66. IAA vom 17. bis 27. September auf dem Frankfurter Messegelände, Teil 12

 

Manfred Schröder

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Die 66. IAA Pkw hat unsere Erwartungen mehr als erfüllt. Bei bestem Messewetter brachte das letzte IAA-Wochenende noch einmal einen großen Besucheransturm. Mit insgesamt 931.700 IAA-Besuchern kamen über 50.000 Gäste mehr zur weltweit wichtigsten Mobilitätsmesse als vor zwei Jahren, ein Plus von rund 6 Prozent.

 

Das ist das beste Ergebnis seit acht Jahren. Die IAA-Besucher sind jünger geworden und im Schnitt 34 Jahre alt – bei der letzten IAA lag das Durchschnittsalter noch bei 37 Jahren. Das IAA-Motto ‚Mobilität verbindet‘ wurde umfassend eingelöst – die Vernetzung und Digitalisierung der Mobilität prägten diese IAA und weisen weit nach vorn“, betonte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).

 

Er war von dieser Messe sichtlich gezeichnet, als Matthias Wissmann am Freitag auf der Abschlußpressekonferenz – die wohl seine letzte als Präsident war - immer wieder die Fragen zu VW und welche Auswirkungen das auf das Geschäft mit deutschen Autos, mit oder ohne Diesel auswirke, beantworten mußte. Dazu gleich mehr.

 

Erst einmal die Erfolgszahlen, denn die IAA und auch die einzelnen Aussteller sind mehr als zufrieden, was ihr Verband, der VDA gerne hört. Der VDA ist Veranstalter der IAA. Mit 1.103 Ausstellern aus 39 Ländern und 219 Weltpremieren – 60 Weltneuheiten mehr als vor zwei Jahren – hat die IAA ihre Position als die internationale Leitmesse der Mobilität weiter ausgebaut. Über 11.000 Journalisten aus 106 Ländern berichteten über die IAA, die nach elf Tagen am 27. September 2015 um 19.00 Uhr ihre Tore schließt.

 

Auf dieser Pressekonferenz hieß es noch: Die IAA erwartet rund 920.000 Besucher bis Sonntag, selbst diese Vorhersage wurde noch gesteigert. Auf der Pressekonferenz sagte Wissmann: „Bevor ich zur IAA komme, will ich mich zu dem Thema äußern, das in diesen Tagen die Schlagzeilen beherrscht. Die deutsche Automobilindustrie ist betroffen über die bei Volkswagen in den USA festgestellten Verstöße bei Abgastests. Eine Praxis, bei der es zu einer missbräuchlichen Anwendung einer speziellen Motorensoftware gekommen ist, darf nicht akzeptiert werden.

 

Wir bedauern diese Vorgänge zutiefst und nehmen sie sehr ernst.

 

Es muss nun darum gehen, die Ereignisse vollständig und konsequent aufzuklären. Die deutsche Automobilindustrie unterstützt auch den Auftrag der Behörden nach umfassender Klärung und Überprüfung. Zu einer Aufklärung gehört aber auch, unterschiedliche Sachverhalte differenziert zu beurteilen. So handelt es sich bei dem aktuellen Vorgang nicht um ein prinzipielles Diesel-Problem. Unsere Unternehmen haben die moderne Diesel-Technologie entwickelt, die zu niedrigsten Schadstoffemissionen führt. Daran ändert auch die missbräuchliche Anwendung einer speziellen Motorsoftware nichts! Moderne Diesel-Antriebe sind für die Erreichung der europäischen Klimaschutzziele unverzichtbar.

 

Die Euro-6-Norm, die seit dem 1. September 2015 für alle Neuzulassungen verbindlich ist, bedeutet Umwelt- und Verbraucherschutz zugleich. Verbrauch und Emissionen unterliegen im Straßenverkehr erheblichen Schwankungen. Die EU-Normwerte werden in einem gesetzlich vorgeschriebenen Verfahren auf dem Prüfstand ermittelt. Eine Abweichung von diesen so ermittelten EU-Normwerten auf der Straße ist schon aus physikalischen Gründen nicht zu vermeiden und rechtmäßig. Zu diesen Abweichungen tragen vor allem unterschiedliche Fahrweisen sowie Verkehrs- und Witterungsbedingungen bei.

