Serie: Frankfurter Herbstmesse TENDENCE vom 24. bis 27. August auf dem Messegelände, Teil 5

 

Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der zweite Preis ging an die Diplom-Designerin und Schmuckgestalterin Beate Pfefferkorn. Die Jury zeichnete ihren Porzellanschmuck aus, „der sich durch ein subtiles Farbgefühl und eine feine Oberflächengestaltung“ hervorhebt. „Es gibt Momente im Leben, da ist alles ganz klar“, so Pfefferkorn.

 

Schon sehr früh entdeckte die talentierte Schülerin ihre Liebe zum künstlerischen Umgang mit Objekten und zum Spiel mit Materialien. Innerhalb des Keramikstudiums an der Burg Giebichenstein in Halle wählte Pfefferkorn das Porzellan als ihr Arbeitsmaterial. Sie versteht Porzellan als ein formgebendes Element, das fein, dicht und zunächst schneeweiß ist. Glasur trägt Pfefferkorn auf die Objekte auf, um Glanz zu erzeugen; die Farbnuancen entstehen durch Einfärben der Porzellanmasse. Die in Dresden lebende, freischaffende Schmuckdesignerin legt Wert darauf, dass die Schmuckstücke handwerklich gefertigt sind und die individuelle Bearbeitung und Handschrift sichtbar bleibt.

 

In ihren kleineren, auch im Alltag tragbaren Schmuckobjekten fertigt Pfefferkorn Dolden aus Kugeln unterschiedlicher Größe. Mit Reliefs versehene Kettenteile werden über filigrane Trägersysteme miteinander verbunden. Ihr Arbeitsprozess baut stets auf den Einzelteilen auf: Die Designerin fügt die Stücke so lange zusammen und kombiniert sie neu, bis sie schließlich zu ihrer Form findet. Die großen Schmuckobjekte zeigen einen ritualisierten Gebrauch von Schmuck, angelehnt an ethnografische und mythologische Motive. Sie bilden einen geschlossenen Kreis um Hals und Nacken und bestechen durch den Rhythmus und das Zusammenspiel der einzelnen, aus Porzellan gefertigten Stücke: „Die Teile sind unterschiedlich, aber ähnlich. Sie funktionieren nur in der Gemeinschaft, in der Gruppe, als Ganzes.“ Was kann man einer Schmuckgestalterin Schöneres sagen als daß wir ihre in den Vitrinen ausgestellten Colliers und Ketten aus tropfendem Porzellan sofort tragen würden!

 

Der Metallkünstler Adam Ryl ist mit dem Preis für innovatives künstlerisches Schaffen ausgezeichnet worden. Das ist der jährliche Sonderpreis und wir gestehen, daß wir von seinen Arbeiten fasziniert sind. Der seit 1996 an der Werkakademie für Gestaltung Hessen tätige Dozent verarbeitet Schweißdrähte und schafft durch eine von ihm selbst entwickelte Schweißmethode „innovative Metallgefäße mit granulatartigen Oberflächen“. Diese, so die Jury, wandeln „sich vom Gebrauchsgegenstand zum Kunstobjekt“.

 

Ryl ist gebürtiger Pole und entwickelt in seiner Arbeit eine alte Schweißtechnik weiter: „Wenn wir uns darauf besinnen, was wir haben, können innovative Ideen entstehen.“ Dies geschieht bei Ryl durch die Transformation des Schweißdrahtes: dieser bildet, sobald er abgeschmolzen ist, einen Schweißpunkt – eine Art Schweißperle. Aufbauend auf diesem Punkt schafft er eine Plastik, die Stück für Stück wächst und Form annimmt. Der verwendete Werkstoff Stahl löst sich förmlich auf und gewinnt an Leichtigkeit. Dieser spielerische Umgang mit der Formsuche bringt Ryl dazu, nicht nur selbst zu experimentieren und offen zu sein für die entstehende Gestalt, sondern auch die Betrachter zu überraschen.

 

Einige der anthrazitfarbenen Objekte erinnern an Naturobjekte mit Rundungen und kokonartigen Windungen, andere sind eher aufnehmende Gefäße mit irritierender Stofflichkeit. Um einen Kontrast zu schaffen, poliert er den Stahl an einigen Kanten oder Flächen und setzt somit Akzente. Es scheint, als verkörpere Adam Ryl seine Kunst: „Das ist eine Handschrift, die mir nicht mehr genommen werden kann. Leute verbinden das

mit mir.“ Beim Betrachten der dunklen, aber porösen Oberflächen empfindet man tief, daß man so etwas noch nie gesehen hat. Da es abends ist und eine Feierstunde, darf man die Gegenstände auch anfassen, denn sie üben einen unglaublichen haptischen Reiz aus. Bei diesen Objekten, die wohl auch meist eine Funktion haben, sind wir mit dem reinen Blick auf die Dinge schon zufrieden. So sieht eine neue Kunst aus, denkt man, und weiß, daß Kunst und Kunsthandwerk wirklich Hand in Hand geht.

 

INFO:

 

Die Jury

 

Die fünfköpfige Jury bestand in diesem Jahr aus der freien Modejournalistin Ute B. Fröhlich, der Innenarchitektin und Möbeldesignerin Viola Herr, der Glasschleiferin und Staatspreisträgerin aus dem Jahr 2012 Gabriele Küster, sowie Lutz Schell-Peters, Leiter der Werkakademie Kassel und Prof. Dr. Schmidberger, ehemaliger Kustos der Staatlichen Museen Kassel und Professor h.c. für Designgeschichte an der Universität Kassel.

 

Der Hessische Staatspreis

 

Der Hessische Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk wurde 1951 als erster Staatspreis in Deutschland auf Anregung von Kunsthandwerk Hessen e. V. vom damaligen Hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn gestiftet. Er wird traditionell im Rahmen der Frankfurter Konsumgütermesse Tendence verliehen.

 

Internationales Konsumgüterevent Tendence

 

Die Tendence (24. bis 27. August 2013) ist die wichtigste Orderplattform und das bedeutendste Trend-Barometer der zweiten Jahreshälfte. Sie verfügt über ein umfassendes Produktangebot mit Relevanz für alle Vertriebsformen des Handels: Für den Einzelhandel ist die Tendence der entscheidende Ordertermin für das Weihnachtsgeschäft, Großabnehmern gibt sie einen ersten Überblick über Produktneuheiten für die kommende Frühjahrs – und Sommersaison 2014.

 

www.tendence.messefrankfurt.com

www. messefrankfurt.com