfurt ist einer der wichtigsten globalen Akteure der Branche und ein Musterbeispiel für Hessens wirtschaftlichen Erfolg. Sie nutzt die Möglichkeiten der Digitalisierung für neue Marketingkonzepte, aber sie weiß auch, dass persönliche Begegnung und unmittelbarer Austausch nicht zu ersetzen sind“, lobte Mathias Samson, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, die Messe Frankfurt in seinem Grußwort. „Messen werden deshalb auch in der digitalen Ökonomie ihre Funktion als Branchentreffs und Schaufenster der Wirtschaft behalten. Sie stehen für internationalen Handel und freien Waren- und Dienstleistungsverkehr – also für Prinzipien, denen Deutschland Arbeitsplätze und Wohlstand verdankt.“
Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main und Aufsichtsratsvorsitzender der Messe Frankfurt, zeigte sich besonders von der außergewöhnlichen Hallen-Architektur beeindruckt: „Vor zwei Jahren haben wir hier den Grundstein für die Halle 12 gelegt. Wir hatten Pläne und Bilder vor Augen, die uns bereits damals zeigten, welche besondere Architekturleistung uns erwartet. Alle Erwartungen wurden von der Realität übertroffen. Die Halle 12 ist ein weiteres architektonisches Highlight auf dem Frankfurter Messegelände.“
Später fügte der äußerst engagierte Feldmann noch hinzu: „Zu Spitzenzeiten haben gleichzeitig über 800 Fachkräfte auf der Baustelle der rund 34.000 Quadratmeter großen Halle gearbeitet. Ihre Grundfläche entspricht der Größe von fünf Fußballfeldern. Im angrenzenden Parkhaus stehen 800 Parkplätze zur Verfügung. Es wurden ca. 600 Kilometer Daten- und Schwachstromkabel und 50 Kilometer Kabel für die Gebäudeleittechnik verlegt. Des Weiteren gibt es 46 Lüftungsanlagen, 50.000 Quadratmeter Lüftungskanäle, sechs Kältemaschinen, 34 Kilometer Rohrleitungen für Kälte und Heizung, 160 Heizkörper, 25.000 Sprinkler und 11,2 Kilometer Trinkwasserleitungen aus Edelstahl. Auf dem Dach stehen 5.300 Solarmodule mit einer Gesamtfläche von 9.000 Quadratmetern. Damit ist eine Energieerzeugung möglich, die dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 241 Vier-Personen-Haushalten entspricht.“
Durch die rund drei Kilometer lange Via Mobile, das überdachte und verglaste Transportsystem mit Laufbändern und Rolltreppen, sind nun alle Hallen des Messegeländes miteinander verbunden. „Wir haben eine moderne, variabel einsetzbare Halle gebaut, die durch ihre transparente Bauweise eine übersichtliche und logistisch ideale Besucherführung aufweist“, freute sich Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Frankfurt, während der feierlichen Einweihung. „Wir danken unseren Gesellschaftern und dem Aufsichtsrat für die großartige und weitsichtige Entscheidung zum Bau der Halle 12 – und damit auch für die Optimierung des gesamten Messegeländes. Mit der Halle 12 konnten wir die besten Voraussetzungen schaffen, das Gelände in Zukunft noch flexibler zu nutzen.“
Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt und für die traditionellen ehemaligen Frühlings- und Herbstmessen, heute als Konsummessen qualifiziert, fügte hinzu: „Dass die neue Halle im Messealltag funktioniert und Ausstellern und Besuchern ein außergewöhnliches Ambiente bietet, hat sie bereits bei der 25. Automechanika bewiesen.“ Denn da wurde die neue Halle einfach schon bespielt.
Die Messe Frankfurt verfolgt seit dem Jahr 1997 einen ehrgeizigen Masterplan, der eine Modernisierung des Messegeländes und eine damit verbundene Steigerung der Qualität zum Ziel hat. „Mit diesem Masterplan befinden wir uns jetzt auf der Zielgeraden“, sagte Uwe Behm, Geschäftsführer der Messe Frankfurt. „Wenn dieser abgeschlossen ist, werden wir rund eine Milliarde Euro in das Messegelände investiert haben.“ Dazu werden dann auch noch der Neubau der Halle 5, der unmittelbar nach der Buchmesse 2019 beginnt, sowie die technische Aufrüstung der Halle 6 und die Revitalisierung des Congress Centers zählen.
Daß die Frankfurter Messe dies alles aus eigener Kraft stemmen kann, verdankt sie einer vorausschauenden Planung ihrer früheren Direktoren. So war es ein Goldhändchen, das einst die internationalen Verträge schloß, daß Frankfurter Messen in der ganzen Welt eine spezifische Messe ausrichtet, wie zum Beispiel die Mechanika, die die Frankfurter Messe auf der ganzen Welt veranstaltet, was für einen ordentlichen Gewinn sorgt. Denn die Frankfurter Messe ist nicht nur in Deutschland die führende Messe und seit vielen vielen Jahren ein äußerst gewinnbringendes Geschäft für ihre Eigner: die Stadt Frankfurt zu 60 Prozent und das Land Hessen zu 40 Prozent. Die Frankfurter Messe, die international auf dem 3. /4. Rang steht, nimmt aber Platz 1 ein, wenn es um die führende Messe auf eigenem Gelände geht. Denn die meisten anderen Messen besitzen den Grund nicht, auf dem sie stehen.
Mehr als 2.400 Mitarbeiter an 30 Standorten erwirtschaften einen Jahresumsatz von rund 669 Millionen Euro.
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