Das Reiseland Kenia zwischen Magik und ITB in Berlin
Anna von Stillmark
Berlin (Weltexpresso) – Wer dieses so freundliche und faszinierende ostafrikanische Land kennt, der weiß, daß es voller Geheimnisse, Geräusche, Gerüche, wilder Tiere ist, die man gesichert aus dem Auto erspäht und herrliche Ausblicke auf die Natur erhascht. Das muß bei einer Reisemesse in Form und Zahlen geschnitten werden, denn die sind ausschlaggebend für die touristische Zukunft Kenias. Diese Zahlen sind gut.
Anwesend auf der Pressekonferenz waren der neue Boß des kenianischen Tourismusverbandes, Kitili Mbathi, Botschafter Ken Osinde und Nelson Githinji, Staatssekretär des kenianischen Tourismusministeriums. Der Minister selbst war leider nicht gekommen. Najib Balala hatte vor Jahren auch in Berlin großen Eindruck gemacht, als er nach den heftigen politischen Unruhen in die deshalb zustandegekommene neue Regierung eintrat und mit klugem Geschick die tiefen Einbußen im Tourismus strategisch anging.
Geholfen hat ihm dabei, die Wertschätzung, die Kenia in der Welt genießt und die guten Erfahrungen, die Touristen machen. Inzwischen setzt sich der Aufwind fort. Auf dem Luft- und Seeweg waren es 1 265 136 Einreisende, was ein Plus von 15,4 bedeutet. Dabei verschiebt sich weiterhin der Reisendenstrom in die Hauptstadt Nairobi, wo das Plus sogar fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr ausmacht. Verlierer ist Mombasa – selbst wenn es auch dort geringfügigen Zuwachs gab- und damit die ganze Küstenregion, die herrlichen Strände am Indischen Ozean auf einer Länge von rund 480 Kilometern, unvergessen für jeden, der dort war.
Früher waren es hauptsächlich die Strände, die die Touristen, übrigens auch die aus Indien, anzogen, dann kamen die Safaris und jetzt ist es das ganze Land, das zudem touristisch erschlossen ist. Und sicher holt die Baderegion in der Beliebtheit wieder auf, die auch deshalb Einbußen hatte, weil dort vermutlich somalische Banditen zweimal Reisende entführt hatten. Solche Ereignisse verunsichern potentielle Touristen immer auf längere Zeit. Das war auch ein Thema der Redner vom Podium, die aber andererseits für sich eindeutig den positiven Trend als Ausgangsbasis weiterer Staatsanstrengungen im Tourismus begrüßten und diese erläuterten.
Die Deutschen sind den Kenianern wichtig, aber als Nationalität folgen sie im Besucheraufkommen erst an vierter Stelle nach Großbritannien, den USA und Italien. Mit 68 737 Einreisen im Jahr 2011 betrug das Wachstum aus Deutschland 23,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Indien ist die kommende Größe und folgt auf Deutschland und hat damit den bisherigen Fünften, Frankreich, einen Platz nach hinten verschoben. Den höchsten Zuwachs hat beispielsweise Ungarn mit 47,7 Prozent und auch Polen (+42,1), Tschechien (+40,2) und China (+31,45) sind auf dem Vormarsch. Schaut man nach dem Herkommen der Touristen auf Erdteile bezogen, kommen 47 Prozent aus Europa, 24 % aus Afrika, 13 % aus Amerika, 11% aus Asien, 3 % aus dem Nahen Osten (sehr wenig!) und 2 % aus Ozeanien.
Mehr Reisende bedeutet mehr Einnahmen aus dem Tourismus. Auf 32,9 Prozent stiegen diese im Jahr 2011 doch recht kräftig an. Das sind umgerechnet rund 875 Millionen Euro. Vergleicht man die hohen Einnahmen mit den geringeren Zunahmen der Touristen, erkennt man, daß sich das Reiseziel Kenia durchaus gewandelt hat. Früher, d.h. auch vor den Unruhen um eine, den Wahlen adäquate Regierung, war es zu großem Teil Billigtourismus an den Stränden, der hohe Besucherzahlen ausmachte. Daß das Land nunmehr nicht mehr rein als kostengünstiges Badeziel, sondern um seiner selbst willen ausgesucht wird und anspruchsvolle Zielgruppen anspricht, die höhere Preise für etwas Besonderes ausgeben wollen, wird in Kenia mit Zufriedenheit registriert.
Weil dieser Fall aus hoher touristischer Höhe vor Jahren die Gefahr brachte, daß in Kenia, das auf den Tourismus angewiesen ist, die touristische Infrastruktur zusammenbricht, gilt das Hauptaugenmerk auch für 2012 der Sicherheitslage für Erholungssuchende. Dazu ist das KTF-SCC gegründet worden, das ist das Kenya Tourism Federation Safety and Communication Center, das rund um die Uhr mit gut ausgebildetem Personal besetzt ist und zur Stelle ist, wenn irgendwo Touristen Gefahr droht. Die Kontaktaufnahme kann per Email, Telefon, aber auch dringlich per Funk erfolgen.
Im Übrigen, was sich hier in nackten Zahlen und dürren Informationen niederschlägt, ist im wirklichen Leben ein Kraftstoß auf der ITB. Dazu müßten Sie die kenianischen Vertreter mit ihrem „Jambo!“ hören, das sie auch in einer Pressekonferenz von den Anwesenden so oft wiederholen lassen, bis es den Schmelz und die tiefe Verbundenheit ausdrückt, mit dem jeder Kenianer den anderen begrüßt. Nur in unseren Ohren hat das etwas leicht Theatralisches, wirkt sich dann bei Mitteleuropäern aber durchaus therapeutisch aus, wenn man die Fortdauer des Lächelns während der Pressekonferenz auf den Gesichtern betrachtete.
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