520 Teilnehmer beim Forum Automobillogistik von VDA und BVL in Leipzig

 

Gerhard Wiedemann

 

Berlin/Leipzig (Weltexpresso) - Logistik und IT wachsen noch stärker zusammen, „Supply Chain Management und Logistik ist unser aller Fachgebiet, egal aus welcher fachlichen Spezialisierung heraus wir beruflich agieren. Die Überzeugung und die Bereitschaft, miteinander und voneinander lernen zu können, führen uns beim Forum Automobillogistik zusammen“, sagte Prof. Raimund Klinkner.

 

Dieser ist Vorstandsvorsitzende der Bundesvereinigung Logistik (BVL) und betonte dies bei der Abendveranstaltung am ersten Forumstag. Das Forum ist ein gemeinsames Projekt des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) und der BVL. Klinkner nannte als wichtigstes übergeordnetes Logistikthema die Digitalisierung des Wirtschaftsbereiches. „Industrie 4.0 braucht im technikaffinen Deutschland weiter entwickelte Methoden und Verfahren aus Supply Chain Management und Logistik, um die volle Wirkung erfüllen zu können. Eine sich rasant entwickelnde IT schafft neue Möglichkeiten für die Logistik. Das eine ohne das andere funktioniert nicht“, führte er aus.

 

Auf der Logistik-Agenda folgen laut einer Umfrage der BVL die Themen Compliance, Prozesse und Organisation sowie das Risikomanagement in der Lieferkette. Die geänderten Rahmenbedingungen, aber auch neuen Marktchancen im Jahr 2015 fasst die BVL in ihrem Jahresthema „Eine Welt in Bewegung“ zusammen. Sie richtet ihren Blick auf die vielfältigen internationalen Verflechtungen, auf die Entwicklungen der Informationstechnologie, auf wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen – und auf die immer eingeschränktere Prognosefähigkeit von Konjunkturindikatoren.

 

VDA-Präsident Matthias Wissmann unterstrich die europaweite Bedeutung des Forums Automobillogistik als Kongress für Logistik der Automobilindustrie: „520 Teilnehmer zeigen, dass VDA und BVL eine Veranstaltung geschaffen haben, die für die Fortentwicklung der automobilen Produktionslogistik enorm wichtig ist.“ Der Erfolg der deutschen Automobilindustrie fuße auch auf einer hervorragenden Logistikleistung. Wissmann: „Unsere hohe Exportquote erfordert reibungslos funktionierende, hochkomplexe Logistikketten. Die Logistiker unserer Industrie setzen weltweit Maßstäbe für Produktionslogistik.“ In Deutschland wurden 2014 5,6 Millionen Pkw gefertigt. Auch der Export legte zu, auf 4,3 Millionen Einheiten.

 

 

Opel erhält VDA Logistik Award

 

Mit dem VDA Logistik Award wurde in diesem Jahr die Adam Opel AG ausgezeichnet. Der Automobilhersteller erhält den Preis für ein neues, intelligentes Logistiksystem, das die Auftragsplanung und die Materialversorgung organisatorisch und prozesstechnisch intensiv vernetzt. Dabei werden eingehende Aufträge für Neuwagen für die Produktion simultan mit der Materialverfügbarkeit abgeglichen. Dabei wird vor allem auch die Material-Pipeline von Lieferanten in Übersee berücksichtigt. Die Preisträger erläuterten zahlreiche Vorteile, die das neue Systeme hat: Transparenz, Flexibilität, niedrigere Materialbestände und die Reduzierung von Material-Sondertransporten. Auch Termine für die Fahrzeugauslieferung sollen noch exakter eingehalten werden. „Das System unterstützt die flexible und termingetreue Erfüllung der Kundenwünsche ebenso wie die Optimierung der Wertschöpfungskette und des Fertigungsprogramms. Auf sich ändernde Bedingungen können wir bei voller Transparenz schnell und flexibel reagieren“, so Michael Scholl, Director Supply Chain bei Opel, bei der Preisverleihung.

 

VDA-Präsident Wissmann betonte: „Mit dieser Auszeichnung hat die Jury ein höchst innovatives Konzept prämiert. Mit der Integration von Programm-, Material- und Auftragsplanung werden wichtige Bereiche verzahnt, die bisher oft nebeneinander gearbeitet haben. Das bringt enorme Vorteile – geringerer Materialbestand, weniger Sondertransporte und noch bessere Liefertreue. Vor allem aber zeigt sich: Die Automobillogistiker tragen mit neuen, intelligenten Prozessinnovationen immer wieder zur weiteren Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie bei. Der VDA Logistik Award zeichnet solche herausragenden Logistikkonzepte aus, weil sie Vorbild und Anregung für alle Unternehmen sein sollen. Unsere Logistiker bei den Herstellern und Zulieferern tragen so dazu bei, dass die deutsche Automobilindustrie immer mindestens einen Schritt voraus ist.“

 

Das neue System wurde von einem bereichsübergreifenden Opel-Team aus Logistik, Materialwirtschaft, Auftragsmanagement und IT in Zusammenarbeit mit einem ITDienstleister entwickelt. Es ermöglicht einen Vorschauhorizont von 40 Wochen und berücksichtigt rund 45.000 Teilenummern für aktuell 20 Opel-Modelle, die in sieben europäischen Produktionswerken gefertigt werden.

 

 

Vor Ort bei Porsche, BMW und DB Schenker

 

Neben den Hauptvorträgen können sich die Forumsteilnehmer in zahlreichen Themensequenzen mit Einzelaspekten der Logistik in der Automobilindustrie auseinandersetzen. Mit knapp 40 Rednern und Referenten bietet die Veranstaltung ein hochkarätiges und fachlich umfassendes Programm. Die inhaltlichen Schwerpunkte lagen am ersten Tag vor allem auf den Themen der Globalisierung der Lieferketten, der Transparenz interkontinentaler Warenströme, dem Behältermanagement, dem Änderungsmanagement und der ressourcenschonenden Logistik. Der zweite Tag beginnt mit einem Vortrag über Erfolgsfaktoren für eine stabile Produktion. Außerdem wird in Parallelsequenzen über intelligente Logistikprozesse und Herausforderungen für globale Produktions- und Liefernetzwerke diskutiert.

 

Zusätzlich zu den Vorträgen und Diskussionen können die Teilnehmer an verschiedenen Besichtigungen teilnehmen. Im Porsche-Werk Leipzig können die Teilnehmer die Fertigung von Porsche Modellen mit reinen Benzin- und Dieselantrieben sowie die Produktion von Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen besichtigen. Das BMW Werk Leipzig bietet zudem Einblicke in die Produktion von Fahrzeugen mit Elektroantrieb und CFK-Leichtbaukarosserien. Außerdem öffnet das DB Schenker Logistikzentrum Leipzig seine Türen für die Kongressteilnehmer. Es versorgt mit insgesamt rund 1.500 Mitarbeitern Automobilwerke von BMW in China und Südafrika mit Bauteilen. Für alle Führungen gilt eine begrenzte Teilnehmerzahl.

 

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