Serie: Rund um die Frankfurter Herbstmesse Tendence 2012 vom 24. bis 28. August, Teil 2

Manfred Schröder

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Früher, da wußte jeder, woran er war, wenn die Fanfaren zur Frühjahrs- und Herbstmesse bliesen. Heute, wo allerlei feine – und international klingende – Messenamen ausprobiert wurden, da schreiben wir das sicherheitshalber einmal dazu, das Wörtchen Herbstmesse, denn in der Tat kann die Mainstadt Frankfurt mit ihrer Messetradition aus dem Mittelalter mit der Herbstmesse sozusagen die Urmutter aller europäischen Messen vorzeigen.

Doch, wir haben das gerne, bei Ereignissen, wie einem Messevorbericht aufgrund der aktuellen Zahlen immer auch eine erste Einschätzung über einen potentiellen erfolgreichen Verlauf, dennoch bei der Geschichte zu beginnen. Denn der Allerweltsspruch, wer nicht wisse, woher er komme, wisse auch nicht, wohin er gehe, trifft hier wieder einmal völlig zu. Von heute aus hätte die Frankfurter Messe beim Thema Herbstmesse alles lassen sollen wie gehabt, den Namen und auch den Termin, denn nach allerlei Rumrühren, ob vor oder nach der Sommerpause, ob diese oder jene Messebezeichnung, ist nunmehr durch die angemeldeten Ausstellerzahlen und das Orderverhalten eine gewisse Konsolidierung eingetreten, worauf Messechef Detlef Braun, der als Geschäftsführer Messe für die meisten Konsumgütermessen zuständig ist, mit Erleichterung hinwies.

Und bevor die positiven Zahlen kommen, ein geschichtlicher Hinweis zur Urmutter aller Messen. Die Herbstmesse gab es als allererste, auch schon, als von den Frühjahrsmessen noch keine Rede war. Denn die Messe Frankfurt, das war der Markt, wo man sich für den Winter eindeckte, wo die Aufträge entweder verteilt wurden und in der Winterpause erledigt wurden oder wo man sich notwendige Güter besorgte. Denn Winterzeit war Ruhezeit für die hauptsächlich in der Landwirtschaft beschäftigte Bevölkerung. Nein, keine Ferien, sondern nur kein Arbeiten draußen. Dafür ein Arbeiten drinnen, das Reparieren, das Vorbereiten und das Handwerkliche erledigen, das geschah in der Winterszeit. Erst danach kam als Bedürfnis die Frühjahrsmesse, wo man einerseits Samen und Pflanzen, Töpfe und Tiegel kaufen konnte, aber eben auch seine über den Winter gefertigten handwerklichen Arbeiten an den Mann und die Frau brachte.

Das alles ist heute sowohl schnellebiger wie auch langsamer geworden. Wer auf diese Herbstmesse geht, der ordert als Einzelhandel für das Wintergeschäft, zum Teil auch schon für das Frühjahr, was für den Großhandel insbesondere gilt, denn hier wird nicht Fertiges mitgenommen, sondern bestellt. Das ist der große Unterschied zu früher, als man die Produkte direkt anbot. Seit der Industrialisierung haben die Messen also auch hierin eine andere Funktion. Detlef Braun stellte den Rahmen der vom 24. bis 28. August nun für die allermeisten am Ende der Ferienzeit terminlich festgelegten Tendence vor, der als Auftakt das vorjährige Geschäft wiederholt, wobei er in den Messedetails von Stephan Kurzawski, Mitglied der Geschäftsleitung unterstützt wurde. Allein nach Ausstellern zu gewichten, die im Vorjahr 2 063 betrugen und für 2012 mit 1852 angegeben sind, wäre hier falsch, denn es hat eine gewisse Umwidmung gegeben, indem die Messe selbst vielen asiatischen Anbietern empfahl, ihre Produkte in ihrer Region direkt auszustellen, dafür aber potente europäische Aussteller gerade aus den Euro-Krisenländern Griechenland und Spanien nach Frankfurt brachte. Durchaus also ein Widerspruch zwischen Quantität und Qualität, den man beim Starren auf nackte Zahlen berücksichtigen muß.

