Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der 81jährige Laudator Eberhard Eltz, Professor für Kammermusik an der Hochschule HANNS EISLER, sprach auch über die bisherigen Preise des Quartetts, die jahrelang vor allem die ECHO-Preise geradezu ‚abräumten‘, was 2004 begann, als das Streichquartett den Internationalen Musikwettbewerbs der ARD München gewann. Kurz dankte der Cellist Raphaël Merlin für die schönen Worte des Laudators, deshalb kurz: „Sobald ein Mensch beginnt zu sprechen, wird die Gefahr groß“, was für befreiendes Lachen sorgte.
Aber die vier Musiker wollten doch die Dankbarkeit für Eberhard Feltz ausdrücken, die das Quartett fühle, das ja keine Hierarchie kenne, weshalb man sich hier in der Paulskirche als der Wiege der deutschen Demokratie sehr wohl fühle. Großer Beifall.
Auch für die wunderlichen Worte: Das schönste Geschenk der Klassik ist die Stille. Der Raum zwischen den Sätzen, das Verklingen von Tönen. Doch, man weiß sofort, was gemeint ist.
Aber dann kamen die Töne: Streichquartett Nr. 7 F.Dur op. 59 Nr. 1 „Razumovsky“ für zwei Geigen, Violoncello und Bratsche. Daß das Publikum nach dem 1. Satz, dem Allegro schon freudig klatschte, nahm das Quartett als das, was es ist. Gut gemeint. Auch das Allegretto vivace e sempre scherzando und das Adagio molto e mesto wurde wunderbar klar und transparent geboten. Zum Schluß kam Thème russe. Allegro und nun muß man doch etwas dazu sagen, daß die Benennung nach dem russischen Auftraggeber Razumovsky heißt und das erste von drei Quartetten ist, die Fürst Andrey Razumovsky, damals russischer Botschafter in Wien bei Beethoven in Auftrag gegeben wurde. Beethoven komponierte das Stück 1806 und veröffentlichte es zwei Jahre später.
Die musikalischen Dankesworte dauerten über vierzig Minuten und waren die ganze Preisverleihung wirklich wert. Der erste Satz ist noch recht formal und es dauert, bis man hineinkommt, aber dann im dritten Satz, der in den vierten übergeht, passiert etwas Wunderliches. Es schwellen die Töne an, es wird heftiger, es drängt alles auf ein Ende, einen richtigen Schluß, in dem vollendet wird, was der Anfang verspricht, doch: es geht von vorne los, die Musik findet kein Ende, systematisch geradezu wird das Ende verweigert, aber hält sich immer wieder im Fluß, daß das Ende kommt, das wieder verweigert, das musikalische Drängen erneut beginnen läßt. Toll und dann ganz plötzlich ist doch Schluß. Großer großer Beifall, so groß, daß sich das Streichquartett Quatuor Ébène doch noch mal auf die vier Plätze setzten und ein munteres jazziges Stück von Miles Davis intonierten. Das also können sie auch: locker, leicht, musisch.
Daß die Verleihung nun am Ende der Musikmesse stattfindet, sogar danach, da die Messe um 18 Uhr schließt, ist schade, aber gegen die Konkurrenz gegen gleich zwei Veranstaltungen kommt der Frankfurter Musikpreis, mit dem einst die Musikmesse begann, nicht an. Das ist einsichtig. Denn neben der Musikmesse ist ja die prolight + sound, also die Messe, die für die gesamten Auftritte mit ihren Anlagen zuständig ist, längst die finanziell kräftigere, die deshalb auch mit ihrer LEA-Preisverleihung beginnen darf. Das muß am Vorabend der Messe sein, weil die vielen Auszuzeichnenden allesamt die Eröffnung der Messe mitmachen und die ersten Tage anwesend sind. Und dann kommt es auch noch zur Konkurrenz mit dem Deutschen Internationalen Pianistenpreis, der diesmal auch am Vorabend der Messeeröffnung stattfand und für die Musikmesse steht. Natürlich sind die beiden Veranstaltungen nicht konkurrent und sollten dringend entkoppelt werden, um jedem das Dabeisein zu ermöglichen.
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