Frankfurt wird zum Nabel der Biotech-Welt
Notker Blechner
Frankfurt (Weltexpresso) - Die Biotech-Industrie wird erwachsen. Die wichtigste europäische Konferenz der Branche feierte in Frankfurt ihren 20. Geburtstag - mit zahlreichen Konferenzen, Vorträgen, glamourösen Events und einer großen Torte.
Die einst totgesagte Branche verbreitete in Frankfurt Aufbruchstimmung. Gut 180 Aussteller zeigten auf ihren Ständen in der Frankfurter Messehalle 11, was bei Biotechs alles an Potenzial schlummert. In zahleichen Foren und Vorträgen wurden Innovationen und medizinische Trends präsentiert und über Finanzierungsmöglichkeiten der Branche diskutiert. An den Ständen wurden neue Deals ausgehandelt.
Pharma-Konzerne mischen mit
Vor allem "Big Pharma" zeigte Interesse. Viele Pharma-Konzerne waren mit einem eigenen Stand vertreten und luden zu Präsentationen ein. Kein Wunder, "big Pharma" sucht nach neuen Geschäftsfeldern, weil zahlreiche ihrer Patente auslaufen. Zwar ist inzwischen die Patent-Klippe umschifft, doch das Wachstumspotenzial herkömmlicher Medikamente ist begrenzt. Biotech-Mittel versprechen mehr Potenzial.
Besonders Bayer zeigte Flagge. Der Konzern kündigte eine millionenschwere Kooperation mit dem Wagniskapital-Finanzierer Versant Ventures. Abends sponserte Bayer eine große Party im Gesellschaftshaus Palmengarten.
Mittel gegen Ebola
Einen entscheidenden Beitrag könnten die Biotechs bei der Bekämpfung von Ebola liefern. Mehrere Firmen arbeiten an Wirkstoffen. So zum Beispiel Okairos, die von GlaxoSmithKline für 250 Millionen Euro vor kurzem gekauft wurde.
Bei der Diskussionsrunde über die Deals, die das Jahr 2014 prägten, wurde aber klar, dass die europäische Biotech-Industrie noch einigen Nachholbedarf hat. Während die US-Biotech-Branche boomt, läuft die Nachfrage in Europa recht schleppend. Laut Berechnungen von EY (früher Ernst & Young) steigerten 2013 die börsennotierten US-Biotechs ihren Umsatz um 13 Prozent auf fast 72 Milliarden Dollar, die europäischen börsennotierten Biotechs konnten ihre Erlöse nur um drei Prozent auf 21 Milliarden Dollar erhöhen. Die Forschungsausgaben schrumpften sogar.
Deutsche Biotech-Branche hinkt hinterher
In Deutschland stagnierte die Biotech-Industrie. Auch bei den Medikamenten-Neuentwicklungen sieht es in der deutschen Biotech-Branche aktuell mager aus. Lediglich acht Wirkstoffe befanden sich der Studie zufolge 2013 in der Phase III der klinischen Entwicklung, der letzten großen Testphase am Menschen vor einer Zulassung. 2012 waren es noch zehn, 2011 noch 13 gewesen.
Zahlreiche Biotechs in Europa und auch in Deutschland schreiben noch Verluste. Doch die Lage bessert sich. Firmen wie Morphopsys beweisen seit längerer Zeit, dass man mit Biotech Geld verdienen kann. Auch Evotec aus dem TecDax peilt operativ schwarze Zahlen für das laufende Jahr an.
Internet:
Bio Europe
http://www.ebdgroup.com/bioeurope/index.php