Das in einem altehrwürdigen Parkareal gelegene Diakonissen-Grundstück wird finanzkapitalistisch verwertet

 

Heinz Markert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Schändlich: Ein mehr dem Schein nach sozial und religiös verorteter 'Konzern' – Konzern benennt er sich selbst – der evangelischen Glaubenskultur gibt einem Investor der Kategorie meistbietend und monströs den Zuschlag beim Verkauf des 1 A-Grundstücks der Frankfurter Gesundheitstradition an der Holzhausenstraße 72-92. Hier sollen 45 Luxus-Eigentumswohnungen entstehen. Der Name des Investors bleibt noch geheim.

 

Was meinen wohl die Gläubigen zu diesem Deal - die stumme Basis dieser Missetat -, denen doch die Entscheidung zum Verkauf des Gemeinschaftsbesitzes in einzelner Abstimmung obliegen müsste, so lange der Schirm des gläubigen und gottgefälligen Lebens - wofür der Gesundheitskonzern kaum mehr steht -, noch gilt? Mit dem Besitz, der auch Besitz der Gläubigen ist, verfährt die institutionelle Religion wie der Götze Kapital.

 

 

Die Religionen – Teil der weltumspannenden kapitalgetriebenen Betriebsamkeit

 

Der Diakonissenkonzern verhält sich mit der einträglichen Auflösung der langjährigen Traditionseinrichtung an der Holzhausenstraße - seine Schwestern nutzten die unterirdisch haltende U-Bahn-Station und waren regelmäßig zu sehen – ganz ähnlich wie der Mammut-Konzern des römischen Katholizismus, der mit der Versetzung der altehrwürdigen Carolus-Buchhandlung aus der Liebfrauenstraße 4 in die Vilbeler Straße 36 – von einer 1 A- in eine B-Randlage der City - gerade eben einen ähnlich degoutanten Frevel beging.

 

Und dies auch aus kurzsichtig vollzogener kapitalistischer Präpotenz. Nicht mal die Flagship-Eigenschaft wurde noch bedacht, obwohl diese die 1-A-Lage jederzeit rechtfertigt, zur Signalisierung auch der Glaubensidee. In Nähe der Frankfurter 'Zeil' gelangte der katholische Großkonzern zu dem Entschluss, dass der Quadratmeter-Preis der Ladenmiete von 12,39 Euro nicht mehr zeitgemäß sei und für eine Erhöhung anstehe. Klimbim-'Butlers', ein Laden der billigen und überwiegend fragwürdigen Ware, zieht jetzt in der Nähe des Liebfrauenbergs ein, für 40 Euro Miete den Quadratmeter. Als ob es derartige Läden nicht schon zur Genüge gebe. Die versetzte Buchhandlung betrachtet die Führung der Katholische Kirche als gerettet an, nachdem Arbeitsplätze abgebaut und die Verkaufsfläche vermindert wurde. Der Freigeist fragt sich, was das bloß für eine Reste-Rampe-Religion ist, die nicht mal mehr Flagge zeigt.

 

Das Internet lässt die Frankfurter Niederlassung des diakonischen evangelischen Religionskonzerns in gar nicht günstigem Licht erscheinen. Es scheint, als ob der Konzern in der Betreibung seiner geriatrischen Klinik in der Holzhausenstraße nicht wirklich mehr der Erhaltung und dem menschenwürdigen Ausklingen des Lebens diene, sondern Kranke des fortgeschrittenen Alters mehr als Gegenstände betrachte, wie ungünstig bewertende Einträge im Internet andeuten. Das Haus vermittelt betroffenen Angehörigen einen vernachlässigten Eindruck.

