Serie: SKYLINE PLAZA eröffnet in Frankfurt am Main, Teil 2

 

Siegrid Püschel und Roman Herzig

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Es kommt als Einzugsgebiet für das neue SKYLINE PLAZA das Gallus dazu. Und das ist soziologisch und städtebaulich eine weitere Herausforderung für dieses Einkaufszentrum. Das Frankfurter Gallusviertel entstand in der heutigen Gestalt in der Folge des 1888 eröffneten Hauptbahnhofs als Besiedelung von Handwerkern und Arbeitern.

 

Zum einen entstanden dort Industriebetriebe, von denen ADLER – heute noch bekannt durch die Schreibmaschinen, angefangen hatte der Frankfurter Unternehmer Adler mit Fahrrädern – das bekannteste wurde, aber auch Eisengießereien, Alfred Teves, die Bremsenfabrik, oder auch die Telefonbau und Normalzeit, Telenorma im Slang. Beiderseits der Mainzer Landstraße, die am Opernplatz beginnt, siedelten Autohäuser, heute sind dort etliche Einrichtungen der Stadt untergebracht und es residiert an dieser Ausfallstraße auch die FAZ mit Verlags- und Redaktionsgebäude. Aus der einst blühenden Industrie und Handwerkeroase wurde spätestens in der Nachkriegszeit ein Problemviertel.

 

Die einst für die Beschäftigten des Gallus errichtete Hellerhofsiedlung (Stadtbaurat Ernst May!) und die Friedrich Ebert Siedlung sind als Arbeiterwohnsiedlungen erbaut, denen nach und nach die Arbeiter fehlten, denn es gab zunehmend keine Arbeitsplätze mehr. Das Gallus als Industriegebiet hatte ausgedient. Der zuvor so wichtige und großflächige Güterbahnhof verlor dadurch ebenfalls seine Wichtigkeit. Das zweite Standbein des Gallus waren die Handwerksbetriebe, die in den Hinterhöfen der Gründerzeitbauten oder vornehm als Ladengeschäft lange gute Geschäfte machten, bis das Viertel eben seine Verdienstmöglichkeiten verlor. Wenn man hinzufügt, daß heutzutage im Gallus der Bevölkerungsanteil von Ausländern 41 Prozent und damit den höchsten Anteil in Frankfurt aufweist, kann man sich die soziale Problematik denken, deretwegen das Gallus auch in soziale Programme aufgenommen wurde.

 

Daß für eingesessene Frankfurter das Gallus wirklich Kamerun genannt wurde – eher wurde, als wird – hat mit Ausländern überhaupt nichts zu tun. So hieß es schon um 1900, als Deutschland die gleichnamige Kolonie in Afrika besaß. Der semantischen Erklärungen für diesen Begriff sind viele, aber spannender ist der gegenwärtige Prozeß der Stadtentwicklung. Denn die Messe und das Westend sind sogenannte 'Premiummarken', die Hotels gehören mit ihrer Klientel ebenfalls dazu, das neue Europaviertel soll sozial 'gemischt' sein, aber es sieht so aus, als ob es ein besonderer Anziehungspunkt für Jüngere, für Gutverdienende und eben auch mobile Leute wird. Neubaumieten sind sowieso per se teurer als 'gebrauchte' Wohnungen, so daß man also von einer besser situierten Wohnbevölkerung ausgehen darf. Diese Situation ist ja genau diejenige, auf die SKYLINE PLAZA zu Recht spekulieren darf, denn neue Mieter brauchen meist neue Möbel, Hausrat etc. Und junge Leute gehen auch öfter Essen als ältere.

 

Zurück zum Gallus, das sich nun im Prozeß der Gentrifizierung befindet. Damit ist in der Stadtsoziologie jeweils die Situation gemeint, in der eine statushöhere Bevölkerung, also auch eine mit mehr Einkommen, die zuvorigen Bewohner vertreibt, indem durch Renovierung oder Restaurierung die bisherige Wohnsituation 'aufgehübscht' wird und durch erhöhte Mieten für die alteingesessene Bevölkerung nicht nur teuer, sondern meist nicht mehr bezahlbar wird. Noch ist es stärker die Angst davor, die Thema im Gallus ist, aber man braucht nur einen Blick auf den Stadtplan zu werfen, um vermuten zu dürfen, daß dort personelle Verschiebungen in Gang kommen.

 

Aber auch schon heute ist SKYLINE PLAZA durchaus eine Einkaufs- und Aufenthaltsmöglichkeit auch für diese bisherigen Bewohner, denn die 170 Geschäfte sprechen nicht nur den großen Geldbeutel an. Daß es auf der anderen Seite für die Attraktivität des Zentrums auch sehr hochrangige Geschäfte geben muß, hat mit der – wie nun aufgezeigt wurde – unterschiedlichen Klientel der potentiellen Käufer zu tun.

 

Einen wichtigen Bereich haben wir noch hinzuzufügen, der nächstes Jahr voll durchschlagen wird. Dieselben Investoren, die das SKYLINE PLAZA errichteten, sind die Geldgeber für das noch in Bau befindliche KAP EUROPA, das dann ab Mitte 2014 die Messe Frankfurt 'bespielten' wird. Dieses Gebäude ist das benachbarte Kongreßzentrum, das vom Bau her den Begriff KAP ästhetisch aufnimmt und mit EUROPA seine Lage am Rand des neuen Viertels beschreibt. Von Anfang an wurde bei diesem Bau auf höchste Nachhaltigkeit Wert gelegt und für seinen ökologisch hohen Standard wurde das Gebäude schon heute mit einem Vorzertifikat in Gold ausgezeichnet. In unserem Zusammenhang aber interessiert vor allem, daß Tausende von Kongreßgästen ihre Pausen sowie ihre Ankunfts- und Abfahrtszeiten mit Besuchen des gegenüberliegenden SYKLINE PLAZA füllen können und dies auch werden, wobei sicher der Dachterrasse mit dem SPA ebenfalls eine hohe Priorität zukommen wird. Fortsetzung folgt.