Kunst Messe Frankfurt 15 vom 31. Januar bis 3. Februar auf dem Frankfurter Messegelände, Teil 1

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ist das gut für die neue Kunst Messe Frankfurt, die verläßlich erst einmal vier Jahre durchgeführt wird, wenn man an die Versuche der Jahrzehnte zuvor erinnert? Denn kann daraus, daß es trotz großer Bemühungen und auch deftiger Finanzspritzen seitens der Frankfurter Messe unter seinem Geschäftsführer Michael Peters die ART Frankfurt auf Dauer nicht hinhaute, der Schluß gezogen werden, daß das Frankfurter Pflaster keines für Kunstmessen ist.

 

Süffisant könnte man hinzufügen, dann doch aber ein Pflaster für den ungeheuren Kitsch, der am Tag der Pressekonferenz in Halle 1, in den Hallen 8, 9 auf allen Ebenen, und der gewaltigen Halle 11 als Christmasworld eröffnet worden, der Welt Leitmesse für Weihnachtsdekoration, aber überhaupt für alle Licht- und Farbenereignisse, die man sich nur vorstellen kann. Ein gewaltiges Unterfangen, das im Jahr 2015 erneut die ökonomischen Superlative als Weltleitmesse beweisen wird. Ohne Zweifel.

 

Warum dieser Vergleich nicht nur einer der identischen Tagesdaten Ende Januar auf dem gleichen Gelände ist, sondern auch inhaltliche Bezüge hat, liegt an dem Begriff KUNST, der nicht nur auf dieser Kunstmesse, hier aber evident, neu zu definieren ist. Unter Kunst wird in diesem Sinn alles verstanden, was sich heutzutage reichere Leute in ihre Wohnungen zur Dekoration, zur Verschönerung, auch zur pittoresken Abwechslung, aus wissenschaftlichem Interessen und sonst was stellen oder in die Einfahrt zu ihrem Anwesen. Das nämlich ist das Neue an der Kunst Messe Frankfurt, daß es eine dekorative Messe ist, eine des außergewöhnlichen Designs. Denn daß nun auch Automobile der Sonderklasse als Ausstellungsstücke dicht um die Bühne und den VIP-Raum herumstehen, das ist unserem Blick zwar neu, aber paßt in eine Welt, die das Zeigen, das Vorzeigen sich zur Hauptaufgabe gemacht hat. Für diejenigen, die es sich leisten können, muß man dazu sagen, weshalb die Preise auf der Kunstmesse durchaus ähnlich denen der Oldtimer sind: Preis auf Nachfrage.

 

Aber die Objekte der Messe wollen wir erst nachher anschauen, erst ein Blick auf die Veranstalter. Das Unterfangen, erneut eine Kunstmesse zu starten, verantwortet eine Kunstmedien GmbH aus Neu-Isenburg. Als Konzept gibt der Veranstalter an: „Die KUNST MESSE FRANKFURT 15 versteht sich als holistische, also ganzheitliche Messe und ist ein Gegenkonzept zu spezialisierten oder regionalen Messen.“ Das nun allerdings ist kein Konzept, sondern beschreibt eine Absicht. Interessanter wird es beim Angebotsbereich. Dort heißt es, Antike& Alte Kunst, Außereuropäische Kunst, Klassische Moderne, Zeitgenössische Kunst.

 

Die Zielgruppen sind direkt die Endkäufer, es handelt sich also um eine Publikumsmesse und keine Fachmesse, wo für die eigenen Geschäfte eingekauft wird. Jeder Kunstinteressiert ist also einer, der die Eintrittskarte von 18 Euro für einen Tag, 25 für zwei Tage und 30 Euro für alle vier Tage kaufen kann, wobei im Preis der Katalog, der einzeln 9 Euro kostet, inbegriffen ist und Kinder bis zu 12 Jahren freien Eintritt haben.

 

Die Aussteller sind Galerien, Händler, aber auch Institutionen, aber keine Künstler als Direktverkäufer. Über das potentielle Publikum herrschen äußerst differenzierte Vorstellungen: Museen, Sammler (Institutionelle-, Investment-, und professionelle Privat-Sammler), Auktionshäuser, Kunstvereine und -verbände, Kulturelle Einrichtungen, Künstler, Kunst-Sachverständige, Banken, Versicherungen und sonstige Finanzdienstleister, Architekten, Ärzte und Rechtsanwälte, Kunstinteressierte, Experten und Meinungsbildner. Eine so offene Ansprache an den Kunstmarkt ist selten zu hören, denn es handelt sich beim avisierten Publikum um eine Mischung aus Kunstinteressierten sowie Kunstkäufern und denen, die vom Kunstverkauf leben. Interessant eben auch, daß Ärzte und Rechtsanwälte, die Praxiswände zu bestücken haben, angesprochen sind, nicht aber andere freie Berufe wie Architekten etc.

 

Das Erstaunlich ist, wer die 70 Teilnehmer ausgesucht hat, oder darf man die als Jury bezeichnete rein männliche professorale Vierergruppe aus versierten ehemaligen Leitern von Kunstmuseen und dem Künstler Ottmar Hörl, der auch lustige Vervielfältigungsfiguren von Goethe bis Richard Wagner in verschiedenen Farben und Größen geschaffen hat, auch auf der Messe zu sehen, für sein abscheuliches „Kunstwerk“ gegenüber der Oper Frankfurt als Kennzeichen der Europäischen Zentralbank jedoch den Bürgern Strafgeld zahlen müßte, solche Scheußlichkeit im öffentlichen Raum ertragen zu müssen. Es handelt sich um das riesige blau leuchtende Eurozeichen.

 

Mit Jean-Christophe Ammann ist der ehemalige Leiter des MMK Frankfurt, des im Holleinbau residierenden Museums für Moderne Kunst mit dabei, Klaus Gallwitz war nicht nur der herausragende, weil sinnvoll sammelnde Direktor des Städel Frankfurt, der vom damaligen wichtigsten Mann der Deutschen Bank und Vorsitzenden der Städeladministration, Josef Abs, mies ausgebremst wurde, dann aber für die Deutsche Bank in der Ankaufskommission einkaufen durfte – die Sammlung der Deutschen Bank für zeitgenössische Kunst gilt als eine der hochrangisten. Die beiden genannten ehemaligen Museumsdirektoren sind nun Ansprechpartner für 'echte Kunst'.

 

Mit Hans Ottomeyer verhält es sich nun besonders interessant. Der barocke Bayer war ein Gewinn für das Museum Wilhelmshöhe Kassel und mischte die dortige Kunstlandschaft durchaus auf. Als Direktor des Deutschen Historischen Museums in Berlin hat er sich allerdings mehrfach verhoben. Das gilt sowohl für die Dauerausstellung wie auch anderes. Warum er hier etwas Besonderes einbringt, hat mit seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als einer der Verantwortlichen der bayerischen Fernsehkultsendung KUNST & KREMPEL zu tun. Denn ehrlich gesagt kommt einem das, was in den Kojen, also auf den Ständen der Aussteller zu sehen ist, genau als KUNST & KREMPEL vor. Schauen wir also endlich genauer hin. Fortsetzung folgt.