66. IAA vom 17. bis 27. September auf dem Frankfurter Messegelände, Teil 11

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wenn man von innen her ständig auf die Rücken der Spieler starrt, die gewaltige Menge der Fans dann im Blick, dann fällt einem dieses Markenzeichen, dieses Logo auf besagten Rücken der Spieler erst so recht auf. Was bedeutet es eigentlich? Da ist ein rotes lang gezogenes Kreuz auf der linken Seite und rechts, nein, das gibt es doch gar nicht.

 

Da steht aufrecht in Windungen eine gekrönte Schlange und hat zur Hälfte ein Kindlein im Maul? Sie staunen und sind irritiert? Wir nicht. Tja, da sieht man doch wieder, daß Fußballkundige weiterkommen, wenn sie auch Geschichte und Kunstgeschichte studiert haben.

 

Ob Du es glaubst oder nicht (das sagt in den Krimis von Wolf Haas immer sein Ermittler, der Brenner) : Denn das Kreuz vom Logo von Alfa Romeo, das kennen wir aus dem Mittelalter aus Mailand als Stadtwappen. Mailand stand in großer Konkurrenz zu Köln, der dortige Dreikönigsschrein (da sind die Gebeine der Heiligen Drei Könige drinnen, die einst Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin in Jerusalem gefunden haben soll) wurde der oberitalienischen Stadt 1158 von den deutschen Trupppen kriegerisch entwendet. Sie wissen schon die oberitalienischen Kriege der deutschen Kaiser und Könige, die im Heiligen Römischen Reich, später Deutscher Nation, sich große Teile von Italien einverleibten.

 

Und die Schlange auf der rechten Seite? Auch ganz einfach, denn im Spätmittelalter/in der Frührenaissance, so im 14. Jahrhundert waren die Visconti das beherrschende Mailänder Geschlecht. Nichts lief ohne sie. Und in ihrem Wappen findet sich das Tier so wie hier abgebildet, das dann stilisiert zum Alfa Romeo Sinnbild wurde. Was es bedeutet? Wir können die Viscontis nicht mehr fragen. Aber wir können nachlesen und wie immer, gibt es mehrere Erklärungen. Suchen Sie sich die aus, die Ihnen am besten gefällt:

  1. Sehr europäisch sieht dieses Tier mit dem Menschlein im Maul das nicht aus. Darum wird gemutmaßt, die Viscontis hätten das Zeichen von besiegten Feinden übernommen. Und da gab es manche Siege. Vielleicht waren die Visconti mit auf dem Kreuzzug der Venezianer 1204, der sich in der christlichen (!) Stadt Byzanz austobte und mitnahm, was nicht niet- und nagelfest war.

  2. Das sei ein Moslem, dieses Menschlein im Maul, was sich mit der Mutmaßung von 1. nicht widerspricht.

  3. Das sei ein Kind und solle darauf hinweisen, daß einst ein kleines Viscontilein von einer Schlange verschlungen worden sei, aber ungenießbar war und wieder ausgespuckt wurde. So rabiat und gefährlich sind die Viscontis. Echte Alternative also zu 1.

  4. Ja, wird hier einer gefressen oder ausgespuckt? Das ist die entscheidende Frage.

 

 

Unsere persönliche Interpretation ist nun eine ganz andere. Wir sehen hier keine Schlange, sondern einen Drachen. Der Drache aber ist in der christlichen Welt ein gefährliches Tier, das der Mensch besiegen muß, wie der Hl. Georg vormachte, ein feindliches Tier im Gegensatz zu China zum Beispiel, wo der Drache doch ein Glücksbringer ist. Da sieht man mal wieder, wie different die Welt und ihre Erscheinungen sind. Auf jeden Fall wäre dann ein Antagonismus Mensch und Drache irgendwie wahrscheinlicher als eine Schlange. Und stellen Sie sich einen Menschen vor, der ab Unterkörper abwärts im Mittelalter als Drache daherkommt. Das macht schon was her.

 

Aber allen denen, die glauben, dieses Zeichen hätte was mit der Asklepiosschlange zu tun, also dem Asklepiosstab, Wahrzeichen der Ärzte und Apotheken, dem müssen wir eine deutliche Absage erteilen. Also keine Vereinigung von Apothekenverbänden, die als neuer Sponsor im Fußball irgendwo zu erwarten sind, denn Geld genug verdienen die doch, wo es immer heißt, jemand sei aber eine teure Apotheke, wenn man fürs Essen beispielsweise mehr bezahlen muß, als angebracht.

 

Ja, ja, da sind wir weit abgekommen, von den Eintrachtspielern und den Autogrammjägern hier am Stand von Alfa Romeo in Halle 6. Das kommt davon, wenn man gut eineinhalb Stunden auf die roten Hemden der Spieler mit dem Zeichen von Alfa Romeo starrt. Dabei hatten wir uns beim Betrachten, Sinnieren, Studieren viele Seiten aufgeschrieben mit ganz anderen Dingen, z.B. daß auf einmal die Eintrachtmelodie ertönte, also die, die vor jedem Spiel im Stadion das Rund füllt und man wußte, jetzt kommen sie: die Jungs. So war es auch. Beifall.Und dann der Vorbeimarsch, das Defilee der Autogrammsuchenden, das hatte was von einer Hochzeit in der Kirche. Echt. eine kleine Prozession von Andächtigen.

Aber alles hat ein Ende. Auch die Autogrammstunden auf der IAA. Da capo: nächstes Jahr!

 

Foto:  Spieler auf IAA: "A2 Bildagentur/PeterHartenfelser"

 

www.eintracht.de

www.iaa.de