 

http://www.klinikbewertungen.de/klinik-forum/erfahrung-mit-diakonissen-krankenhaus-frankfurt

 

http://www.yelp.de/biz/diakonissen-krankenhaus-frankfurt-am-main

 

http://www.fdk.info/

 

 

Der Verkauf ist wohl in trockenen Tüchern

 

Durch den Verkauf des Holzhausen-Grundstücks an einen Investor, der an kaum etwas anderem als an Profit interessiert ist, wird mit den religiös gestimmten Bindungen und Empfindungen der Gläubigen im Konzern Evangelische Kirche Schindluder getrieben. Dem Investor ist das Wohl und Wehe von künftigen Mietern oder auch ggf. bedürftigen Wohnungssuchenden, die preislich gar nicht mithalten können, gänzlich schnuppe, er will nur maximales Surplus im Interesse der Druck machenden Gruppe der Anleger (ohne Gesicht) herausholen. .

 

Die Größe des Grundstücks, das in Rede steht, beträgt 6000 Quadratmeter. Es hält einen attraktiven Platz im gediegen Frankfurter Nordend. Die geschützte Sandsteinfassade wird nur teilweise erhalten bleiben, der alte Baumbestand wird dem Vernehmen nach als Ganzes bestehen bleiben. Um das Gelände entstand ein Kampf, wer den Zuschlag erhalte. Auch die in der Bauherren-Haifischbranche relativ moderate städtische ABG-Holding bot mit, hatte aber nicht genug Atem und Reserve mitzuhalten. Sie unterlag. An die Öffentlichkeit gelangte die Information, dass ein - nicht näher bezeichneter - Investor der begehrlichen Art den Zuschlag im Wert einer zweistelligen Millionensumme bekam. Hierbei soll der durchaus 'soziale Anspruch' des Verkäufers, also der 'Frankfurter Diakoniekliniken GmbH, die wiederum mit dem evangelischen Krankenhauskonzern Agaplesion gemeinnützige AG verbunden ist', zur Geltung gekommen sein!

 

 

Was ist geplant?

 

Eine weitere Kunde übermittelte, dass der Bauunternehmer Tim Erdmann auf dem Grundstück Wohnungen zu errichten vorhat. Er plant einen Komplex mit 66 Wohnungen, von denen 45 zu Luxus-Eigentumswohnungen hochgerüstet werden. Die Differenz zwischen 45 und 66 solle, der städtischen Baupraxis bzw. dem geltenden Planungsrecht entsprechend, als öffentlich geförderter Anteil an Wohnungen errichtet werden – das wären so etwa um die 30 Prozent. Soweit man vermuten darf, will die Stadt die Einhaltung der Vorgabe durchsetzen.

 

Einwand und Protest: Das Eigentum der Diakonie ist Eigentum der Gläubigen, die zuallererst zu fragen wären, wie sie zu diesem Verkauf stehen. Den Managern des Religionskonzerns gebührt nach höherem, sorgfältig abgewogenen Rechtsempfinden durchaus nicht die alleinige Entscheidung darüber, ob und zu welchen eventuell fragwürdigen Bedingungen verkauft wird. Der Verkauf – wie vollzogen - verstößt insbesondere aber gegen das religiöse Rechtsempfinden, sofern dieses überhaupt noch etwas wert sein soll. Ähnliches gilt auch – wichtig für Städte, Gemeinden und Länder – in Fällen des schon vielfach vollzogenen Abstoßens von staatlich gehaltenem öffentlichem Eigentum an Wohnungen. Dieses wechselte vom Staat an Heuschrecken. Geschieht der Ausverkauf – kirchlich oder auch staatlich -, wird ein gemeinschaftliches Gut der Menschheit veruntreut, es wird Kreisen überstellt, die der menschlichen Gemeinschaft sehr unfreundlich – um nicht zu sagen feindlich - gesonnen sind. Die Vorgehensweise der von der Urchristengemeinschaft abgefallenen Kirche sind ein Verstoß gegen das Weltnaturrecht des Habguts 'der Gemeinde', wo immer dieses sich befinde.

 

Foto:

Diakonissenareal, 60322 Frankfurt am Main, Holzhausenstraße 72-92

(c) Heinz Markert