Serie: Die Stadt Frankfurt vertut ein Projekt des gemeinnützigen Bauens in Bockenheim, Teil 2/2
Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Der Abschluss des Rundgangs, der vom Verein Zukunft Bockenheim geführt wurde, fand am Rohmerplatz statt. An der Rohmerstraße 14 wurden Wohnungen verkauft, zum Teil von alteingesessenen Mietern dann erworben, was nicht immer geht, zumal wenn in Luxus saniert wird.
Nachtrag zu einem Projekt der Extraklasse
Ein ganz besonderer Fall war das Grundstück des ehemaligen Sozialrathauses am Rohmerplatz, mit früherem Seitengebäude, Mädchenhaus und Treff. Die Stadt hat lange überlegt zu verkaufen, wollte dann aber etwas Sinnvolles daraus machen. Der Verkauf wäre zudem problematisch gewesen, es existierten Erben. Es handelt sich nämlich um das Grundstück der 'Stiftung Rohmer', die die Auflage einer sozialen Bindung bestimmte. Rohmer war 'ein reicher Bockenheimer', besagt die Kunde. Der Stiftungstext wurde ausgegraben (im übertragenen Sinn), dieser bestimmt eine soziale Nutzung. Die Stadt jedoch ist unter den heutigen Umständen außerstande ein Vorhaben dieser Art - von größerer Dimension - selbst zu bewerkstelligen, daher brauchte es einen Partner, der mit dem Kuratorium von Medico International und ihrem Stiftungsgeld, das Anlagemöglichkeiten suchte, um erhalten zu werden, zunächst auch gefunden wurde.
Die Stiftung wollte in eine sozial gebundene Immobilie ('sozialer Auftrag') investieren, ein Haus des Friedens, der Solidarität sollte entstehen. Dies wäre mit einer 10-zügigen Kita (für U3- Kinder) und hinzukommenden Studenten- und Sozialwohnungen möglich gewesen. Diese Lösung hatte, wegen der Kita, aber eine Erdgeschossvorgabe. Das Grundstück hat 4000 qm, 2100 wären an Medico gegangen, 1900 blieben an Rest. Genehmigt wurde: 8-zügig mit einem Obergeschoß von 2 der Ü3.
Heute kommt aber Medico nicht mehr vor. Die Verhandlungen mit der Stadt zogen sich lange hin, Medico musste eine Entscheidung treffen. Noch mindestens ein bis zwei Jahre zu feilschen wäre zu lange gewesen. Olaf Cunitz, Bürgermeister und Dezernent für Planen und Bauen war an und für sich begeistert und öffentlicher Druck lief an, aber der Bürokratiewahnsinn auch, es wurde 'verschleppt, hintertrieben, versaubeutelt', wie gesagt wurde, es zog sich über sieben Jahre hin. Problem ist - das wurde zur Erkenntnis -, dass Ämter sich kabbeln. Cunitz hat unter sich Ämter wie Planungsamt und Liegenschaftsamt. Weiterhin involviert in den Verhandlungen über das Projekt waren Schuldezernat und Bildungsdezernat. Wer hat nun aber die Oberhand, wer gewinnt diese?
Medico hätte für ein sinnvolles Projekt 15 Mill. beigesteuert. Es hieß aber dann auch später: die Stadt habe kein Geld - aber sie kriegte sich wohl auch nicht ein. So waren acht Jahre der Beschäftigung mit dem Projekt dahin. Wo eine öffentliche Aufgabe liegt, da hat auch die Ineffizienz und Sturheit des Behördenschimmels ein Quentchen mitzureden. Medico fiel aus dem Vorhaben raus. Es baut nun am Osthafen. 'Medico konnte sich nicht leisten zu lange zur Wand zu stehen'.
Foto: Grundstück (c) Heinz Markert
Info:
Rundgang des Vereins Zukunft Bockenheim, 17.10.2015 14 Uhr
http://www.zukunft-bockenheim.de/stadtteilbuero.htm