Neujahrsempfangder IHK Frankfurt am Main 2017, Teil 3/3


Notker Blechner
 
Frankfurt (Weltexpresso) -  Ob's an Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic lag? Jedenfalls strömten 1900 Gäste - so viel wie nie - zum traditionellen Jahresempfang der IHK Frankfurt. Neben Fußball waren Trump, Brexit, die Börsenfusion und natürlich der Standort Frankfurt die zentralen Themen der Redner.

 
Es war schon fast eine Lobrede, die IHK-Präsident Matthias Müller auf den frischgebackenen US-Präsidenten Donald Trump hielt. Offenbar wolle Trump die USA wie ein Vorstandsvorsitzender sein Unternehmen führen - mit dem Ziel Wachstum für Amerika. "Das Motto 'Make America great again' kann gerade für uns einen zusätzlichen Schub geben", meinte Müller. Die USA würden von Investitionen in die Infrastruktur nicht nur selbst profitieren, sondern auch das Wachstum bei ihren wichtigsten Handelspartnern ankurbeln.
 
Natürlich werde es manchen schwerfallen, sich mit den politischen Zielen von Trump anzufreunden,  sei es beim Klimaschutz oder beim freien Handel,  räumte Müller ein. "Die US-Politik werden wir daher auch unter diesen Aspekten intensiv verfolgen müssen." Kritik hört sich anders an.


 
Bouffier: Nicht bei Trump anbiedern
 
Da fand Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) schon deutlich klarere Worte. Er riet den versammelten Firmen- und Politik-Vertretern, sich nicht bei Trump anzubiedern, sondern selbstbewusst aufzutreten. Die USA würden schon noch merken, dass sie auf Europa ausgewiesen sind.
 
Die wirtschaftliche Entwicklung in Rhein-Main und Hessen beurteile Bouffier derweil fast schon euphorisch. Das Land stehe wirtschaftlich so stark da wie noch nie in seiner 70-jährigen Geschichte, verkündete der Ministerpräsident. Er verwies stolz auf die niedrigste Arbeitslosenzahl seit Anfang der 90er Jahre und die höchste Anzahl an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten als "deutlicher Beleg für die pulsierende Wirtschaft in Deutschland". Hessen und das Rhein-Main-Gebiet seien Impulsgeber des anhaltenden Aufschwungs.
 
Auch für 2017 und die kommenden Jahre seien die Aussichten für die hessischen Firmen erfreulich. Dabei gelte es, sich gut auf die kommenden Veränderungen wie den Brexit und die Integration von Flüchtlingen einzustellen


 
IHK-Präsident sieht Brexit als Chance für FrankfurtRheinMain
 
Auch IHK-Präsident Müller empfahl, den Blick eher nach vorne zu richten, und zu schauen, welche Chancen sich durch den Brexit ergeben könnten. So könnte der Standort FrankfurtRheinMain Unternehmen aus Asien und der arabischen Welt anlocken, die bisher Großbritannien als Europa-Zentrale ausgewählt hatten. Als ersten Erfolg wertete Müller, dass die Schweizer Großbank UBS beschlossen habe, ihr Europageschäft der Vermögensverwaltung in Frankfurt zu bündeln. Dass diese Entscheidung in der UBS schon vor dem Brexit gereift war, wollte er lieber nicht sagen.
 
Am kritischsten wurde Müller, als er die Fusion der Börsen Frankfurt und London ansprach. Wesentliche Funktionen der Börse in Frankfurt müssten in Frankfurt bleiben, damit der Finanzplatz seine volkswirtschaftliche Funktion dauerhaft erfüllen könne, forderte er. Müller: "Wir haben die Erwartung, dass es noch etwas zu verhandeln gibt zwischen Frankfurt und London." Mit anderen Worten: Der IHK-Präsident lehnt den geplanten Hauptsitz der neuen Börse in London ab.


 
Bangen um die Börsenfusion
 
Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) als Träger der hessischen Börsenaufsicht hörte sich die Worte Müllers genau an. Über die schwierigen Gespräche mit der Deutschen Börse wollte er lieber nicht viel sagen. Die Börsenfunktion Frankfurt müsse gewährleistet sein, widerholte er gebetsmühlenartig. Noch sei bei der Diskussion um den Sitz der Börsen nichts entschieden. "Es ist alles im Fluss", sagte er am Rande des Neujahrsempfangs im Handelssaal der Alten Börse.
 
Unter den Gästen waren Börsenfusion und Brexit nur ein Randthema. Der hemdsärmlige Auftritt Trumps und die Folgen seines protektionistischen Kurses für Deutschland und Hessen wurden schon eher mit ernsten Minen diskutiert.

 


 
Eintracht-Schals als Neujahrsgeschenk
 
Die beste Ablenkung bot König Fußball. Die Eintracht sei auf bestem Wege wieder zu einer nationalen Spitzenmannschaft zu werden, lobten viele anerkennend. Stolz holten sie sich beim Ausgang einen Eintracht-Schal ab. Nur einer fand, dass die Eintracht hier mehr Qualität hätte bieten können. "Das ist doch alles nur billiger Kunststoff." Fredi Bobic hörte das nicht mehr, er war zu diesem Zeitpunkt schon längst verschwunden… Um den Blick von seiner Wohnung auf die EZB und die Eisschollen am Main zu genießen?

 

Foto: Feldmann, Müller, Bouffier, Bobic (c) ihk.de

Info.:
http://www.frankfurt-main.ihk.de