 

Klar ist, Missbrauch von Software geht gar nicht. Das entspricht nicht dem Anspruch, den die deutsche Automobilindustrie an sich selbst stellt. Klar ist aber auch: Wir müssen unterscheiden. Es geht nicht um die Frage, ob Fahrzeuge außerhalb des Prüfzyklus andere Abgaswerte aufweisen:

 

Ø Unterschiede sind physikalisch bedingt, und sie sind rechtmäßig. Und auf der Straße herrschen nun mal keine Laborbedingungen.

 

 

Ø Die Automobilindustrie unterstützt eine baldige Entscheidung der EU über eine neue RDE-Gesetzgebung (Real Driving Emissions), die realistische Messmethoden für die Schadstoffe umfasst.

 

 

Ø Der neue Zyklus für Verbräuche und CO2-Emissionen der EU, der WLTP, an dem wir seit Jahren ebenfalls konstruktiv mitarbeiten, wird die Unterschiede zwischen Prüfstand und Straße künftig verringern.

 

Die Frage ist, ob es zum Einsatz von Software gekommen ist oder kommt, die der Zykluserkennung dient und die eine Ein-/Ausschaltung oder Modifikation der Abgasnachbehandlung zwecks Optimierung der Zykluserkennung veranlasst.

 

 

Ø Wenn diese Frage mit „Nein“ beantwortet wird, dann dürfen einzelne Modelle aufgrund höherer Werte nicht per se an den Pranger gestellt werden.

 

Ø Es wäre unfair, die gesamte Automobilindustrie – Hersteller und Zulieferer – unter einen Generalverdacht zu stellen, wegen des offensichtlichen Fehlverhaltens einzelner Unternehmen.

 

Meine Bitte: Vermeiden Sie Pauschalurteile. Pauschalurteile über VW und seine 600.000 Mitarbeiter weltweit, gar über die ganze Automobilindustrie oder über „Made in Germany“ sind unangemessen.“

 

Diese Ansprache, die schriftlich verteilt wurde, wollten wir doch im Wortlaut bringen, denn es kommt tatsächlich auf jedes Wort an. Der Präsident muß das tun, was seine Aussteller von ihm erwarten und was die Öffentlichkeit erwartet: Eine klar Abgrenzung zu Betrug durch VW, das Unternehmen fiel dann nur in den mündlichen Auslassungen und Fragen sowie Antworten, und ein Schutz, eine Ehrenerklärung für diejenigen, die nicht manipulativ in die Software eingegriffen haben, sondern wo unterschiedliche Ergebnisse physikalisch durch den Betrieb der Motoren zu erklären sind, wovon eh alle Autofahrer ausgehen.

 

Nimmt man Wissmann beim Wort, dann hat kein anderer deutscher Autohersteller mit Abgaszahlen manipuliert – nur VW. Wobei man sich dann erst recht fragt, warum VW. Doch das ist eine andere Frage, zurück zum Abschluß der IAA und Aussagen des VDA zur IAA über die oberen Erfolgszahlen hinaus.

 

Demnach ist die IAA ist heute wesentlich mehr als eine „Auto Show“. Die IAA 2015 wurde neu positioniert: als zentrales Forum für den großen Trend der Vernetzung und Digitalisierung der Mobilität. Der VDA ist stolz darauf, dass die IAA mit ihrer hohen Attraktivität und ihren spannenden Themen offensichtlich gegen den vielfach zu beobachtenden Trend bei anderen Messen kräftig zulegen kann. Die IAA unterstreicht ihren Anspruch als weltweit wichtigste Leitmesse der Mobilität mit faszinierenden Innovationen: 219 Weltpremieren können die IAA-Besucher erleben, das sind 60 Weltneuheiten mehr als vor zwei Jahren.

