Eine Hommage der Caravan Big Band an Peter Herbolzheimer
Hannah Wölfel
Bad Soden-Salmünster (Weltexpresso) - Sehr abwechslungsreich und rhythmischer denn je zuvor, zelebrierte die Caravan Big Band in der letzten Woche ihren Tribut für den großen „Jazzpapst“ Peter Herbolzheimer (1935 - 2010) im Spessart-Forum.
Das Jahreskonzert des Ensembles startete mit dem dreizehnjährigen David Jacobi, der alleine auf der Bühne, vor dem geschlossenen roten Vorhang, auf einer Djembe trommelte. Als sich der Vorhang öffnete, gesellten sich Bandleader Franz-Josef Schwade und die Rhythmusgruppe mit Gitarre, Bass, E-Piano und zwei Schlagzeugen dazu. Herbolzheimer spielte einst Gitarre, wandte sich dann der Posaune zu und verstärkte später in seiner eigenen Big Band, der Rhythm Combination & Brass, die Rhythmusabteilung beträchtlich. Damit durchbrach er die klassische Besetzung der bläserlastigen US-amerikanischen Big Bands und entwickelte seinen eigenen, sehr tanzbaren Stil.
Dann kamen mindestens 15 Caravan-Bläser auf die Bühne, die im Laufe des Abends - gefühlt - alle ein Solo auf ihren Instrumenten bliesen. Gleich bei den ersten Stücken, „Fiesta“ und „Zazueira“, fuhr die lateinamerikanisch inspirierte Musik mächtig in die Beine. Jedoch bestuhlte Mehrzweckhallen fördern nun bekanntlich leider keine Tanzgelüste. Die durch Herbolzheimer arrangierte „Tunesische Nacht“ von Dizzy Gillespie eröffnete die Sängerin Teresa Engel mit einem rauchigen Intro, nach und nach stieg die Band äußerst groovig ein und entführte das Publikum auf einen orientalischen Bazar. Richtig wild und shufflemäßig wurde es dann mit dem „Fatman Boogie“.
Schwade moderierte unterhaltsam die Show, streute Anekdoten ein und erklärte die Arrangements ohne pädagogische Überfrachtung. Der Posaunist John Rogers trat gelegentlich ohne sein Instrument an die Rampe und erzählte, gleichsam den Bandleader ergänzend, aus dem Leben Herbolzheimers. Die vielen Soli fast aller Musiker lassen sich vielleicht dadurch erklären, dass die Formation eine innige Großfamilie ist, wie Schwade in einem anderen Zusammenhang meinte: In der Caravan Big Band könne man zwar kein Geld verdienen, die Gruppe habe aber immerhin schon sechs Ehen mit 14 Kindern hervorgebracht.
Nach dieser Anmerkung folgte natürlich der passende Song „Just Friends“, den Sänger David Quilitz mit hoher, sanfter Stimme begann und später gemeinsam mit der Band sehr, sehr jazzig darbot. Vor der Pause erschien die zweite Sängerin Louisa Hildebrand, die später im Laufe der Show noch öfter ihre fantastischen Gesänge anstimmte - gelegentlich sogar mit vokalen Improvisationen im fetzigen Dialog mit anderen Instrumental-Solisten.
Nach der Pause wurde es erneut afrikanisch. David, der in Kenia aufwuchs, trommelte vorne auf der Bühne. Das Ensemble legte mit dem Stück „Ulla in Afrika“ los, in dessen Mitte es einen Bruch gab: Donner, Blitze, Regen, Affengeschrei und andere Tierlaute entlockten die Musiker ihren selbst gebastelten Geräten oder boten sie stimmlich dar. Ein gelungenes Experiment, das vom Publikum in der gut gefüllten Halle mächtig bejubelt wurde. Die Besucherinnen und Besucher ließen sich sowieso durchgehend von der guten Laune und der virtuosen musikalischen Vielfalt der Caravans mitreißen.
Fotos:
Sängerin Teresa Engel, Sängerin Louisa Hildebrand mit Band
© Hanswerner Kruse