o martha barbara aumueller 01Sternstunden im Spielplan der OPER FRANKFURTim November

Felicitas Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Keine schlechte Idee, die Vorlage, aus der Schostakowitsch seine rasante Oper entwickelte, nachzulesen - oder vor der Opernaufführung sozusagen 'vor'zulesen. Der russischen Schriftstellers Nikolai Leskow hatte 1865 seine Novelle erst auf seinen Landkreis bezogen, dann genannt: Die Lady Macbeth von Mzensk oder Die Lady Macbeth aus dem Landkreis Mzensk (Original: Леди Макбет Мценского уезда (Ledi Makbet Mcenskogo uezda)). 


Sonntag, 3. November 2019, um 18.00 Uhr im Opernhaus Premiere
LADY MACBETH VON MZENSK
Oper in vier Akten von Dmitri D. Schostakowitsch

In russischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Musikalische Leitung: Sebastian Weigle; Regie: Anselm Weber
Mitwirkende: Anja Kampe (Katerina Ismailowa), Dmitry Golovnin (Sergei),
Dmitry Belosselskiy (Boris Ismailow / Der alte Zwangsarbeiter), Evgeny Akimov (Sinowi Ismailow), Peter Marsh (Der Schäbige), Zanda Švēde (Sonjetka), Alfred Reiter (Pope), Iain MacNeil (Polizeichef), Anthony Robin Schneider (Verwalter / Sergeant), Julia Dawson (Axinja), Mikołaj Trąbka (Hausknecht), Dietrich Volle (Polizist / Wachposten), Theo Lebow (Lehrer / 1. Vorarbeiter),

Michael McCown (Betrunkener Gast / 2. Vorarbeiter), Hans-Jürgen Lazar (3. Vorarbeiter), Barbara Zechmeister (Eine Zwangsarbeiterin), Alexey Egorov (Kutscher), Pavel Smirnov (Mühlenarbeiter) Weitere Vorstellungen: 7., 10. (15.30 Uhr; mit kostenloser Betreuung von Kindern zwischen 3 und 9 Jahren), 14., 17. (18.00 Uhr), 22., 29. November, 8. (18.00 Uhr), 12. Dezember 2019

Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins – Sektion Oper Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.00 Uhr Preise: € 15 bis 165 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Am 22. Januar 1934 wurde Lady Macbeth von Mzensk von Dmitri D. Schostakowitsch (1906-1975) im Maly-Theater Sankt Petersburg mit durchschlagendem Erfolg uraufgeführt. Das Libretto zu seiner zweiten Oper verfasste der russische Komponist in Zusammenarbeit mit Alexander G. Preis, basierend auf der gleichnamigen Novelle von Nikolai S. Leskow (1865). Das 1936 von Stalin verhängte Aufführungsverbot ließ das Werk für viele Jahre von den sowjetischen Spielplänen verschwinden. Vor über einem Vierteljahrhundert kam Lady Macbeth von Mzensk zuletzt in der Regie von Werner Schroeter am 7. März 1993 an der Oper Frankfurt heraus.

Zum Inhalt: Katerina, Ehefrau des Kaufmanns Sinowi, betrügt diesen mit dem Arbeiter Sergei. Dies bemerkt ihr Schwiegervater Boris, der während der Abwesenheit seines Sohnes ebenfalls ein Auge auf die junge Frau geworfen hat. Der Alte verprügelt Sergei, woraufhin er von Katerina vergiftet wird. Sinowi weiß bereits um die Liaison seiner Frau, kehrt vorzeitig zurück und wird von den Liebenden umgebracht. Während die Hochzeit des neuen Paares im Gange ist, findet man die im Haus versteckte Leiche Sinowis. Katerina und Sergei werden zu Lagerhaft verurteilt, wo Sergei mit der Zwangsarbeiterin Sonjetka anbandelt. Daraufhin tötet Katerina ihre Nebenbuhlerin und sich selbst.

