66. IAA vom 17. bis 27. September auf dem Frankfurter Messegelände, Teil 8
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nachher, wenn man in Halle 8.1 dann doch auf den Troß derer getroffen ist, die den Rundgang vom Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Gabriel nach Anmeldung und Akkreditierung journalistisch begleiten, läßt der Ärger über die Unprofessionalität von Sicherheitsmännern nach, denn diese zwei Besagten haben dann doch die eigene Anwesenheit nicht verhindern können, obwohl sie alles versuchten.
Natürlich nicht mit Absicht, das ist ja das Schlimme, wenn Gutwillige von nichts eine Ahnung haben. Der Emailausdruck mit dem Treffpunkt zum Rundgangs mit dem aus Berlin gekommenen Sigmar Gabriel lag in der Redaktion, weil die Pressekonferenz zuvor über Mittag so lange gedauert hatte, daß ich nicht mehr in die Redaktion kam. Kein Problem, denn im Congreß Center 1. Stock ist das Pressezentrum, wo man erstens sofort bei der Pressestelle nachfragen und zweitens die Emails abrufen und den Ort nachlesen kann.
Den gewaltigen IAA-Ausweis um den Hals will man – wie immer - rasch die Rolltreppe hochfahren, als zwei schwergewichtige Herren nach der Akkreditierung fragen. Hält man ihnen den von der IAA ausgestellten Presseausweis hin, schütteln sie den Kopf und sagen, den meinen sie nicht. Auf den Hinweis, man wolle nur ins Pressezentrum, sagen sie, das geht nicht, nur mit zusätzlicher Akkreditierung wegen Gabriel. Auf den nächsten Hinweis,die habe man ja, weil man sich im Ministerium direkt angemeldet habe, die Antwort, ja so, diese Akkreditierungen gebe es am Pressecounter der IAA– zwei Meter entfernt. Na, endlich.
Doch dort weiß man von nichts, was der Journalistin verständlich ist, schließlich hat man ja die Akkreditierung der IAA um den Hals. Was tun? Eine Kollegin, der es genauso geht, hat sich bei denen beschwert, die da oben im Congreß Centrum den Kongreß abhalten, es handelt sich übrigens um CarlT-Kongreß, an dem ab fünf Uhr Minister Gabriel sprechen wird, weshalb die Sicherheitsleute schon Stunden vorher den Zugang absperren, wobei die später zum Kongreß Kommenden oben im ersten Stock ihre Akkreditierungen liegen haben, an die sie aber nicht herankommen, weil sie sie unten vor der Rolltreppe schon vorzeigen sollen.
Der Irrsinn hat Methode. Was tun? Auf jeden Fall gibt es jetzt schon drei Leute, die aus verschiedenen Gründen nach oben wollen, aber nicht dürfen. Ich weise den einen der Sicherheitsleute mit schönem thüringisch-sächsischem Akzent, was ich mag, daraufhin, daß ich doch nur zum Rundgang von Gabriel wolle, der doch nicht im Congreß Center beginne. Doch, Gabriel käme hierher. Aber doch erst um Fünf. Weshalb denn jetzt schon abgesperrt sei. Jetzt ist es inzwischen 20 Minuten vor 3 Uhr. Für 3 Uhr ist der Rundgang terminiert. Nach und nach klärt sich in meinem Kopf, daß dieser Sicherheitsbeamte von Tuten und Blasen keine Ahnung hat, von einer Akkreditierung redet, ich von einer anderen. Denn ich bin nicht zum Kongreß angemeldet, wo die Ausweise im ersten Stock liegen, wohin die Leute nach wie vor nicht hochgelassen werden, weil sie diese Ausweise unten noch nicht vorweisen können.
