Das Orchester der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt (HfMDK) spielt auf
Katharina Klein
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Im Rahmen der Reihe Classic Masters Plus gedenken die jungen Instrumentalistinnen und Instrumentalisten des größten HfMDK-Klangkörpers sowie die beiden Solistinnen Ugne Varanauskaite (am 27.01. in der Wartburgkirche Frankfurt) & Nana Kusaka (am 29.01. in der HfMDK) gemeinsam mit ihrem künstlerischen Leiter Vassilis Christopoulos mit zwei Konzerten zweier Geburtstagskinder: Am 27. Januar, dem Geburtstag Mozarts, und am 29. Januar 2022 präsentiert das Orchester der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt (HfMDK) jeweils ein kontrastreiches Programm:
Mit dem Klarinettenkonzert in A-Dur KV 622, dem vielleicht bekanntesten und einem der beliebtesten Kompositionen der Klarinettenliteratur überhaupt, und der Prager Sinfonie stehen zwei der berühmtesten und in sich sehr unterschiedlichen Werke Wolfgang Amadeus Mozarts (1756-1791) auf dem Programm.
Das Klarinettenkonzert komponierte Mozart wenige Monate vor seinem Tod. Es besticht zum einen durch das bewundernswert ausgewogene Zusammenspiel zwischen Soloinstrument und Orchester; zum anderen durch seine mitreißende Lebendigkeit und gleichzeitige tiefe Empfindsamkeit. Insbesondere das sehnsüchtig melodische Adagio begeistert in manchem Filmklassiker (wie z. B. Out of Africa) bis heute auch die Cineasten.
Sie gilt als ein Meilenstein der Musikgeschichte: Mozarts D-Dur-Sinfonie KV 504. Als er im Januar 1787 mit seiner Frau nach Prag reiste, um die Figaro-Begeisterung der Prager zu erleben, hatte er eine neue Sinfonie im Gepäck, die dort uraufgeführt wurde und seitdem Prager Sinfonie heißt. Fünf Jahre vor seinem Tod komponiert, leitet sie Mozarts sinfonisches Spätwerk ein.
Kaum jemand hat den Eindruck dieser dreisätzigen Sinfonie treffender beschrieben als Eduard Mörike in seiner Novelle „Mozart auf der Reise nach Prag“: „Es war ... so gewiß, so ganz gewiß, dass dieser Mann sich schnell und unaufhaltsam in seiner eigenen Glut verzehrte, dass er nur eine flüchtige Erscheinung auf der Erde sein könne, weil sie den Überfluß, den er verströmen würde, in Wahrheit nicht ertrüge.“
Diesen beiden mitreißenden Werken des Wiener Klassikers stellt der Orchesterleiter Christopoulos eine denkbar kompromisslose Musik aus dem Jahr 1964 gegenüber: die Instrumentalsuite Hiketides Les Suppliantes d'Eschyle für 4 Blechbläser und 24 Streicher von Iannis Xenakis. Der griechische Architekt und Komponist wäre 2022 100 Jahre alt geworden.
Für eine Inszenierung im antiken Amphitheater von Epidauros schrieb Iannis Xenakis seine Musik: Scharfkantig bohren sich die raschen Repetitionen zweier Trompeten und Posaunen in die bewegten Streichertexturen; erst nach und nach kommen sanftere, deutlich archaisierende Klänge hinzu. Dass er zur Premiere der Produktion nicht in die griechische Heimat würde reisen können, wusste Xenakis schon während der Arbeit an der Partitur: Als ehemaliger Kämpfer der kommunistischen Befreiungsfront musste er 1947 über Italien nach Paris fliehen, wo er später einige Jahre im Büro von Le Corbusier als Architekt arbeitete. In Abwesenheit war er von einem Militärgericht zum Tode verurteilt worden. An eine Rückkehr nach Griechenland war vorerst nicht zu denken.
Es ist ein besonderes Ensemble, das Orchester der HfMDK. Denn die Besetzung wechselt. Studierende finden im Rahmen der künstlerischen Instrumentalausbildung immer wieder neu zu einem homogenen, professionellen Klangkörper zusammen. Sie lernen das Miteinandermusizieren und erarbeiten ein stilistisch breit gefächertes Repertoire. Am Ende einer Arbeitsphase steht meist ein Konzert, um in Dialog mit dem Publikum zu treten, oder die Aufnahme für eine imaginäre Zuhörerschaft. Das Orchester gastiert auch regelmäßig außerhalb der Hochschule, so im Sendesaal des Hessischen Rundfunks, in der Heilig-Geist-Kirche in Frankfurt oder in der Basilika Kloster Eberbach beim Rheingau Musik Festival.
Vassilis Christopoulos ist seit 2016 als Professor für Dirigieren für die Orchesterausbildung an der HfMDK verantwortlich. Er hat neue Ausbildungskonzepte für Orchesterspiel und Dirigieren initiiert sowie nationale und internationale Netzwerke geknüpft – und damit die Ausbildungsmöglichkeiten für Studierende eindrucksvoll erweitert. Christopoulos ist Grieche, wurde aber in München geboren. Er studierte in Athen und München. Er ist Wanderer zwischen den Kulturen, konzertiert heute mit renommierten Orchestern im In- und Ausland. So eröffnete er im Oktober 2017 die neue Spielstätte der Griechischen Nationaloper mit dem Musiktheaterwerk eines deutschen Komponisten, das in Griechenland spielt: „Elektra“ von Richard Strauss.
Foto:
©www1.wdr.de
Info:
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