Die musikalische Leitung liegt bei GMD Sebastian Weigle, der damit seine erste Neuproduktion der Saison 2019/20 an seinem Stammhaus vorlegt. Der Frankfurter Schauspielintendant Anselm Weber führt erneut Regie im benachbarten Opernhaus, wo er zuletzt 2015 Weinbergs Die Passagierin inszenierte. Die deutsche Sopranistin Anja Kampe (Katerina Ismailowa) debütierte 2007/08 als Lisa in Tschaikowskis Pique Dame im Haus am Willy-Brandt-Platz. Als Katerina Ismailowa war sie bereits 2017 an der Bayerischen Staatsoper zu erleben. Internationale Gastengagements führen die Bayerische Kammersängerin zu den Bayreuther und den Salzburger Festspielen sowie u.a. an die Opernhäuser von Berlin, Hamburg, Wien und Paris. Der bereits mit der Partie vertraute Tenor Dmitry Golovnin (Sergei) ist erstmals in Frankfurt zu Gast. Grigori Otrepiev in Mussorgskis Boris Godunow an der Pariser Opéra Bastille zählt zu den künftigen Aufgaben des russischen Sängers. Die Partie des Pimen in eben dieser Produktion gehört zu den Plänen seines Landsmannes Dmitry Belosselskiy (Boris Ismailow). Gerade ist der gefragte Bass als Philipp II. in Verdis Don Carlo am Teatro Real Madrid in einer Übernahme aus Frankfurt zu erleben. Der dem Mariinsky Theater in St. Petersburg verbundene russische Tenor Evgeny Akimov (Sinowi Ismailow) singt erstmals in Frankfurt. Fast alle weiteren Partien sind mit Ensemblemitgliedern und Chorsolisten besetzt, unter ihnen auch die Ensembleneuzugänge Iain MacNeil (Polizeichef) und Anthony Robin Schneider (Verwalter / Sergeant).



Donnerstag, 7. November 2019, um 19.30 Uhr im Bockenheimer Depot Premiere
TAMERLANO
Dramma per musica in drei Akten von Georg Friedrich Händel

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Karsten Januschke; Regie: R.B. Schlather
Mitwirkende: Lawrence Zazzo (Tamerlano), Yves Saelens (Bajazet), Elizabeth Reiter (Asteria), Brennan Hall (Andronico), Cecelia Hall (Irene), Liviu Holender (Leone)
Weitere Vorstellungen: 9., 11., 14., 16., 20., 22., 24. November 2019
Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins – Sektion Oper
Alle diese Vorstellungen beginnen um 19.30 Uhr
Preise: € 20 bis 80 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Tamerlano, die 18. Oper des Barockkomponisten Georg Friedrich Händel (1685-1759), wurde erstmals am 31. Oktober 1724 im King’s Theatre am Londoner Haymarket gezeigt. Das Libretto stammt von Nicola Francesco Haym, der für nahezu ein Dutzend der den Händel-Opern zugrunde liegenden Texte verantwortlich zeichnete. Es geht auf Libretti von Agostino Piovene und Ippolito Zanelli zurück, welche wiederum auf einem Stück Jacques Pradons (1675) basieren. Nachdem die Oper Frankfurt die aktuelle Spielzeit bereits mit der Wiederaufnahme von Händels Radamisto eröffnete, knüpft sie nun mit Tamerlano daran an.

Zum Inhalt: Nachdem er den türkischen Sultan Bajazet besiegt hat, hält der Tatarenfürst Tamerlano diesen sowie dessen Tochter Asteria gefangen. Trotz seiner eigenen Verlobung mit Irene hält Tamerlano um die Hand der Emirstochter an und verlangt von seinem Vasallen Andronico, dem Geliebten Asterias, Irene zu heiraten. Doch Bajazet will seine Tochter nicht dem Tyrannen überlassen. Asteria ist entschlossen, Tamerlano zu heiraten und umzubringen. Als die Vermählung scheitert, versucht sie erfolglos, ihn zu vergiften. Andronico kann die Geliebte davon abhalten, das Gift selbst zu nehmen. Tamerlano befiehlt die Enthauptung des Sultans und Asterias Versklavung. In Folge dessen vergiftet sich Bajazet. Davon berührt, lässt Tamerlano Asteria frei. Der Heirat von Tamerlano und Irene sowie von Andronico und Asteria steht nichts mehr im Wege.

