"Voxx", die vier Tenöre aus London, eröffnen den Konzertsommer
Hanswerner Kruse
Nieder-Moos (weltexpresso) - „Voxx“, die vier Tenöre aus London, hatten ein vielköpfiges Kammerorchester mit nach Nieder-Moos gebracht. Mit der Hymne „Granada“ und „La donna è mobile“, den trügerischen Weiberherzen aus Verdis Rigoletto, legten sie gleich kraftvoll los und starteten durch ihr ausgiebiges Programm den diesjährigen Konzertsommer. Leiter Alexander Eifler begrüßte die Gäste in der fast ausverkauften Kirche und witzelte in gewohnter Weise herum: In diesem Jahr offerierte er Devotionalien wie Orgeltröpfchen (Fruchtliköre) und Orgelschmiere (Marmeladen) für neidische Daheimgebliebene
Die von den Tenören dargebotenen Arien, Songs und Duette waren ein munteres Potpourri klassischer Ohrwürmer Georges Bizets und Giuseppe Verdis, einigen Musicalhits, bekannten Popsongs und populären Volksliedern. Meist sangen die vier Tenöre im Duett, zunächst jeweils im Wechsel einige Zeilen oder Strophen, um dann gemeinsam die Refrains oder Höhepunkte anzustimmen. Ein bassähnlicher Tenor traute sich mit John Lennons „Imagine“ ein mutiges aber nicht sehr überzeugendes Solo zu. Das Männer-Frauen-Duett „The Prayer“ wurde locker von zwei Tenören gesungen, ebenso wie die bekannten Treueschwüre zweier Männer aus Bizets Oper „Perlenfischer“.
Überhaupt Bizet - nach der Pause gab es zum „Torreador“ aus „Carmen“ kein Halten mehr im Publikum, das bereits von Beginn an alle vorgetragenen Stücke begeistert aufnahm. Zu „Auf in den Kampf...“ klatschen, schunkelten und jubelten die meisten Besucherinnen und Besucher lautstark mit. Aber nicht alle waren begeistert, einige wenige verließen vorzeitig die Kirche und schimpften, das seien doch „keine Tenöre“ oder die Darbietungen seien „eine Zumutung“ gewesen. Aber der Großteil des Publikums hatte in diesem langen Konzert viel Spaß und machte einfach Party in der Kirche. Das wurde durch die vier Tenöre und den Dirigenten Juri Gilbo - der „Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg“ - reichlich theatralisch angefeuert.
Augenzwinkernd konterkarierten die Sänger häufig mit Slapsticks, kleinen Pantomimen und übertriebenen Gesten die Ernsthaftigkeit mancher Opernarien oder Tom Jones „Deleila“ - ohne die Musik lächerlich zu machen: Ein hervorragender Parforceritt. Einzig problematisch war die elektrische Verstärkung der Gesänge durch Mikrofone. Die wunderbare Akustik der Kirche wurde dadurch niedergemacht und manche Stücke versanken am Ende, meist zu gewaltigen Paukenschlägen, in einem dramatisch-pathetischen Klangbrei. Doch das war auch kein Problem für das betörte Publikum, das mit Ovationen im Stehen etliche Zugaben erzwang. Die im Konzert als Zuhörerin anwesende Sopranistin Deborah Sasson kam schließlich auch noch auf die Bühne.
Wie geht es weiter im Kultursommer? Eifler hatte in seiner Begrüßung darauf hingewiesen, es werde viel Bekanntes geben - etwa alte Freunde wie „The Canadian Brass“ (14. Juli) oder Matthias Eisenberg (24. Juli) an der Orgel. Doch er legte dem Publikum auch Neues ans Herz, etwa das „Sinfonische-Akkordeon-Orchester“ aus Hessen am 21. Juli. Die 42 Akkordeon-Spielerinnen und Spieler seien hochprofessionell, „nix Quietschefitschie“, und wollten mit ihrem Instrument neue Zuhörerkreise erobern. Außergewöhnlich wird sicher auch das Konzert am 4. August mit „Trio 21Meter60“: Drei Tuba-Bläser konzertieren gemeinsam mit der Orgel.
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(c) Hanswerner Kruse
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