Serie: Musikmesse und prolight+sound vom 10.-13. April auf dem Frankfurter Messegelände, Teil 7

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Stimmt schon, die Berichte über die Preisvergaben halten sich mit den übrigen Messeartikeln die Waage. Denn wo Musik spielt, sollen auch die ausgezeichnet werden, die als Junge oder Ältere ihre Meriten erworben haben. Beim Musikinstrumentenpreis sind dies die jeweiligen Hersteller.

 

Deshalb 'jeweilig', weil man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen kann, und deshalb die Frankfurter Messe und die die Instrumentenbauer vertretenden Gesellschaften frühzeitig darauf kamen, in jedem Jahr unter zwei verschiedenen Musikinstrumenten – eines aus Holz, eines aus Metall – das jeweils beste als Sieger zu erwählen. Schließlich langt es nicht, was manche machen, die bewährten alten Instrumente nachzubauen. Auch heutige Handwerker, die oft die Instrumente selber spielen, haben dazu gelernt und können mit dem Material aus Holz oder Metall neue Schöpfungen kreieren. Immer wird ausschlaggebend sein, wie gut die Töne erklingen, selbst wenn einem die Instrumente selbst schon oft wie Kunstwerke erscheinen, die in jedem Museum moderner Kunst einen Ehrenplatz hätten.

 

Der Frankfurter Wirtschaftsdezernent begrüßte die Anwesenden zur Preisverleihung in der „Gud Stubb der einst alten und freien Reichsstadt – meist ist der Kaisersaal gemeint, wie heute, manchmal der ganze Römer und sogar Römerberg, aber auch die schöne Frankfurter Festhalle – und nahm dies zum Anlaß in einem Rundumschlag die Bedeutung der Messestadt Frankfurt auch denen ins Gedächtnis zu schreiben, die das immer wieder vergessen. Die älteste deutsche Messestadt wurde wirklich schon 1241 mit dem Kaiserprivileg der Messefreiheit ausgestattet. Es war Kaiser Friedrich II, der dies Messeprivileg erteilte und damit dem Messeverbund Frankfurt, Worms, Bamberg und , Nürnberg Zollfreiheit garantierte.

 

Diesen Kaiser kann man an den Wänden des Kaisersaals genauso wiederfinden wie den,mit dem alles anfing: Karl der Große und den, mit dem alles aufhörte: Franz II.. Der hatte vor der drohenden Gefahr, daß Napoleon das Heilige Römische Reich deutscher Nation militärisch besiegen könnte, und damit den Kaisertitel dieses europäischen Reiches okkupierte, lieber am 6. August 1806 das Deutsche Reich für beendet erklärt; zum Kaiser von Österreich hatte er sich schon 1904 ausrufen lassen – und daß die Deutschen bis 1870/1 brauchten, um zu einem Deutschen Reich zu kommen, was bis heute zu gefährlichen Minderwertigkeitskomplexen führte, ist auch bekannt. Übrigens verwies Moderator Jörg Bombach, der durch die Preisverleihungen führte, auch auf Friedrich Barbarossa, den Kaiser, der hier inmitten der 52 Kaiserbildnisse ruht, der wegen des Kyffhäuser und seines Bartes besonders volkstümlich ist, der aber auch derjenige war, der dem Römisches Reich genannten Nachfolgestaat durch Karl d.Großen den Beinamen 'heilig' gab.

 

Zuviel Geschichte, wo es doch um Preisverleihungen geht. Aber die kann man einfach besser darstellen, als beispielsweise die Musik, die erst einmal zu Beginn das Ensemble CLARIMONIA - Jochen Seggelke, Bernhard Kösling und Ekkehard Sauer - darbot, in dem die später ausgezeichnete Klarinette gespielt wurde. Der Preis ist einer, dessen Preisgeld aus dem Bundesministerium für Wirtschaft kommt, weshalb traditionell der jeweilige Staatssekretär die Laudatio hält und den Preis überreicht, was Ernst Burgbacher tat, nachdem Messe-Geschäftsführer Detlef Braun seinerseits die Gäste - „in dieser ehrwürdigen Halle“ begrüßt hatte und sich zufrieden zeigte, daß der Instrumentenpreis nun wieder im Römer verliehen wird. Braun hat schon deshalb im Kaisersaal gute Karten, weil die Messe Frankfurt die einzige bundesdeutsche Messegesellschaft ist, die ohne Subventionen der Stadt existiert und sogar den Anteilseignern Stadt und Land Hessen so runde 40 Millionen Euro jährlich überweist.

 

Burgbacher zeigte sich dann sowohl über die Entwicklung der Frankfurter Messe wie auch über die Musikmesse gut informiert – als junger Mann durfte er einmal bei einem Messeempfang seiner Firma zur Messe 1967 die Mundharmonika im Orchester spielen! - sowie über das Tenorhorn mit und ohne Ventile. Letztere erleichtern dem Bläser der Blechblasinstrumente ein chromatisches und flexibles Spiel. Und wer wirklich nicht weiß, wie das Tenorhorn klingt, soll sich das Solo in der 7. Sinfonie von Mahler anhören!

 

Das ausgezeichnete B-Tenorhorn Modell 146 GL kommt von den Gebr. Alexander, Rheinische Musikinstrumentenfabrik in Mainz, wo Philipp Alexander in der siebten Generation Firmenchef die Urkunde und den Preis entgegennahm und die Zuschauer nachher stolz waren, wenn sie dieses schöne Instrument ohne Mätzchen, also klassisch, anfassen durften. Anders als die runden Hörner hat es einen großen Aufsatz stärker nach oben und nicht nach hinten, wie andere Hörner. Als dann noch Wolfgang Schulte das Tenorhorn blies, begleitet von Thomas Humm am Klavier, war man über den satten und dennoch weichen Ton beglückt. Das unterscheidet solche Preisverleihungen von anderen, daß das Publikum auch sehr viel Immaterielles mit nach Hause nimmt.

 

Aber auch das zweite ausgezeichnete Instrument erfreute. Es ist die Es-Klarinette aus Holz Modell 2000 der Firma Schwenk und Seggelke aus Bamberg, die von Jochen Seggelke auch geführt wird, der schon beim Eingangskonzert mitspielte. Jetzt aber gab es nach der Preisverleihung erneut ein kleines Konzert, in dem aber Bernhard Kösling das prämierte Instrument spielte. Auch dieses ist, schaut man es aus der Nähe an, ein kleines Wunderwerk. Die Schönheit und handwerkliche Fertigung läßt bei diesen Instrumenten an die Kunst des 18. und noch 19. Jahrhunderts denken, wo alle Instrumente, auch die 'niedersten ' technischen mit großer Sorgfalt und hervorragenden Materialien hergestellt wurden.

 

Info:

Im nächsten Jahr gilt der Preis der E-Gitarre und der Tenorposaune. Anmeldeschluß für die Teilnahme ist schon der 30. April 2013.

Foto von Jochen Günther: Wolfgang Schulte am B-Tenorhorn der Gebr. Alexander, Mainz

 

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