Man kommt sich vor wie in einem Slapstick, wenn nicht die Zeit drängte, denn man will und soll ja über den Rundgang des Ministers schreiben. Jetzt regt sich der Kollege auf, daß seit einer Viertelstunde nicht nach oben in den Raum darf, der extra für Journalisten als Pressezentrum eingerichtet ist, damit sie dort schreiben können. Als erstes will ihm der Sicherheitsmann dessen Tasche mit dem Laptop abnehmen, die dürfe – wegen Bombengefahr?? - nicht nach oben, was den Kollegen halb wahnsinnig macht, weil er rasch seinen Artikel schreiben und abschicken muß. Die Zeitungen haben doch Redaktionsschluß und warten darauf. Eine weitere Wartende von IBM will nur zum Kongreß. Sie bittet die Kongreßleitung – Ende der Mittagspause – um Hilfe. Die kommen zu zweit, entschuldigen sich bei uns, weil sie uns nicht helfen können, erkennen jetzt aber das Problem der IBM-Dame und veranlassen, daß die oberen Ausweise alle nach unten transportiert werden, damit die angemeldeten Leute auch zum Kongreß nach oben durchgelassen werden. Wenigstens das. Nach einer guten halben Stunde.
Sie erinnern sich, der Kongreß, zu dem um fünf Uhr Minister Gabriel dazustoßen soll, der um 3 Uhr den Rundgang hat, den man begleiten soll und deshalb namentlich im Berliner Ministerium angemeldet ist. Mir wird klar, daß der Sicherheitsbeamte überhaupt nichts verstanden hat und von nichts weiß, aber stereotyp sagt, Sie können ohne Akkreditierung nicht nach oben. Ich spreche ja die ganze Zeit vom Rundgang und er dauernd davon, daß Gabriel – „ Der Kanzler Gabriel, ach nein, der ist ja nur Vize, Gott sei Dank ist er kein Kanzler“ original Sicherheitsbeamter – dort oben sei. Aber doch erst um fünf Uhr.
Langsam, sehr langsam begreift er. Ach so, der Rundgang, da rufe ich mal an. Dann spricht er durch sein Funkgerät mit jemandem und sagt: „Die sind in Halle 8.1 gestartet und gehen gerade jetzt zu Halle 11.1.“ Ich sage DANKE, obwohl mit zum Heulen zumute ist. Es ist sieben Minuten nach 3 Uhr. Das ganze Theater um das Nichthochgelassenwerden zum Pressezentrum, um mich zu vergewissern, wo der Rundgang beginnt, hat für mich 37 Minuten gedauert. Also los, und vom City-Eingang zu Halle 11 durchgestartet. Die liegt nämlich am anderen Ende, dem völlig entgegengesetzten Eingang.
Während ich noch überlege, wieso der Rundgang denn von Halle 8 nach der weiter nordöstlich gelegenen schönen, immer noch neuen Halle 11 geht und dann wieder zurück ins Messegeschehen, schließlich ist Halle 3 heute am Wichtigsten, der Stand von VW, wo wir dem Minister Fragen stellen wollen, bin ich schon im Laufschritt in Halle 11 eingetroffen, in der seit ihrer Fertigstellung BMW ihre Kreise zieht. Auch buchstäblich, denn im ersten Jahr lief eine Art Galerie über den Köpfen rundherum, auf der die neuen BMWs fuhren, was völlig utopisch aussah. Wie im Kino. Von übermorgen.
Angekommen. Und wo ist der Troß? Wo ist Gabriel? Vor etwas fünf Minuten nach Halle 8 aufgebrochen.Ja, wie, der Sicherheitsmann aus dem Congreß Center hatte doch gesagt, von dort seien sie nach Halle 11 unterwegs. Nein, höre ich jetzt. Es war genau umgekehrt. Die Leute hier haben wenigstens Ahnung und sagen sofort: Halle 8.0 Bosch.
Also zurückgelaufen und tatsächlich dem Gastaufritt des Ministers bei Bosch in die Arme gelaufen. Allerdings erst mal ein Spießrutenlauf. Denn die gefühlten hundert Sicherheitsleute, alle mit grimmigem Gesicht, den Stöpsel im Ohr und streng herumblickend, es waren wirklich mindestens 20, wehren einen erst einmal ab. Ein Ausweis hilft auch nichts. Man wird abgestoßen, bis ich mich durchfrage und die Kollegin aus dem Ministerium finde, die zuständig ist, mich begrüßt und an deren Seite ich ab da Sicherheit suche – nicht bei den Sicherheitsmännern. Wirklich nur Männer, ich dachte, inzwischen gäbe es in dieser Berufsgruppe auch Frauen. Aber Martial Arts gibt’s wohl auch nur im Kino. Gabriel gefunden, der Rundgang kann für mich beginnen. Fortsetzung folgt.
Foto: Sigmar Gabriel, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, am Steuer mit Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) © IAA
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