Helaba warnt vor schrumpfenden Gewinnen
Notker Blechner
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Zeiten, als die Landesbank Hessen-Thüringen von Rekordjahr zu Rekordjahr eilte, sind vorbei. Die Helaba rechnet für die nahe Zukunft mit weniger Gewinn. Schuld daran sind die Null-Zinsen und die wachsende Regulierung.
Von großen Visionen hält der neue Helaba-Chef Herbert Grüntker nichts. Er spricht lieber vom "täglichen Ringen nach Optimierungen und Effizienzverbesserungen". "Wir befinden uns in einer Übergangsphase, in der die Karten in der Kreditwirtschaft neu gemischt und die Geschäftsmodelle überarbeitet werden", meinte Grüntker bei der jüngsten Bilanzpresse-Konferenz. Dabei gehe es nicht um den großen Wurf und schon gar nicht um neue Visionen für das Bankgeschäft, sondern um harte Arbeit im Tagesgeschäft.
Die Helaba will daher ihr Geschäftsmodell schärfen und die Stärken noch mehr herauskehren. Jedes Geschäftsfeld soll darauf überprüft werden, ob es unter dem Strich profitabel sei.
Fusionen lehnt der Helaba-Chef ab. Von einer Übernahme der HSH Nordbank will er nichts wissen. In der Vergangenheit habe es schon erhebliche Konsolidierungsschritte gegeben. Vier Landesbanken hält er für ausreichend. Sein Vorgänger, Hans-Dieter Brenner hatte sich für weniger als vier große Landesbanken ausgesprochen.
Expansion Richtung Nordrhein-Westfalen
Großes Wachstumspotenzial sieht Grüntker in Nordrhein-Westfalen, wo die Landesbank Hessen-Thüringen den Rest der untergangenen WestLB übernommen hat und als Verbundpartner der Sparkassen fungiert. Im Firmenkunden-Geschäft will die Helaba in NRW weiter expandieren. Auch das Außenhandelsgeschäft und der Zahlungsverkehr sollen im Verbund mit den Sparkassen wachsen.
Doch auch die zusätzlichen Ertragsquellen werden die Belastungen durch die Niedrigzinsen, die steigenden Regulierungskosten sowie die strengen Eigenkapital- und Liquiditätsanforderungen nicht kompensieren können. Helaba-Chef Grüntker schraubt deshalb die Ziele für die nächsten Jahre herunter. Künftig peilt die Landesbank nur noch eine Eigenkapitalrendite von 6,5 bis 8 Prozent an. Bisher lag die Vorgabe bei rund 8 Prozent. Es sei nicht damit zu rechnen, dass sich die positiven Ergebnisse der vergangenen Jahre fortschreiben ließen, warnte Grüntker in Frankfurt. "Wir müssen mit spürbaren Abstrichen beim Konzernergebnis rechnen", warnte der Top-Banker.
In den vergangenen Jahren hatte die Helaba stets Rekorde eingefahren. Selbst 2015 konnte der Gewinn um sechs Prozent auf 419 Millionen Euro gesteigert werden - trotz einer fast 100 Millionen Euro großen Wertberichtigung bei Schiffsfinanzierungen. Vor Steuern freilich wurde das Rekordergebnis des Vorjahres verfehlt. Es sank um zwei Prozent auf 596 Millionen Euro.
Fraspa verdient deutlich weniger
Deutlicher weniger als früher trug die Frankfurter Sparkasse zum Gewinn der Helaba bei. Der Überschuss der Fraspa brach um ein Viertel auf 52,5 Millionen Euro ein. Das Zinsergebnis knickte ein. "Die Zeiten von Rekordergebnissen sind vorbei", erklärte Fraspa-Chef Robert Restani bei seinem ersten großen Auftritt vor der Presse.
Die Niedrigzinsen machen zunehmend der Frankfurter Sparkasse zu schaffen. Restani spricht von einer "rauen See mit starkem Gegenwind". Die Negativzinsen wird die Bank freilich nicht an ihre Privat-Kunden weiterzugeben. "Wir wollen das nicht", sagte Rastani.
Run auf Schließfächer
Die Negativzinsen, die die EZB von Banken für bei ihr geparktes Geld verlangt, beunruhigen auch Helaba-Chef Grüntker. Die Helaba werde diese Belastung begrenzen, sagte er. Wie, das ließ er offen. Das Horten von Bargeld - wie das einzelne regionale Sparkassen oder gar die Münchener Rück tun - sei kein Thema.
Die Negativzinsen und die Diskussion um eine Bargeld-Abschaffung haben die Angst der Privatkunden um ihr Geld verstärkt. Die Fraspa berichtete über einen starken Anstieg der Nachfrage nach Schließfächern. "Wir haben über 30.000, die sind nun fast alle belegt", sagte Fraspa-Chef Restani.
Info:
Helaba
Frankfurter Sparkasse
https://www.frankfurter-sparkasse.de/
