Die diesjährigen Plagiat-Preisträger wurden auf der Ambiente gekürt

 

Heinz Markert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Was soll man da noch sagen. Die Qualitätsoffensive ist ein weltgemeinschaftliches Projekt, schon aus umweltpolitischen Gründen und aus Gründen der Sicherheit und weil fairer Handel ein Muss ist, wenn der Umgang der Staaten miteinander nicht auf den Hund kommen soll.

 

Dennoch, die meisten jener minderwertigen Plagiate, die zur Ambiente 2016 in den Fokus genommen wurden, wurden traurigerweise im altehrwürdigen China zusammengeschustert und über dubiose Kanäle auf den Markt gebracht. Das Phänomen weist auf eine Manie. Von den 10 Negativpreisträgerquellen liegen sieben in China.

 

Ein Plagiat besteht im Vorgaukeln falscher Tatsachen, wurzelt also in betrügerischer Absicht. In China müssen Gehirne ein Zweikammernsystem aufweisen, möchte man fast noch zugutehalten. Im einen geht es hübsch legalistisch zu, im andern wird hintergangen. So kommt der Handel ins Zwielicht und die Konsumenten sind die Gelackmeierten.

 

Aus einer seltsamen Gewohnheit heraus können in China anscheinend eine gewisse Menge Leute gut damit leben, dass sie schizoid sind, einerseits die gesetzestreuen Bürger abgeben, andererseits aber der Weltöffentlichkeit gegenüber sich als Vortäuscher falscher Tatsachen betätigen. Und das womöglich noch staatlich abgesegnet und gefördert. So manche der konsumfreudigen Besucher aus dem Land des Lächelns dürften als Jäger nach geeigneten Plagiaten unterwegs sein.

 

 

Abgeholt wurde noch nie

 

Öffentlich angenommen wurden die Auszeichnungen von den Preisträgern übrigens noch keinmal. Nun ja, ein Preis für Plagiate ist nicht sonderlich attraktiv, er steht in der Ecke als ziemlich hässlicher Gartenzwerg.. Hätten die Plagiateure die plagiierten Produkte wenigstens noch weiterentwickelt und übertroffen: dann hätten sie sich noch als relativ abgebrüht (cool) erwiesen, obgleich das nicht wirklich vertretbar wäre, aber die billig 'kreativ-befreite' (nach dem Wort des Laudators Andrej Kupetz) Nachahmerei, was soll das denn nun wirklich?

 

Abgesehen vom Schaden von ca. 70 Mrd. Euro, der den Europäern jährlich entsteht, die immateriellen – womöglich aber auch körperlichen Schäden - sind die Crux. Unternehmen des Inlandes entsteht ein Schaden von ca. 30 Mrd. Euro, insbesondere sehen sich die Schöpfer und Entwickler um den ihnen zustehenden Anteil geprellt. Entscheidend ist die umfangreiche Vorleistung, die es braucht, um ein Produkt von der Idee über die Entwicklung bis hin zur Sicherung der Schutzrechte zu führen.

 

Die Vorgehensweise des Abkupferns reicht bis hinein in die Zone der organisierten Kriminalität. Umwelt wird unangemessen belastet und Plagiate entstehen im Verborgenen oft unter menschenunwürdigen Bedingungen. Begünstigend wirkt jedoch auch – das geht auf eigene Landeskosten -, dass chinesische Firmen auch als beauftragte günstige Hersteller unter dem Rubrum 'niedrige Lohnkosten' fungieren, denen es insoweit leicht gemacht wird, ihr krummes Ding zu drehen.

 

Der einfache Konsument bzw. Konsumentin ist auch mit im Boot. Entweder man/frau fällt auf Fälschungen herein und macht sich wenig Gedanken um die Sicherheit und Qualität des Erworbenen oder es wird gleich auf das schlecht Kopierte ausgegangen. Die Plagiate sind nämlich billiger zu haben als die Originale, ein Fünftel ist da drin. Aber im Endeffekt ist das Plagiat entweder nicht viel billiger oder sogar teurer, wenn der Schwund an Qualität im Blick auf Verarbeitung, Funktion und Sicherheit in die Kalkulation genommen wird.

 

 

Zum Exempel: kleine reizende Auswahl der 'Ausgezeichneten'

 

Ausgezeichnet wurden nach der Laudatio: 3 Hauptpreisträger, fünf gleichrangige „Auszeichnungen“ und zwei Sonderpreise, insgesamt sind es zehn Fälle. Den meisten Reiz übten die Sonderpreise aus:

 

die Winterweste 'e.s. Vision' (Original von engelbert strauss GmbH & Co. KG) und das

 

Wälzlager/FAG-Rillenkugellager: 'FAG 6012.2ZR.C3' und INA-Schrägkugellager 'INA 30/8-2RS'.

 

Diese beiden Plagiate sind dreist. Die Winterweste erscheint als sehr gebrauchsaffin und wirkungsvoll für den Winter, sofort wird sie abgekupfert und findet sich schlecht nachgemacht auf dem Flohmarkt, in der Annahme, dass es dort schon nicht so auffällt.

 

Das Wälzlager ist ein feinmechanisches Hochtechnologieprodukt von höchst-möglicher Präzision, von Schaeffler Technologies AG & Co. KG.; man vermag sich kaum auszudenken, was passieren kann, wenn die Funktion im Auto, in der Bremsanlage, ausfällt und es um Leben oder Tod geht. Die Plagiatseigenschaft vermögen hier nur Fachleute zu identifizieren; VR China.

 

Gern zu erwähnen auch der Standventilator 'Dyson Air Multiplier AM03' von Dyson Ltd. Großbritannien, bzw. Dyson GmbH, Köln, Deutschland, schlecht nachgemacht, VR China.

Besondere 'Note': Der Standventilator hat keine Rotorflügel.

 

Um aber nicht nur auf China herumzuhacken: Zwei Preisträger stammen auch aus Deutschland. Nachgekupfert ist die Brillenfassung 'ARLES' der Meyer Brillenmanufaktur GmbH, Saarbrücken, Deutschland; die Brille mit dem überlegenen Scharnier. Plagiateur: MOM GmbH, Mechanisch-Optische-Metallverarbeitung, Rathenow, Deutschland.

 
Eine neckische Variante findet sich aus Heiligenhaus, Deutschland: Der Tortreibriegel 'DENI Plano' von Niederhoff & Dellenbusch GmbH & Co. KG, Heiligenhaus. Und wo wohl entstand das Plagiat? Auch in Heiligenhaus, mit Steinbach & Vollmann GmbH & Co. KG.

 

Info:

Die Verleihung des „Plagiarius 2016“ fand am Freitag, 12. Februar 2016 während der Frankfurter Konsumgütermesse „Ambiente“ im Congress Center der Messe Frankfurt im Raum „Illusion 1-3“ statt. Das Grußwort anlässlich der 40. Plagiarius-Verleihung sprach Stephan Kurzawski, Geschäftsleitung Messe Frankfurt Exhibition GmbH, die Laudatio auf die Preisträger hielt Andrej Kupetz, Hauptgeschäftsführer des Rates für Formgebung.

 

www.plagiarius.com

 

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