Wie sehr man Zahlen hinterfragen muß, sieht man auch an der halbierten Anzahl der österreichischen Aussteller. Die sind nämlich nur vordergründig zurückgegangen, in Wahrheit bleiben sie stabil auf dem Stand von 2010. Im Jahr 2011 hatte man als Gastland Österreich ausgerufen – übrigens blieb es bei dem Versuch, ein Gastland zu institutionalisieren, was bei der Buchmesse beispielsweise hervorragend funktioniert – und nur deshalb waren damals die österreichischen Aussteller verdoppelt. Eine gute Übung der Messe ist es auch, jeweils vor Messebeginn eine aktuelle wissenschaftliche Studie zu einem der Messeschwerpunkte vorzulegen. Die galt diesmal der Entwicklung des privaten Konsums mit dem Schwerpunkt auf Einrichten und Dekorieren, wobei das Kaufverhalten der 20 bis 30jährigen im Mittelpunkt stand und auch ihre Differenzierung zur älteren Generation zwischen 50 und 60 Jahren.

Grundsätzlich steigt der Konsum, blieb im August stabil und wird auch im Jahr 2013 steigen. Dann, so nimmt man an, haben die ökonomischen Krisensituationen in verschiedenen europäischen Regionen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft, die vom Export lebt, darum auch darauf angewiesen ist, daß die Länder Europas deutsche Produkte überhaupt kaufen können. Die Marktentwicklung stellt sich uneinheitlich dar. So legen der Schmuckbereich und Lampen zu, die Gartenausstattung, Hausrat und speziell Bilderrahmen nehmen leicht ab. Daraus können einfach keine grundlegenden Aussagen erfolgen.

Was die neue Generation angeht, die als 20 bis 30jährige erstmals einen eigenen Haushalt betreiben, gilt grundsätzlich, daß sie weniger antagonistisch eingestellt ist als frühere Generationen, deren Impetus ausmachte, sich von den Eltern zu unterscheiden. Folge ist beispielsweise, daß heute Kinder, also Erwachsene, länger im Elternhaus wohnen bleiben als früher, was sich auch auf das Kaufverhalten von Einrichtungsgegenständen auswirkt. Sind sie dann aber selbständig, so kaufen sie nicht das Gegenteil von dem, was sie mit den Eltern bewohnten, sondern haben als eigenen Stil derzeit als Motto: von jedem etwas, beziehungsweise so individuell wie möglich. Ob das auch Originalität bedeutet, ist nicht klar abgrenzbar. Die Umfrage bestätigt eher, daß man an seinen Möbeln nicht als der Käufer von Ikea oder sonstigen Einrichtungshäusern erkannt werden möchte, sondern durch einen Möbelmix, zu dem auch Erbstücke gehören können, eine eigene Note ausstrahlen möchte.

Diese internetgestählte Generation bevorzugt dennoch den Handel als Kaufquelle und informiert sich durch Schaufenster von Spezialherstellern und großen Möbelhäusern, auch durch Angebote im Internet. Man will die Einrichtungsgegenstände dann nicht nur sehen, die Farben überprüfen, sondern das Ganze auch anfassen können, denn die haptischen Eigenschaften von Stoffen und Dekorationsgegenständen sind entscheidend für den Kauf. Ihre ideellen Vorstellungen vom Wohnen, den ersten eigenständigen vier Wänden ihres Lebens, gilt dabei nicht der Repräsentation, sondern ihren Bedürfnisse, ihre Wohnung als Rückzugsort unter dem Gesichtspunkt des Wohlfühlens zu gestalten. Für diese Altersgruppe ist aber auch der Preis für eine Kaufentscheidung entscheidender als für die Älteren, die ein höheres Budget haben und zudem nicht neu anfangen und alles auf einmal kaufen müssen.

Nicoletta Naumann hat als Vizepräsidentin der Ambiente/Tendence den künstlerischen Mehrwert dieser Messe und damit auch die zu vergebenden Preise im Blick. Seit zehn Jahren ist nun mit den „talents“ die Nachwuchsförderung stabilisiert, weshalb ein „Talents 10 +1“ die Erfolge herausstellt, die man auch im gleichnamigen Buch nachlesen kann. Mehr darüber und über die Preise dann in den folgenden Messeberichterstattungen.



24.-28. August 2012

www.messefrankfurt.com

www.tendence.messefrankfurt.com