Die sehenden Maschinen aus Darmstadt

 

Ulla Micheline

 

Darmstadt (Weltexpresso) - Fehler in der Produktion kosten die Industrie viel Geld. Um das zu ändern, bietet Isra Vision eine Spezialsoftware an, die mit Kameras verbunden ist. Bei jeder kleinsten Beschädigung schlagen die "sehende Maschinen" Alarm. Die Machine-Vision-Anwendungen von Isra sind gefragt. Die Darmstädter Firma wächst seit Jahren in rasantem Tempo.

 

Die Spezial-Software-Firma tummelt sich in zahlreichen Industrien: der Auto-, Stahl-, Druck-, Glas-, Verpackungs- und Solar-Branche. Wenn es in der einen Industrie mal schlecht läuft, geht es in der anderen Branche gut. "Wir sind nie abhängig von einer Business Unit", sagt Isra-Chef Enis Ersü.

 

Hohes Wachstum

 

Im vergangenen Geschäftsjahr 2012/13 stieg der Umsatz um sieben Prozent auf rund 90 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verbesserte sich gar zweistellig um elf Prozent auf 17,3 Millionen Euro.

 

Größter Wachstumstreiber ist die Robotersteuerung (Industrial Automation), die von der starken Nachfrage der Autoindustrie profitiert. Das Kerngeschäft, die Oberflächeninspektion (Surface Vision), wuchs nicht ganz so rasant um fünf Prozent.

 

100 Millionen-Marke im Visier

 

Im laufenden Geschäftsjahr 2013/14 soll erstmals die Umsatz-Schallmauer von 100 Millionen Euro geknackt werden. "Wenn alles normal läuft, schaffen wir das", sagte Isra-Chef Ersü vor Journalisten. Im ersten Halbjahr lagen die Erlöse bei knapp 45 Millionen Euro.

 

Neuen Schub sollen der 3-D-Trend und das Solargeschäft bringen. Aus der asiatischen Solarindustrie zog Isra in den ersten Monaten des Jahres schon Aufträge von über sieben Millionen Euro an Land - über die vor einem Jahr erworbene GP Solar. Ersü hatte für diesen Zeitraum noch mit gar keinen Aufträgen gerechnet.

 

Ersü schielt auf Pharma-Industrie

 

Als weitere Zielgruppe hat sich der 61-jährige türkischstämmige Deutsche die Medizintechnik- und Pharma-Industrie vorgeknöpft. Hier sieht er großes Potenzial im Bereich der Oberflächeninspektion. Auch die Nahrungsmittel- und Elektronik-Branche findet der Isra-Chef reizvoll.

 

Die rasante Expansion von Isra wird inzwischen auch an der Börse wahrgenommen. Die Aktie hat in den letzten zwei Jahren kräftig an Fahrt gewonnen, der Kurs hat sich nahezu verdreifacht. Mit fast 55 Euro wurde gerade ein Allzeithoch erreicht.

 

Ungewisse Zukunft bei Isra

 

Doch ob es weiter nach oben geht, hängt auch von der Frage ab, wer das Unternehmen künftig leitet. Ersü möchte bald aufhören und sucht nach einem Nachfolger. Bisher freilich hat er keinen geeigneten "Erben" gefunden. Es gibt zwei Optionen: Isra könnte an einen strategischen Investor verkauft werden oder eine Partnerschaft mit einem anderen Unternehmen eingehen. Die Zukunft bei Isra wird spannend…

 

 

Isra Vision

http://www.isravision.com/de