Preisverleihungen: ITB  BuchAwards  2012 auf der Tourismusmesse in Berlin

 

Klaus Hagert

 

Berlin (Weltexpresso) – Wie immer muß man warten. Diesmal ist es der Ägyptische Tourismusminister. Aber man wartet gerne, denn nicht jeden Tag werden Bücher durch Minister ausgezeichnet. Erst einmal aber gibt es den Sonderpreis für David Ruetz, Kopf und Chef der ITB Berlin, der vom Minister Abdel Nour Gold überreicht bekommt.

 

Moderatorin Mary Amiri hat alle Mühe, die aufwendige Preisverleihung – es gibt einerseits Ägypten-Preisträger und dann noch die allgemeinen Preise - selbst zu überblicken, denn bei 29 Preisträgern mit verschiedenen Laudatoren geht es heftig zu. Ihr gelingt dies jedoch mit Schwung und sie nimmt souverän die Fehler der anderen hin, die ihr ins Wort fallen und die Reihenfolge ändern. Das ist heute auch egal, wo große Freude herrscht, daß einerseits Ägypten viele Autoren zu guten Büchern veranlaßte, aber auch eine Rarität im Reisebuchmarkt einen verdienten Preis bekommt, wie Rizzis New Yorker Reiseführer als Kunstprojekt, will sagen: schön und informativ.

 

Die anstrengende Fotositzung aller Ausgezeichneten wird unterbrochen durch drei ägyptische Tänzer, die einmal nicht mit Röcken über dem Kopf brillieren, sondern ihre Stäbe kunstfertig durch die Luft wirbeln, was gefährlich aussieht, die aber immer wieder in ihren Händen landen. Dazwischen werden die nächsten Preisträger ausgezeichnet. Michael Rauch bekommt für einen „Reiseführer kompakt“ den Preis für ÄGYPTEN, von Merian live Verlag Travel House Media. Für den „Reiseführer individuell“ erhält Ralph-Raymond Braun den Preis für sein ÄGYPTEN aus dem Michael Müller Verlag. Schlag auf Schlag erfolgen die Preisvergaben, unterbrochen von Fototerminen.

 

a.petit – der Name muß kleingeschrieben werden und französisch ausgesprochen – wurde für den „Reise-Bildband“ ausgezeichnet: „ÄGYPTEN. Eine Reise durch drei Zeiten“, Books on Demand. Der nun ausgezeichnete Autor führt aus: „Das Erbe der Ahnen schwingt in jedem dieser Bilder mit und erzählt seine eigene Geschichte. Sie reicht von den Erbauern der Monumente bis ins 20. Jahrhundert und weit darüber hinaus. Mit diesem Bildband wird unseren Vorfahren ein würdiges Denkmal errichtet.“ Dieses Buch erscheint so interessant, daß wir ein andermal vertieft berichten.

 

Zahi Hawass ist nicht zur Preisverleihung nach Berlin gekommen. Er ist derjenige auf der Welt, der so deutlich und lautstark wie niemand sonst eingefordert hat, daß die in der Welt verteilten ägyptischen Altertümer, dessen zugehöriger staatlicher Organisation er bis Januar vorsaß, nach Ägypten gehören, vor allem solche Statusobjekte wie die Berliner Nofretete. Warum ihn die jetzige Regierung abgelöst hat, wissen wir nicht, auf jeden Fall tut es uns leid, denn er war der perfekte Vertreter Ägyptens in der Welt. Er hat hier einen weiteren Preis für einen“ Reise-Bildband“ bekommen, für DIE PYRAMDEN, erschienen im White Star Verlag.

 

Die Jury begründet die Auswahl: „Ob Zahi Hawass, der langjährige und ehemalige Chef der mächtigen und touristisch bedeutenden ägyptischen Altertümerverwaltung, mit allzu eiserner Hand regierte, das sei dahingestellt. Sein Bildband ‚Die Pyramiden’ kommt jedenfalls so monumental wie die antiken Königsgräber daher. Man möchte nach dieser spannenden Lektüre am liebsten auch sofort grabender Ägyptologe werden.“ Eine schöne und lebendige Auswahlentscheidung.

 

Unmöglich können alle 29 Preisträger benannt werden, die Ägyptenkalender u.a. bleiben der Webseite überlassen. Aber unbedingt sollte man die vielfachen Anstrengungen des Züricher Unionsverlages erwähnen, der aus allen Ländern der dritten Welt sonst weithin unbeachtete Schriftsteller  publiziert. Drei Bücher sind es, die für die Jury den Ausschlag zur Prämierung gaben: „ Es ist immer wieder die Literatur, die uns unverstellte Eindrücke und Erkenntnisse zu Ländern und Kulturen vermittelt. So tragen auch die ägyptischen Schriftsteller Baha Taher und Mansura Eseddin in der Tradition des Literatur-Nobelpreisträgers Nagib Machfus zu einem tieferen Verständnis in Bezug auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ihres Landes bei.“

 

Das Literarische Reisebuch, der Weltmusikpreis, die besondere Reiseführer-Reihe, Reise-Bildbände, ein Buch nach dem anderen wird prämiert, von denen wir uns sicher den DONAURADWEG aus dem Kompass-Verlag zulegen werden. Auch ‚GSCHEITGUT-Franken is(s)t besser’ aus dem Michael Müller Verlag bekommt einen Preis als Reise-Kochbuch, worüber wir ein andermal berichten wollen.

 

Denn die Rede muß auch auf Volkmar Mair, Verleger, kommen, der die Verlagsgruppe Mairdumont zu einer Erfolgsgeschichte machte und für sein Lebenswerk geehrt wurde. Im Mai 2011 feierte der Verleger seinen 80. Geburtstag. "Nichts bringt uns näher an Menschen und Landschaft", notierte Volkmar Mair einmal, "als allein unter unterwegs zu sein- auf die Walz zu gehen." Menschen zu begegnen und selbst Entdeckungen zu machen ist die Maxime des langjährigen Vorsitzenden der Geschäfhrung und des Verwaltungsrates der Reiseverlagsgruppe Mairdumont. Kein Zufall sicherlich, daß auch dieses Mal so viele Dumont-Reiseführer ausgezeichnet wurden, sondern eine langjährige verlegerische Aufbauarbeit.

Ein schöner Zufall, daß seine Tochter, die den Verlag weiterführt, den Preis des Managements der ITB für JAMES RIZZI & PETER BÜHRER, für das Reise-Kunst-Buch MY NEW YORK CITY und City Guide MY NEW YORK CITY erhielt. Das ist nicht ganz vollständig, denn den Preis bekamen Verlegerin und Autor Peter Bührer. Der Zeichner James Rizzi war jüngst überraschend verstorben, so daß diese Buch für seine treue deutsche Gemeinde sozusagen ein nachgelassenes Vermächtnis  geworden ist. Weltexpresso hatte darüber mehrfach berichtet.

 

www.itb-berlin.de/buchawards