Serie: Frankfurter Herbstmesse TENDENCE vom 24. bis 27. August auf dem Messegelände, Teil 4

 

Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Hebach & Kloess sowie Beate Pfefferkorn und Adam Ryl sind die diesjährigen Preisträger, denen gemeinsam sind: Filigrane Oberflächen und funktionales Design. Am Montag, 26. August 2013 wurde der älteste Hessische Preis und der älteste bundesdeutsche Designpreis, der Hessische Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk auf der internationalen Frankfurter Konsumgütermesse Tendence verliehen.

 

Bereits zum 63. Mal würdigte der mit insgesamt EUR 8.000,- dotierte und von Wirtschaftsminister Florian Rentsch anhand von Ehrauszeichnung und Scheck überreichte Preis das künstlerische Schaffen von Kunsthandwerkern. Dabei haben von den diesjährigen Preisträger den ersten Preis für ihre Metallgestaltung Hebach & Kloess erhalten, die Schmuckgestalterin Beate Pfefferkorn den zweiten und Objektdesigner Adam Ryl den Sonderpreis. Alle drei Preisträger, die die fünfköpfige Jury in diesem Jahr auswählte, gehören zu den Nachwuchstalenten, die ihre Arbeiten bei „Talents Modern Crafts“ oder „Talents Carat“ auf der Tendence zeigen.

 

Der Hessische Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk ist sowohl für Kunsthandwerker als auch für Designer ein echtes Gütesiegel. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Auszeichnung zu einem unentbehrlichen Aushängeschild für das deutsche Kunsthandwerk im Allgemeinen und insbesondere für dessen Preisträger entwickelt. Daneben geben sowohl die Verleihung als auch die Präsentation der Gewinnerprodukte auf der Tendence wichtige Impulse an Handel und Hersteller“, so Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt.

 

 

Die durch viele und lange Reden etwas strapaziöse Feierstunde fand in der Galleria statt und wurde von Jörg Bombach vom Hessischen Rundfunk strukturiert und charmant geleitet. Da man allen Rednern ihre Begeisterung für die Sache anmerkte, kam man auch mit dem Ausmaß der Reden zurecht. Denn natürlich sind diese Anlässe – Wahlkampf hin oder her – auch immer Gelegenheiten, die Arbeit von Ministerien oder Verbänden oder sonst wem herauszustellen. Rentsch sieht den Hessischen Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk als einen „Beitrag die Kunst in Hessen wirtschaftlich zu stärken und

wirksam zu präsentieren. Der kulturelle Wert und die wirtschaftliche Bedeutung des deutschen Kunsthandwerks sollen in ihrer ganzen Breite gewürdigt werden.“ Er bezeichnete die Messe Frankfurt als ideale Plattform und erfolgversprechendes Marketinginstrument für das deutsche Kunsthandwerk und dankte den Mitwirkenden

für die gute Zusammenarbeit.

 

Man konnte dann in Halle 9.0 in gemütlichem Beisammensein auch die ausgezeichneten Produkte im einzelnen anschauen. Zum 1. Preis sagt die Jury: „Überzeugendes Produktkonzept“, Hebach & Kloess, Atelier für Metallgestaltung, Hildesheim, (Tendence; Halle 9.0 F70). Es ist eine Ateliergemeinschaft von Jan Hebach und Sophie Kloess in Hildesheim, die mit ihren Silber- und Stahlobjekten den ersten Preis gewonnen. Die Jury zeigte sich überzeugt von dem Produktkonzept der beiden Designer: Ihre Arbeiten zeigen ein gelungenes Zusammenspiel von Formentwicklung, Materialauswahl und Oberflächenbearbeitung. Die stringente Ausführung von Gebrauchsgegenständen erreiche, so die Jury, eine hohe Funktionalität mit großem ästhetischen Anspruch. Kloess ist Goldschmiedin und Absolventin der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim, an der auch Hebach, Autodidakt in der Metall- und Schmiedearbeit, sein Diplom erwarb.

 

Beide arbeiten in reduzierter Formgestaltung mit intensivem Blick auf die spätere Anwendung der Objekte. Linien sollen die Funktion unterstreichen, aber auch Ausdruck verleihen und dem Gegenstand „einen Geist einhauchen“, so Hebach. Durch die aufwändige Bearbeitung geben sie dem Material etwas Sinnliches und schaffen so ein Werk, das mit dem britischen Ausdruck von „Arts & Crafts“ gut beschrieben ist und ihren hohen Anspruch an Design und Perfektion ausdrückt. „Es passiert viel während des Entwurfs, das ist unsere Stärke“, so Hebach. Während der Fertigung fließen Stimmungen und Gefühle mit ein, was zum Beispiel beim Zeichnen einer Linie am Computer nicht geschehe. Ein Beispiel für die hohe Funktionalität der Messer in Stahl und Damaszenerstahl sind die nahezu fließenden Übergänge zwischen Heft und Klinge, welche der Handhabung eines Messers entgegenkommen: „…denn bei der Nutzung eines Messers setzen die Finger meist auf der Klinge auf und können so die Bewegung besser ausführen“.

 

Kloess widmet sich in ihren Objekten verstärkt der Silberkunst. Das Material bringe eine „besondere Spannung in die Form“ und erlaube sehr exaktes Ausarbeiten. Die Geste, die Bewegung der späteren Nutzung, denkt Kloess bei der Fertigung von Anfang an mit. In der Tat geht von den Gegenständen eine Faszination aus, weil wie es in der Musik und Literatur Gesamtkunstwerke gibt, man hier beim Betrachten eines der Messer zum Beispiel eine solche Eleganz durch das Ineinander- und Übereinanderziehen von sonst hintereinander angeordnetem Heft und Klinge verspürt, daß man an Schönheit und erst in zweiter Linie an die Funktion des Gegenstandes denkt. Beim Gebrauch wird es dann andersherum sein! Fortsetzung folgt.

 

 

INFO:

 

Die Jury

 

Die fünfköpfige Jury bestand in diesem Jahr aus der freien Modejournalistin Ute B. Fröhlich, der Innenarchitektin und Möbeldesignerin Viola Herr, der Glasschleiferin und Staatspreisträgerin aus dem Jahr 2012 Gabriele Küster, sowie Lutz Schell-Peters, Leiter der Werkakademie Kassel und Prof. Dr. Schmidberger, ehemaliger Kustos der Staatlichen Museen Kassel und Professor h.c. für Designgeschichte an der Universität Kassel.

 

Der Hessische Staatspreis

 

Der Hessische Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk wurde 1951 als erster Staatspreis in Deutschland auf Anregung von Kunsthandwerk Hessen e. V. vom damaligen Hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn gestiftet. Er wird traditionell im Rahmen der Frankfurter Konsumgütermesse Tendence verliehen.

 

Internationales Konsumgüterevent Tendence

 

Die Tendence (24. bis 27. August 2013) ist die wichtigste Orderplattform und das bedeutendste Trend-Barometer der zweiten Jahreshälfte. Sie verfügt über ein umfassendes Produktangebot mit Relevanz für alle Vertriebsformen des Handels: Für den Einzelhandel ist die Tendence der entscheidende Ordertermin für das Weihnachtsgeschäft, Großabnehmern gibt sie einen ersten Überblick über Produktneuheiten für die kommende Frühjahrs – und Sommersaison 2014.

 

www.tendence.messefrankfurt.com

www. messefrankfurt.com