Rekordergebnis der Fraspa, Gewinneinbruch bei der Dekabank zeigen die Bilanzpressekonferenzen 2011
Notker Blechner
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Was ist bloß los in der vermeintlich betulichen Welt der Sparkassen? Überraschend hat der Verwaltungsrat den Dekabank-Chef Franz Waas gefeuert - wegen zu hoher Boniforderungen. Auch das operative Geschäft läuft schlecht. Das Ergebnis brach dramatisch ein. Dagegen glänzte die Frankfurter Sparkasse mit guten Zahlen.
Wer sich mit Sparkassen-Chef Heinrich Haasis anlegt, steht auf verlorenem Posten. Der rotblonde Schwabe ist bestens verdrahtet und verfügt über eine wichtige Manager-Eigenschaft: Durchsetzungskraft. Haasis ist Mitglied des Andenpakts in der CDU, eines der wichtigen Netzwerke der Bundesrepublik, zu dem auch der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch gehört.
Kurz vor seinem Abtritt als Sparkassen-Präsident hat Haasis nochmals allen gezeigt, wie mächtig er ist. Er hat den langjährigen Deka-Chef Franz Waas abberufen - einen Tag vor der Bilanzpressekonferenz. Das notwendige persönliche Vertrauensverhältnis sei nicht mehr gegeben, hieß es in einer Erklärung, in der die üblichen Dankesfloskeln fehlten.
Bruch wegen Boni-Streit
Das Verhältnis zwischen Waas und Haasis ist schon lange gestört. Der Sparkassen-Chef waren die riskanten Kapitalmarkt-Geschäfte von Waas suspekt. Der Konflikt eskalierte nun bei der Boni-Frage. Nachdem sein Vertrag im Juni 2010 bis 2016 verlängert worden war, soll Waas zusätzlich zu den erhaltenen Bonizahlungen von zwei Millionen Euro zuletzt auf für 2008 und 2009 ausstehende Boni in Höhe von 2,5 Millionen Euro gepocht haben. Da war die Geduld des sparsamen Schwaben Haasis zu Ende. Er setzte die Entmachtung des "kleinen Investmentbankers" Waas durch.
Am Tag nach dem plötzlichen Rauswurf zeigten sich die Verantwortlichen der Dekabank immer noch konsterniert. "Es war ziemlich überraschend, was da passiert ist", gestand der über Nacht zum Interimschef ernannte Oliver Behrens.
Devote Töne des neuen Chefs
Und dann machte der neue Lenker im Deka-Turm klar, wer die wahre Macht in der Bank hat: Berlin. "Man muss nicht meinen: Nur weil man in Frankfurt in einem großen Gebäude sitzt, ist man in der Region auch so groß." Und weiter: "Nicht wir sind wir die Mutter und die Sparkassen die Tochter, sondern umgekehrt. Wir haben zu tun, was die Eigentümer erwarten." So viel Unterwürfigkeit dürfte in der Sparkassen-Zentrale gut ankommen.
Die 419 Sparkassen, die unter dem Dach des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands vereint sind, hatten im vergangenen Jahr die Deka komplett übernommen. Die Landesbanken, denen zuvor die Hälfte an der DekaBank gehörte, erhielten 2,3 Milliarden Euro.
Doch die starke Mutter konnte nicht verhindern, dass viele Privatkunden bei der Deka ihre Fondsgelder abzogen. Aus Deka-Aktienflonds flossen 6,8 Milliarden Euro ab.
60 Prozent weniger verdient
Das schwache Fondsgeschäft und Abschreibungen wegen der europäischen Schuldenkrise ließen das operative Ergebnis der DekaBank 2011 um fast 60 Prozent auf 383 Millionen Euro einbrechen. Kein Grund zur Sorge, meinten die Manager der DekaBank. Unter den turbulenten Märkten litten auch andere Banken. Das Kerngeschäft sei weiter gesund und stabil, betonten Behrens & Co.
Wie es weitergeht und wie die Deka die Flucht der Privatanleger aus Fonds stoppen will, blieb offen. Eine Prognose für 2012 wagte der zentrale Fondsanbieter der Sparkassen nicht. Ebenso ungewiss ist, wer neuer Deka-Chef wird.
Frankfurter Sparkasse verliert Vizechef
Am Mittwoch schwebte der Eklat bei der DekaBank auch über die Bilanzpressekonferenz der Frankfurter Sparkasse. Schließlich wechselt der stellvertretende Vorstandschef der Fraspa, Georg Stocker, in den Vorstand der Deka.
Die viertgrößte deutsche Sparkasse hofft auf ein engeres Zusammenrücken zwischen DekaBank und der Landesbank Berlin. Wenn die Landesbank ganz den Sparkassen gehöre, "haben wir die Möglichkeit, strategische Fragen auf ganz neuer Grundlage zu beantworten", erklärte Fraspa-Chef Herbert Hans Grüntker.
Bestes Ergebnis der Firmengeschichte
Für seine Bank hatte Grüntker viel Positives zu berichten. Vor Steuern verdiente die Frankfurter Sparkasse im abgelaufenen Jahr 109,5 Millionen Euro - so viel wie noch nie in der 190-jährigen Geschichte der Bank. Der Nettogewinn blieb auf der Höhe des Vorjahres bei 60 Millionen Euro – wegen der Millionen-Abschreibung auf die LBB, die steuerlich nicht absetzbar war.
Die Fraspa profitiere derzeit besonders vom florierenden Geschäft mit Immobilienkrediten in der Rhein-Main-Region und von der zunehmenden Nachfrage der Kunden nach Tages- und Festgelder.
Lehman-Thema abgeschlossen
Ein Problem scheint die Frankfurter Sparkasse auch vom Tisch zu haben: die Entschädigung der Lehman-Zertifikate-Opfer. "Das Thema Lehman ist für uns abgeschlossen", betonte Vorstandschef Grüntker. "Wir haben 2011 keine Aufwendungen für die Entschädigung von Kunden gehabt." Zwei Sätze- mehr ließ sich Grüntker nicht entlocken.
Vor einem Jahr waren nach Angaben der Fraspa noch etwa 125 Klagen von Kunden anhängig. Die erste Verhandlung vor dem Bundesgerichtshof zu dem Thema im April 2011 platzte aber, weil die Fraspa im letzten Moment ihre Revision zurückzog. Damit waren Urteile des Oberlandesgerichts, nach denen die Sparkasse den Anlegern wegen mangelhafter Beratung 7.000 und 25.000 Euro erstatten muss, rechtskräftig.
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