Der Legende neuester Streich
Markus F. Schmidl
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Weltweit auf Nummer 1 – das ist bei vielen neuveröffentlichten CDs mittlerweile keine allzugroße Überraschung mehr. Die Promotions-Maschinerie der großen Plattenlabels sorgt bereits im Vorfeld dafür, daß die neuen und alten Stars der Musikszene genügend Aufmerksamkeit erhalten, um einen ungefährdeten Marsch zu den höchsten Gipfeln der internationalen Charts hinzulegen.
Heavy-Metal und Platz 1 hingegen scheint bei vielen Puristen auch heute noch ein unvereinbarer Gegensatz zu sein – und doch kann es funktionieren, wie ein Blick auf die Charts der letzten Monate zeigt: Eine Band, deren Geburtsstunde im Jahre 1968 liegt, fegte mal ganz locker alle Tralala-Bands, hippen Newcomer, ultracoolen Diseusen und Möchtegern-Machos zur Seite und präsentierte ein Album, das aus dem besten Stahl der englischen Midlands geschmiedet ist! Black Sabbath, die Erfinder des Heavy Metal, meldeten sich am 7. Juni mit ihrem neuen Album *13* eindrucksvoll im Musikbusiness zurück!
Von einer Reunion könnte man an dieser Stelle fast sprechen, aber es würde so nur bedingt zutreffen. Es sind zwar die Ur-Mitglieder Ozzy Osbourne (vocals), Tony Iommi (guitar) und Geezer Butler (bass) wieder glücklich vereint, aber mit Schlagzeuger Bill Ward fehlt der Mann, mit dem eine Reunion perfekt gewesen wäre. Aber bereits 1997 war das Fehlen von Ward kein größeres Problem – warum sollte es also hier und heute ein Problem darstellen? Nach dem ersten Hördurchgang von *13* stellte sich dann auch heraus, daß Ward für die Songs überhaupt nicht ausschlaggebend *ward*.
*13*!
*13*?
Aber warum eigentlich *13*?
Eine Frage die fast unweigerlich fallen muß. Das dreizehnte Studio-Album ist es nämlich nicht; das dreizehnte Album mit Ozzy Osbourne am Mikrofon ebenfalls nicht. Warum also *13*? Bassist Geezer Butler meinte dazu, es würden aus der aktuellen Session – einer Session, die sich fast zwei Jahre lang hinzog! – insgesamt 13 Songs veröffentlicht werden. Es wäre eine Erklärung, aber vielmehr scheint es mir persönlich sinnvoller zu sein, den aktuellen Titel mit der Unglückszahl 13 gleichzusetzen, was bei einer Band wie Black Sabbath wie die Faust aufs Auge passen würde.
Und Black Sabbath walzen mit einer Leidenschaft durch einen Parcours der Dunkelheit, der nahtlos an die klassischen Momente aus den frühen siebziger Jahren anschließen kann: Einer Zeit, in der ein Song wie *Paranoid* die Hitparaden aufmischte, ein Society-Schocker wie *Cornucopia* die Gemüter erregte und ein zäher Lavastrom wie *Black Sabbath* gekonnt mit satanischen Elemente kokettierte. Genau diese Stimmung galt es wieder einzufangen; diese düster drückende Atmosphäre mußte erneut erzeugt werden. Und Produzent Rick Rubin war der richtige Mann, damit die drei Erfinder des Heavy Metal ihre Vision von Black Sabbath anno 2013 in die Tat umsetzen konnten!
Den bombastischen Song *God Is Dead?* konnte man vorab bereits hören oder als Single downloaden. Er erwies sich als erstes signifikantes Ausrufezeichen. Und die CD *13* stellt dann auch prompt klar, zu welchen Glanztaten Iommi, Osbourne und Butler noch fähig sind: Bereits in den überlangen Opener *End Of The Beginning* packen Black Sabbath eine fulminante Mischung aus Riffs mit Breaks und Breaks mit Riffs – eine donnernde Dampfwalze eröffnet ein Album, das in dieser Qualität und Güte vermutlich niemand erwartet hätte!
Qualitätsschwankungen? Keine zu verzeichnen – egal, zu welcher der drei Ausgaben (der eigentlichen CD, der Deluxe Edition oder der Limited Deluxe Edition) man am Erstverkaufstag gegriffen haben mochte. Das trockene *Loner* ist der einzige wirklich kurze Song, bevor die Riffmaschinerie aus hartem 'Metal', zähem 'Doom' und weinerlichen 'Vocals' zur weiteren Höchstform aufläuft. *Age Of Reason* und *Damaged Soul* halten mühelos jeden Vergleich mit klassischen Black-Sabbath-Songs stand und verweisen jede noch so bekannte Doom-Metal-Kapelle auf die Plätze. *Dear Father* glänzt mit kontroversen 'Lyrics' und starker Songdramatik – bis der Gewittersturm mit Friedhofsglocke am Ende der CD eine Überraschung bereit hält: Mit diesen vertrauten Klängen begann anno 1970 das legendäre selbstbetitelte Debüt-Album!
2013 folgen acht weitere Songs für die Ewigkeit – und bis zu vier Songs für Sammler und Enthusiasten. Während das reguläre Album nur auf acht Songs ausgelegt war, wartet die Deluxe-Edition mit einer weiteren CD auf, die hochkarätige Songs bereit hält. *Methademic* greift ein kontroverses Thema auf: Ozzy Osbourne beschreibt die Gefahren der Droge Crystal Meth, die er aufgrund von Drogensucht im engsten Familienkreis selbst miterleben mußte. Die Songs *Pariah* und *Peace Of Mind* nehmen bei dieser scharf gespielten Nummer das Tempo wieder etwas heraus, überzeugen aber erneut durch spannendes Riffing. *Naivete In Black* läßt die Bonus-CD nochmals hart und scharf ausklingen. Der Titel weckt zwar Assoziationen zum Klassiker *N.I.B*, hat aber lediglich oberflächliche Ähnlichkeit damit. Warum ausgerechnet dieser Song nur auf streng limitierten Deluxe-Ausgaben in Japan, Deutschland und den USA enthalten ist? Wahrlich – die Vertriebswege der Record-Companys sind unergründlich...
FAZIT: Trotz langer Songlaufzeiten gibt es keine Längen in den Songs. Dafür halten die Metal-Großväter allerlei vertraute Verspieltheit bereit, die bis in die Anfangstage der Band zurückreicht. Ein perfektes 'Songwriting' und eine perfekt düstere Atmosphäre bilden das Gerüst für Ozzy Osbournes heulenden Wolfsgesang. Eine Veröffentlichung, die keine realistischen Wünsche offen läßt…
Black Sabbath
"13"
1 Tonträger / 8 Songs
EAN 602537349579
ASIN B00BTHWFHE
Label Vertigo (Universal Music)
Erschienen am 06.07.2013
Black Sabbath
"13" Deluxe Edition
2 Tonträger / 11 Songs
EAN 602537349586
ASIN B00BTHWFBK
Label Vertigo (Universal Music)
Erschienen am 06.07.2013
Black Sabbath
"13" Limited Deluxe Edition (Best Buy Exclusive)
2 Tonträger / 12 Songs
EAN 602537407231
ASIN B00D3ZJB1S
Label Universal Republic Records
Erschienen am 11.06.2013 in den USA
