Österreich hilft den Häuslebauern aus Bratislava/Preßburg, erzählt die FAZ

Gerhard Wiedemann

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Am irgendeinem Freitag gab es einen spannenden Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), der die Welt auf den Kopf stellt. Ausgerechnet in der Beilage IMMOBILIEN, die wir ansonsten nie lesen.


Aber die dicke Überschrift SLOWAKISCHE HÄUSLEBAUER TREIBT ES NACH ÖSTERREICH, ist doch so ziemlich ungewöhnlich, und dem großen Foto vor der Grenze: WOHNUNG ZU VERMIETEN: Byty na prenájom mit Adresse und Telefonnummer , dem glaubt man erst einmal nicht, weiß man doch, daß Österreich zu den westlichen Staaten mit hohen Verdiensten und guter Beschäftigung gehört und die Slowakei zwar besser da steht als andere ehemalige Ostblockländer, aber....

Das „aber“  bezieht sich auf zwei Sachverhalte. Die Hauptstadt der Slowakei  Bratislava liegt rund 50 km vom österreichischen Nachbarn Wien entfernt, die Grenze selbst liegt vor der Donau, auf deren drüberer Seite das ehemalige Preßburg liegt, absolute Partnerstadt von Wien. Die Altstadt schmiegt sich an die Donau, überragt von der gleichnamigen Burg Bratislava, auf der anderen Donauseite hat sich ein neuer Stadtteil ausgebreitet. Das gibt es selten, aber immer wieder einmal, daß eine Hauptstadt am Rand des Staatsgebietes liegt, hier im Westen direkt an der Staatsgrenze, der Donau.

Das ist der eine Sachverhalt. Der andere ist, daß derzeit  in und um Bratsilava – das können wir nur so übernehmen – ein enormer Wirtschaftsaufschwung stattfindet, was mit sich bringt, daß es viele neue Stellen gibt, die den Zuzug in die Hauptstadt verstärkten, so daß ganz schnell auf einmal die bisherigen günstigen Mieten durch enorme Erhöhungen ins Astronomische steigen und so was wie Hausbesitz nur noch wirklich Reichen möglich ist. Das alles wird verschärft dadurch, daß sowieso zu wenige Wohnungen und Häuser für die zuströmenden Massen da sind.

Man könnte ja glauben, daß sich dann die Stadt Bratislava ausbreiten könnte, wobei nach Westen zu die Donau, die Grenze, dies beschränkt. Aber gleichzeitig sind die Auen an der Donau und die weiten niederen Landschaften auf dem österreichischen Teil der Grenzregion nicht sehr bevölkert, denn der nördliche Osten Österreichs ist eine strukturschwache Gegend im Gegensatz zum Westen und vor allem auch im Gegensatz zur Landeshauptstadt Wien, in die auch aus den Dörfern im Osten die jungen Leute wegen Arbeitsmöglichkieten ziehen, die dann gleich dort wohnen bleiben, weshalb die Besiedelung Wiens sich längst über die Stadt hinaus ausgebreitet hat. Dagegen sind in den Dörfern vor der Staatsgrenze längst Häuser leerstehend, denn nachdem so viele junge Leute weggezogen sind und die Zurückgebliebenen erst vergreisen und dann sterben, ist niemand mehr da, der sich dafür interessiert.

Und hier trifft sich das boomende Bratislava mit den entvölkerten Grenzgebieten Österreichs. Die einen haben Geld, aber keine Zuhause und die anderen Grund, eine Ansiedelung gut zu heißen. Im erwähnten FAZ-Artikel wird auf Wolfsthal Bezug genommen. Das ist nun wirklich die erste Ort hinter der Grenze und wird, wie im Artikel dargestellt, sogar von der innerstädtischen Buslinie Pressburgs bedient. Dort hat man die Möglichkeiten erkannt und Land zur Bebauung vorbereitet und dann zu damals noch sehr günstigen Preisen an Slowaken verkauft, die dort um ein Vielfaches billiger als im Raum Bratislava Grund kauften und Häuser bauten und heute rund 80 Prozent der Neubürger ausmachen

Witz dabei ist, daß auf der Gegenseite der Donau in der Slowakai sich der am dichtesten besiedelte Raum findet, dagegen auf der österreichischen Seite der Donau es weithin leer ist, weswegen Österreich  finanzielle Ansiedelungshilfen – Wohnbauförderung  bei energieeffizienten Häusern z.B. - gibt, die als Europäern den Slowaken genauso zustehen wie Österreichern, abgesehen davon, daß es in ganz Europa möglich ist, Eigentum an Grund und Boden zu erwerben und durch Hypotheken möglich zu machen..

Mit dem Geld vom Grundstücksverkauf hat die Gemeinde Wolfsthal auch die soziale Infrastruktur fit gemacht. Es gibt einen neuen Kindergarten, eine ständige Busverbindung, der Zug braucht 20 Minuten nach Bratislava, die Schule ist ausgebaut, der Sportverein sehr lebendig geworden und in der Kirchengemeinde treffen sich sowieso die neuen und die alten Einwohner.

Übrigens gibt es auch eine Obergrenze, die aber noch nicht erreicht ist. Der Gemeinderat von Wolfsthal will nach rund 1 500 Haupt- und Nebenwohnsitzen mit einer zusätzlichen Besiedelung und neuen Bauvorhaben Schluß machen.

 

Foto:  Hier seiht man eindrucksvoll, wie besiedelt die slowakische Seite der Donau ist und wie grün und kaum bebaut die österreichische Seite ist. Der selbe Fluß, aber einmal liegt an ihm die Hauptstadt, einmal die Provinz (c) commons.wikimedia.com

 

Info: FAZ vom 30. September, Beilage Immobilien S. 11