Eric Fischling
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wenn nur diese Wortungetüme nicht wären! Stiftung und Social Impact gGmbH zeichnen Leuchtturmprojekte der Förderprogramme „ANKOMMER. Perspektive Deutschland“ und „AndersGründer“ aus. Rund 15 Social Start-ups präsentierten sich auf einer Messe, dem Podium und in einem Live-Pitch und zeigten die Bandbreite ihrer erfolgreichen Geschäftsideen zur ökonomischen Integration Geflüchteter sowie zur Lösung weiterer sozialer und gesellschaftlicher Herausforderungen.
Der Special Impact Award wurde in drei Kategorien vergeben, u.a. durch den Schirmherrn, das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und die Stadt Frankfurt. Und wie man sieht, waren jede Menge Frauen darunter.
Die Verleihung des „Special Impact Awards“ fand in diesem Jahr in der frisch eröffneten Villa 102 statt. Die KfW Stiftung und die Social Impact gGmbH zeichneten mit dem Preis für Sozialgründer*innen Leuchtturmprojekte der Förderprogramme „ANKOMMER. Perspektive Deutschland“ sowie „AndersGründer“ aus. Mit ihren Geschäftsmodellen möchten die Stipendiat*innen gesellschaftliche und vielfältige soziale Probleme mit unternehmerischen Mitteln lösen – nachhaltig und skalierbar. Ausgebildet wurden die Teams bundesweit in fünf Social Impact Labs. Die Preise wurden prominent überreicht durch den Schirmherrn des Programms, das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, vertreten durch Dr. Matthias Koehler; Sylvia Weber, Dezernentin für Integration und Bildung der Stadt Frankfurt am Main; Dr. Ingrid Hengster, Vorstandsmitglied der KfW und KfW Stiftung und Norbert Kunz, Geschäftsführer der Social Impact gGmbH.
In der Kategorie „ANKOMMER. Perspektive Deutschland“ ging der „Special Impact Award“ in Höhe von 20.000 Euro für die Entwicklung von bemerkenswerten innovativen und (sozial-)unternehmerischen Lösungskonzepten, die geflüchteten Menschen einen verbesserten Zugang zu Bildung, Ausbildung und Arbeitsplätzen in Deutschland ermöglichen, an das Frankfurter Team „Bridges – Musik verbindet“. Die Initiative bringt Profimusiker*innen mit und ohne Fluchthintergrund auf Augenhöhe zusammen, schafft durch Konzerte sowie musikpädagogische Aufträge Beschäftigungsmöglichkeiten und fördert den interkulturellen Dialog. Gleichzeitig treten sie für eine faire Bezahlung von Profimusiker*innen ein.
In der Kategorie „AndersGründer“ geht das Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro für die Lösung eines sozialen Problems und der Überführung der Idee in ein nachhaltig wirksames Unternehmen an das Team „1001plateau“ aus Duisburg. Es bietet psychosoziale Hilfen für Menschen mit Unterstützungsbedarf an, die sich als Trans-, Intergender oder Queer identifizieren. Zudem stärkt 1001plateau das Konzept der sexuellen Vielfalt im gesellschaftlichen Dialog, um Vorurteile und Diskriminierung abzubauen.
In der Kategorie „Community Award“, gewählt durch die Online-Community der beiden Stipendienprogramme, geht der Preis in Höhe von 5.000 Euro an das Frankfurter Projekt „ZuBaKa“. Mit einem „Zukunftsbaukasten für Neuankommende“ ermöglicht das Team jugendlichen Migrant*innen und Geflüchteten einen erfolgreichen Start in Schule und Beruf und befähigt sie zu gesellschaftlicher Teilhabe. Gemeinsam mit Schulen und anderen Akteur*innen vor Ort wird so die Basis für eine gelingende Integration geschaffen.
Die KfW Stiftung ist eine der wenigen Stiftungen bundesweit, die Infrastruktur für Ausbildung und Vernetzung von Social Entrepreneurs fördert. Neben der thematischen Bandbreite der Start-ups ihrer Förderprogramme ist die Bilanz beeindruckend:In drei Jahren Gründer*innenförderung haben die 39 ausgebildeten „ANKOMMER“-Teams insgesamt mehr als 9.000 Menschen mit Fluchthintergrund adressiert.371 Geflüchtete erhielten durch die geförderten Social Start-ups Zugang zum Arbeitsmarkt. Sie arbeiten heute in festen Beschäftigungsverhältnissen, auf Honorarstellen, in Freelancerverhältnissen oder in befristeten Stellen.Mehr als 500 Menschen mit Fluchthintergrund konnten seit 2015 in eine Ausbildung vermittelt werden. Eine Vielzahl von ihnen wurde sogar durch die jungen Sozialunternehmen selbst ausgebildet.Rund 8.200 Menschen konnten durch weitere Unterstützungsleistungen wie Einstiegsqualifikationen, juristische Beratungen oder Sprachvermittlung qualifiziert werden.
Die Erfolge der „AndersGründer“ sind nicht minder beeindruckend:Von 91 ins Programm aufgenommenen Teams haben bereits 56 erfolgreich gegründet und behaupten sich bis heute erfolgreich am Markt. Die Gründer*innen sind zu fast 50% weiblich. Auf unseren Bildern allerdings überwiegen die Frauen, aber das sind dann vielleicht die Projekte, die vor allem sozial sind.
Auch „live und in Farbe“ konnten sich die Gäste der Preisverleihung vom Social Impact überzeugen, den die Sozialgründer*innen mit ihren unternehmerischen Ideen zur Lösung sozialer und gesellschaftlicher Herausforderungen ermöglichen: In drei Talkrunden, hochbesetzt mit Vertreter*innen aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und der Stadt Frankfurt am Main, diskutierten ehemalige Stipendiat*innen das Spektrum der unternehmerischen Lösungsansätze anhand der drei Themen „Chancen der ökonomischen Integration Geflüchteter durch Gründung“, „Besondere Herausforderungen bei der Integration geflüchteter Frauen“ und „Geflüchtete Menschen und hier Beheimatete – ein Perspektivwechsel“. Hier brachte sich mit ihrer persönlichen Migrationsgeschichte auch die Journalistin und gleichzeitig Moderatorin des Abends, Hatice Akyün, ein.
Auf der begleitenden Social-Start-up-Messe präsentierten die von der KfW Stiftung geförderten Teams unterschiedlichste Geschäftsideen. Als erster deutscher Kinderbuchverlag seiner Art lässt beispielsweise der „neunmalklug verlag“ aus Mannheim seine Bücher nach dem Cradle-to Cradle-Prinzip drucken. Alle Komponenten der Bücher sind positiv auf Umwelt-und Gesundheitsverträglichkeit getestet. Alle Bücher bestehen vollständig aus Materialien, die in den biologischen Kreislauf zurückgeführt werden können. „Stadtteilfabrik“ beispielsweise designt und baut Möbel aus Sperrmüll, um eine nachhaltige Nutzung von Sperrmüll im Essener Eltingviertel zu etablieren. Das Viertel, in dem viele sozial benachteiligte Menschen zusammenleben, soll dadurch ästhetisch, sozial und kulturell weiterentwickelt werden. Für die Zukunft ist deshalb neben der Übertragung des Modells auf andere deutsche Städte auch eine Stadtteilfabrik als sogenannter Makerspace für urbane Gestaltung geplant, in der Kooperationen von Bürger*innen, Schulen, Instituten oder Firmen entstehen können.
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