Die musikalische Leitung liegt bei Karsten Januschke, der bis 2015 der Oper Frankfurt – zuletzt als Kapellmeister – verbunden war. Hier gastierte er daraufhin u.a. 2018 mit Olga Neuwirths Lost Highway im Bockenheimer Depot. Zu seinen aktuellen Aufgaben gehören Engagements an den Staatsopern von München und Stuttgart. Der amerikanische Künstler und Opernregisseur R.B. Schlather hat sich mit einem experimentellen Stil und der Vorliebe für die Werke Händels in seiner Heimat einen Namen gemacht: Er inszenierte bereits 2018 im Rahmen des Opera Omaha ONE Festivals Ariodante. Zu seinen aktuellen Projekten gehören aber auch zwei Mozart-Opern: Don Giovanni (Opera Philadelphia) und Così fan tutte (Santa Fe Opera). Der amerikanische Countertenor Lawrence Zazzo (Tamerlano) ist regelmäßiger Gast an der Oper Frankfurt, wo er zuletzt 2018/19 als Arsamene in Händels Xerxes zu erleben war. Aktuelle Aufgaben führen ihn u.a. als Händels Giulio Cesare an die Staatsoper Dresden. Auch der belgische Tenor Yves Saelens (Bajazet) ist in Frankfurt kein Unbekannter. Hier gastierte er 2013/14 u.a. als Ferdinand in Adès’ The Tempest. Zu seinen Plänen gehören u.a. Valzacchi in Strauss’ Der Rosenkavalier am Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel. Der junge amerikanische Countertenor Brennan Hall gibt als Andronico sein Europa-Debüt. Alle weiteren Partien sind mit den Frankfurter Ensemblemitgliedern Elizabeth Reiter (Asteria), Cecelia Hall (Irene) und „Neuzugang“ Liviu Holender (Leone) besetzt.


Freitag, 8. November 2019, um 19.30 Uhr im Opernhaus
Erste Wiederaufnahme
MARTHA ODER DER MARKT ZU RICHMOND
Romantisch-komische Oper in vier Akten von Friedrich von Flotow
In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Musikalische Leitung: Sebastian Weigle; Regie: Katharina Thoma
Mitwirkende: Kateryna Kasper / Juanita Lascarro (Lady Harriet Durham), Katharina Magiera (Nancy), Iain MacNeil / Barnaby Rea (Lord Tristan Mickleford), Gerard Schneider / AJ Glueckert (Lyonel), Gordon Bintner (Plumkett), Franz Mayer (Der Richter von Richmond) u.a.

Weitere Vorstellungen: 16., 24. (18.00 Uhr) November, 14., 21., 23., 25. (18.00 Uhr), 31. Dezember 2019 Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr
Preise: € 19 bis 115 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Die Neuinszenierung der romantisch-komischen Oper Martha von Friedrich von Flotow (1812-1883) wagte in der Frankfurter Spielzeit 2016/17 einen amüsanten Blick auf ein Werk, dem viele Zuschauer glauben, mit Vorurteilen begegnen zu müssen. Aber schon 1986 hatte Vicco von Bülow alias Loriot in Stuttgart den Staub vom Notenpapier geblasen, und auch diesmal sollte die Rechnung aufgehen. Damals wie heute waren Presse und Publikum begeistert, so dass man im Fachmagazin Das Opernglas lesen konnte: „Regisseurin Katharina Thoma hat in Frankfurt die Gelegenheit lustvoll am Schopfe gepackt, das Biedermeier-Juwel unter heutigem Blickwinkel auf die Bühne zu bringen.“ Partnervermittlung per iPad, zwischen Mini-Austin und Wohnwagen ausgetragene Liebeshändel sowie der leibhaftige Auftritt von Königin Elisabeth II. als dea ex machina fegten jegliche Bedenken des Frankfurter Publikums beiseite. Auch die musikalische Ausführung wurde äußerst positiv aufgenommen: „Die Krone gebührt Sebastian Weigle, dessen animierte und intensive Lesart, gemeinsam mit dem Opern- und Museumsorchester, die Referenzaufnahmen vergessen macht“, schrieb die Frankfurter Rundschau. Höchste Zeit also, dass der kluge Wurf, erneut unter der Leitung des Generalmusikdirektors, erstmals auf den Spielplan zurückkehrt. Übrigens wird das Team Sebastian Weigle / Katharina Thoma auch für die Neuinszenierung von Wagners Tristan und Isolde verantwortlich zeichnen, die in dieser Saison am 19. Januar 2020 Premiere im Opernhaus feiern wird.

