Cafe 6232Das Duo „Mon Mari et Moi“ in Steinau

Hanswerner Kruse

Steinau a.d. Straße (Weltexpresso) - zum dritten Mal spielte „Mon Mari et Moi“ im Literaturcafé. „Heute nicht und morgen auch nicht“ oder „Könnt ich tanzen würd ich tanzen.“ Bereits die Titel ihrer deutschen Songs machen deutlich, um was es geht: Die Poetisierung des Alltäglichen, aber auch - wie sie selbst für das Publikum hoffen - Schlupflöcher aus dem Alltag zu ermöglichen.

Als erstes tragen die beiden ihre „Plattitüde in h-moll“ vor, Sängerin Shakti trällert, was ihr vor und während des Konzerts so durch den Kopf geht. Mathias schlägt auf seiner Gitarre den Rhythmus. Weitere Alltagsgeschichten folgen, etwa zu Corona: „Ich würde dich gerne sehen, aber du bist so verschwommen.“ Im Refrain heißt es dann, „deshalb komm’n bisschen näher ran!“ Ihre Songs sollen - augenzwinkernd - zum täglichen Gebrauch anregen, wie das Lied der Kochrezepte, das die Chanteuse mit Untertiteln (auf Papptafeln) vorträgt. Die Idee kam den beiden beim Thema Social Media und You-Tube-Kanal, wo man als Entertainer gefälligst immer originell und präsent zu sein hat. Da dachten sie sich: „Wir singen mal ein Rezept“

Vielfältig und abwechslungsreich, auch musikalisch, wird die ganze Bandbreite von Liebe und Leid abgeklopft. Doch die Chansons der beiden sind keine Schlager, weder trivial noch allzu dramatisch, sondern immer ein wenig (selbst-) ironisch oder schräg. Manchmal sogar melancholisch wie in „Nighthawks“: „Manche suchen nachts ihr Glück / manche schlafen einfach nur tief und fest / ohne zu träumen: ist ihnen lieber so. / Ja, ich glaub ich werd’ verrückt!“

Mathias begleitet seine Frau mal rockig und rhythmisch auf seinen Gitarren, gelegentlich untermalt er jedoch ihre Gesänge musikalisch, spielt Mundharmonika oder geht mit einem Samba fremd. Mit der Zeit nutzt Shakti ebenfalls allerlei Tröten, kleine Percussions und gelegentlich eine Mini-E-Harfe. Ihre großartige Moderation eines jeden Songs ist geistreich und meist fröhlich im dichten Kontakt mit dem Publikum. Sie changiert durchgängig zwischen ihrer etwas verrückter Rolle und der scheinbar privaten Person. Aber will die Sängerin wirklich ihre rosarote Brille zurück, denn „die Welt ist so klar“ ohne sie. Sind nicht gerade die alltäglichen Unbilden und Knacknüsse eine unerschöpfliche Quelle für ihre musikalische Kreativität?

Cafe 6311Ihr Repertoire ist nicht immer nur freundlich. Ein „Protestlied“ gegen „Die da oben“ geißelt die Unwirtlichkeit unserer Städte, die überall gleich werden: „Wir machen unsere Stadt platt und stellen Klötze hin.“ Der Discounter Aldi kriegt sein Fett weg im Lied „Highlight der Woche “ - und tatsächlich wurde ihr konsumkritischer Sarkasmus zur Aldi-Werbung „Highlight der Woche“ bei einer Rundfunkstation tatsächlich ein Highlight. Shakti lässt sich bei dem Song natürlich den Vergleich mit der Alten Steinauer Apotheke nicht nehmen, die vor kurzem zum „Denkmal des Monats“ gekürt wurde
wir berichteten.

Nach 18 hinreißenden Stücken gibt es noch zwei Zugaben für das faszinierte Publikum - und das Versprechen, im nächsten Jahr wiederzukommen.


Foto:
(c) Hanswerner Kruse

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