Steigende Ausstattung mit Assistenzsystemen kaufen vor allem Männer– Mit höherem Einkommen wächst auch der Wunsch nach „mehr Auto“
Gerhard Wiedemann
Berlin (Weltexpresso) – Na, da hat sich der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) ja weit aus dem Fenster gehängt, wenn er nach der internationalen VW-Pleite einmal etwas Gutes über deutsche Autos verkündet: Die Neuwagen in Deutschland werden immer intelligenter und sicherer. Dies zeige der DAT-Report 2016.
Demnach finden sich in der Ausstattungsliste der Neuwagenkäufer zahlreiche Assistenzsysteme, die vor fünf oder zehn Jahren noch gar nicht verfügbar waren. So ist bereits jeder neunte Neuwagen mit einem Abstandsregeltempomat ausgestattet, jeder zwölfte Neuwagenkäufer ordert ein Auto mit Notbremsassistent oder Spurhalteassistent. Sieben Prozent der Neuwagen sind heute schon mit einem Aufmerksamkeitsassistenten ausgestattet.
Seit 1. November 2014 müssen alle neu zugelassenen Pkw in der EU mit ESP und einem Reifendruckkontrollsystem ausgerüstet sein – die Ausstattungsquote entspricht daher im Jahr 2015 jeweils 100 Prozent. Zehn Jahre zuvor hatten lediglich zwei von drei Neuwagen ESP, Sensoren für den Reifendruck waren noch kein Thema.
Auch die Komfortausstattung nimmt kräftig zu: Hatte im Jahr 2005 nur jeder vierte Neuwagen ein Navigationsgerät, so sind es aktuell 54 Prozent. Die Ausstattungsrate mit Bordcomputer stieg im gleichen Zeitraum von 47 auf 80 Prozent.
Matthias Wissmann, Präsident des VDA, betonte: „Die Analyse zeigt zudem, dass Neuwagen deutscher Premiumhersteller gerade bei sicherheitsrelevanten Assistenzsystemen eine Vorreiterrolle haben und überdurchschnittlich hohe Ausstattungsraten aufweisen. Das gilt für den Abstandsregeltempomat ebenso wie für den Spurwechsel- und Spurhalteassistenten sowie den Notbremsassistenten. Damit können bereits heute viele Unfälle vermieden werden. Deutsche Autos werden immer intelligenter und sicherer. Und in Zukunft werden unsere Autos noch viel mehr können – der Trend zum vernetzten und automatisierten Fahren führt dazu, dass sich Autos sogar gegenseitig warnen werden. Unser Ziel ist ‚Vision Zero‘, wir wollen mit innovativen Technologien die Unfallzahlen weiter deutlich senken.“
Dass Männer oftmals mehr „Kästchen ankreuzen“, wenn es um die Sonderausstattung beim Autokauf geht, wird von vielen behauptet – und nun auch statistisch belegt. Demnach sind die von Männern gekauften Neuwagen deutlich besser ausgestattet als die von Frauen: Neuwagen männlicher Käufer wiesen 2015 laut DAT 20,3 Ausstattungsmerkmale auf (Vorjahr: 18,8). Wurde das Auto von einer Frau gekauft, waren es 14,8 Merkmale (Vorjahr: 14,0).
Immer wieder ist auch die These zu hören, das Auto habe heute für die Menschen nicht mehr eine so große Bedeutung wie früher. Ein Gradmesser hierfür ist sicher die Zahlungsbereitschaft. Die DAT-Statistik kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Neuwagenkäufer in Deutschland investieren seit der Erhebung der Daten (1996) für den DAT-Report Jahr für Jahr einen konstanten Teil ihres Jahreseinkommens für den Neuwagenkauf. Basis für diese Berechnung ist die Summe des monatlich verfügbaren Haushaltsnettoeinkommens, das – multipliziert mit zwölf – das Einkommen pro Jahr repräsentiert. Dieser Anteil lag im Jahr 1996 bei 61 Prozent, 2005 bei 66 Prozent (23.880 Euro von 36.360 Euro), 2010 bei 60 Prozent (26.030 Euro von 43.284 Euro) und 2015 bei 59 Prozent (28.590 Euro von 48.552 Euro). Das heißt: Unabhängig von der absoluten Höhe des verfügbaren Jahresnettoeinkommens geben die Menschen in Deutschland davon stets etwa 60 Prozent für den Neuwagenkauf aus. Wissmann dazu: „Mit steigendem Einkommen wächst offenbar auch der Wunsch nach einem besseren und intelligenteren Auto.“