Hier nun ein paar Worte zum Inhalt von Martha: Lady Harriet Durham fühlt sich von ihrem High Society- Leben nicht ausgefüllt. Ihre Vertraute Nancy rät, sie müsse sich verlieben. In Verkleidung mischen sie sich unter die Mägde, die beim Markt zu Richmond Arbeit und vielleicht auch einen Mann suchen. Die Pächter Plumkett und Lyonel sind angetan. Zu Hause angelangt, wird schnell klar, dass die Herren ernsthafte Absichten hegen. Da flüchten die beiden „Mägde“, die sich als „Martha“ und „Julia“ vorgestellt haben. Erst nach einigen Verwicklungen finden sich die Paare.

Die Besetzung der ersten Wiederaufnahme weist zahlreiche neue Namen ausschließlich aus dem Frankfurter Ensemble auf: Die ukrainische Sopranistin Kateryna Kasper sang kürzlich Pamina in Mozarts Die Zauberflöte im österreichischen St. Margarethen (Oper im Steinbruch) und wechselt sich als Martha mit ihrer kolumbianischen Fachkollegin Juanita Lascarro ab. Zu deren aktuellen Frankfurter Aufgaben gehört die Titelrolle in der Wiederaufnahme von Martinůs Julietta. Der kanadische Bariton Iain MacNeil übernimmt erstmals die Partie des Lord Tristan. Zu seinen jüngsten Frankfurter Auftritten als neues Ensemblemitglied gehörten Der Baron in Schrekers Der ferne Klang und Figaro in Mozarts Le nozze di Figaro. Für den österreichisch-australischen Tenor Gerard Schneider (Lyonel), seit 2018/19 Ensemblemitglied der Oper Frankfurt, stehen 2019/20 mit dem Herzog von Mantua (Rigoletto) und Narraboth (Salome) wichtige Debüts an. Auch der Bariton Gordon Bintner (Plumkett) stammt aus Kanada. Er gastierte bei den Salzburger Festspielen 2019 in einer Neuproduktion von Enescus Oedipe in der Partie des Phorbas. Weitere Frankfurter Aufgaben warten mit Mozarts Don Giovanni und Escamillo in Bizets Carmen auf ihn. Mit der Produktion seit ihrer Premiere am 16. Oktober 2016 vertraut sind die Alternativbesetzungen des Lord Tristan mit Barnaby Rea und des Lyonel mit AJ Glueckert. Auch Franz Mayer ist als Richter von Richmond wieder mit von der Partie.


Dienstag, 26. November 2019, um 19.30 Uhr im Opernhaus Liederabend
STANISLAS DE BARBEYRAC, Tenor
ALPHONSE CEMIN, Klavier

Das Programm wird baldmöglichst bekannt gegeben.
Preise: € 15 bis 95 (12,5% Vorverkaufsgebühr nur im externen Vorverkauf)

Wenn sich Stanislas de Barbeyrac für einen Komponisten entscheiden müsste, dessen Musik er auf eine einsame Insel mitnehmen würde, dann wäre es die von Francis Poulenc: „Das ist meine Musik, das sind meine Harmonien!“ Die Partie des Chevalier de la Force aus Dialogues des Carmélites hat der Franzose bereits in Amsterdam, Brüssel und München gesungen. Und auch in Liederprogrammen darf Poulenc nicht fehlen. Letztere sind jedoch bei der Vielzahl an Opernengagements beinahe eine Rarität. Seine bedachte Rollenauswahl und der Sinn für den richtigen Zeitpunkt zahlen sich aus: Nach zwei Jahren im Opernstudio der Opéra National de Paris ist der Tenor auf den Bühnen in Wien, München, Berlin, Salzburg, London und New York angekommen. Partien von Mozart und Gluck bilden derzeit noch die Basis seines Repertoires – jüngste Rollendebüts als Debussys Pelléas und Verdis Alfredo lassen ahnen, dass Werther, Don José oder auch Berlioz’ Faust und Wagners Lohengrin sich bereits am Horizont abzeichnen. Ein spannendes Debüt an der Oper Frankfurt.

Foto:
Aus Martha © Oper Frankfurt, Barbara Aumüller

Info:
Karten für die genannten Veranstaltungen sind bei unseren bekannten Vorverkaufsstellen, online unter www.oper-frankfurt.de oder im telefonischen Vorverkauf 069 – 212 49 49 4 erhältlich.