 

Auch die Ausstellerzahl wargestiegen: Auf dieser IAA zeigen 1.103 Unternehmen ihre Produkte. Das ist die höchste Ausstellerzahl seit der Jahrhundertwende. Die Ausstellungsfläche umfasst 230.000 Quadratmeter, das entspricht 33 Standard-Fußballfeldern. Die Messe ist damit voll gebucht.

 

Beim Blick auf die Aussteller zeigt sich, dass die IAA die internationale Leitmesse ist: 40 Prozent der ausstellenden Unternehmen kommen aus dem Ausland. Und fast vier von zehn ausländischen Ausstellern (37 Prozent) haben ihren Sitz in Asien. Die Zahl der vertretenen Länder ist auf 39 Nationen gestiegen. Die Top-5 der ausländischen Länderbeteiligungen sind China, Südkorea, Frankreich, Großbritannien und Italien.

 

Auch bei den Besuchern ist die IAA noch internationaler geworden: Fast jeder fünfte IAA-Besucher (18 Prozent) reist aus dem Ausland an. Vor zwei Jahren lag der Anteil bei 17 Prozent. Dabei fällt auf, dass immer mehr Besucher von außerhalb Europas kommen. Neben den Europäern (71 Prozent) kamen mehr Gäste aus Nordamerika (7 Prozent; 2013: 6 Prozent; 2011: 2 Prozent). Aus Asien reisten 13 Prozent der ausländischen Besucher an. Der Anteil der Besucher aus dem Nahen und Mittleren Osten hat sich auf 4 Prozent verdoppelt.

 

Wichtig für den zukünftigen Verkauf von Automobilen ist, dass die IAA-Besucher immer jünger werden. Das Durchschnittsalter der IAA-Besucher liegt bei 34 Jahren – also deutlich unter dem Durchschnittsalter der deutschen Bevölkerung. Und gegenüber der IAA 2013 – damals lag das Durchschnittsalter bei 37 Jahren – ist das IAA-Publikum um drei Jahre jünger geworden. Die IAA ist also ein wahrer „Jungbrunnen“ – und widerlegt die Behauptung, dass junge Leute weniger Interesse am Auto hätten. Das Gegenteil ist der Fall: Diese IAA ist eine „Abstimmung mit den Füßen“ für das Auto.

 

Die IAA ist auch ein riesiges Klassenzimmer. Die VDA-Schulklassenaktion war mit über 30 000 Teilnehmern wieder ein voller Erfolg. Dabei haben auch Schülergruppen aus Österreich, Frankreich, Polen, Belgien und Holland teilgenommen. Wir konnten zudem Willkommensklassen aus Frankfurt auf der IAA begrüßen mit Jugendlichen aus Syrien, Eritrea und Afghanistan.

 

Die IAA ist einzigartig, weil sie die gesamte automobile Wertschöpfungskette abbildet. Rund 400 Zulieferer präsentieren sich hier. 98 der 219 Weltpremieren kommen von Zulieferern. Sie zeigen neueste Entwicklungen: Batterietechnologie, Leichtbauteile, Sensorik, Fahrerassistenzsystem – um nur einige Stichworte zu nennen.

 

Das große Thema dieser IAA ist die Digitalisierung und Vernetzung des Automobils. Schon im letzten Jahr hatte sich der VDA für das IAA-Motto „Mobilität verbindet“ entschieden. Damals war noch nicht so deutlich erkennbar, dass dieses Thema so massiv an Bedeutung gewinnen würde. „Aber wir haben auf das richtige Thema gesetzt, das kann ich heute bilanzieren.“, sagte Wissmann.

 

Foto: Matthias Wissmann auf der Abschlußpressekonferenz

Info:

Nach der IAA ist vor der IAA:

 

Die nächste IAA Pkw findet vom 14. bis 24. September 2017 hier in Frankfurt statt. Im kommenden Jahr, wenn in Frankfurt die Automechanika die Geschäfte der IAA in Regie der Frankfurter Messe auf ihre Weise fortsetzt, wird bei der 66. IAA Nutzfahrzeuge vom 22. bis 29. September 2016 in Hannover der VDA seine nächste Messe zeigen.