Deutscher Pianistenpreis 2014 am 17. März anläßlich der Frankfurter Musikmesse, Teil 3
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main(Weltexpresso) – Das war ein schöner, ein langer und ein spannender Abend in der Alten Oper, der um 19 Uhr begann und um 23 Uhr noch um den Preisträger rang, weshalb mancher zufriedene Besucher schon nach Hause gegangen war, weil – interpretieren wir – sie mit jeder Entscheidung einverstanden gewesen wären, weil sie viele Stunde engagierte, begabte und begnadete junge Klavierspieler gehört hatten: drei Pianistinnen und drei Pianisten.
Denn sechs Pianisten kommen jeweils in die Endauswahl und wie wir hörten, hatten sich ursprünglich über 100 für den Wettbewerb angemeldet. Schließlich geht es um was. Neben dem Preisgeld von 20 000 Euro und der Statuette, die dann jährlich weitergereicht wird, kommt man vor allem ins Gespräch, wird interessant für Veranstalter, erhält einen Namen. Seit 2011 verleiht das International Piano Forum Frankfurt, das wesentlich auf die Initiative und Arbeit von Maryam Maleki zurückgeht, diesen Preis, der in Zusammenarbeit mit den deutschen Musikhochschulen seine Qualität erhält und erheblich gefördert wird, z.B. von der TargoBank und im Rahmen der Musikmesse stattfindet, für die Detlef Braun die Grußworte sprach.
Als dann ganz am Schluß der alte Preisträger von 2013, der in den USA lebende Ukrainer Dimitri Levkovich dem gerade gewählten Misha Namirovsky, einem Russen, der am England Conservatory in Boston, also ebenfalls in den USA lebt, die Trophäe überreichte und ihn in den Arm nahm, kam uns schon in den Sinn, wie irre das alles ist, wenn sich ein Ukrainer und ein Russe in der Alten Oper über das Klavierspielen in der Alten Welt näher kommen, ansonsten aber in den USA leben, wie drei der sechs Preiskandidaten, nämlich auch die gebürtige Amerikanerin Lindsay Garritson und der Chinese Jie Yuan.
Misha Namirovsky war als Erster nach der Pause aufgetreten und wir können wirklich nichts gegen seine Wahl einwenden, denn sein Spiel - er brachte Claude Debussys Präludien 5,9 und 11 sowie Präludien op. 32, Nr. 1,5 von Sergej Rachmaninow sowie dessen Études-Tableaux op. 33, Nr. 6, 7 – war neben technischer Perfektion sehr anrührend, einfühlsam und einfach musikalisch, also einverstanden und dennoch schade, daß nicht eine der drei Frauen gewonnen hat, denn alle Preisträger seit der Einführung im Jahr 2011 sind männliche Pianisten. Und auch wenn wir nicht stumpf glauben möchten, daß dies damit zusammenhinge, daß die am Schluß auf die Bühne kommenden unglaublich zahlreichen Juroren aus lauter Männer bestanden – mit der einen Frau: Catherine Vickers von der Frankfurter Musikhochschule! - , müssen wir uns doch die Klavierlandschaft daraufhin einmal gesondert anschauen.
Mit den Juroren ist das nämlich so eine Sache, wie wir in den vorherigen Artikel schon erklärt hatten, denn den Preis begleitet ein System aus verschiedenen Jurys, die sicherstellen sollen, daß es so gerecht wie möglich zugeht, was natürlich sowieso schwierig ist, denn Qualität ist kein meßbarer Faktor. Wir finden toll, was das Internationale Piano Forum mit dem Deutschen Pianistenpreis auf die Beine gestellt hat und würden uns wünschen, daß dies für deutsche Musikhochschulen und ihre Klavierlehrenden ein Anreiz ist wie für deren Studierende. Aber auch über den Rückfluß der Preise in deutsche Musikhochschulen wissen wir wenig, da nur bei der ersten Preisverleihung 2011 eine breite Presseöffentlichkeit hergestellt wurde, die wir uns für die nächsten Wettbewerbe, einschließlich der Vorstellung der Nominierten wieder wünschen.
Für dieses Mal wurde der Wettbewerb, der immer aus einem 45minütigen Recital besteht zusätzlich angereichert mit einer musikalischen Zusammenarbeit mit dem Leipziger Streichquartett, das übrigens dann auch musikalisch mit Dvorak den Abend in der Alten Oper abschloß. Das finden wir einen interessanten Aspekt, denn das Zusammenspiel mit anderen ist eine der wichtigen Qualitäten von Musikern. Das je 15minütige – nur 15 Minuten?, uns kam das alles viel länger vor, aber auf die Uhr schauen wir nicht beim Hören - öffentliche Vorspiel am Abend in der Alten Oper wird dann der dritte Teil der Qualifizierungsrunde. Dabei wird nicht über die Spieler diskutiert, sondern jeder der insgesamt 12 Juroren gibt seine Stimme geheim ab, so daß der eine auch nicht weiß, wie der andere entscheidet. Das wird alles sehr streng von einem Notar gehandhabt. Fortsetzung folgt.
INFO:
Der nächste Wettbewerb, der Deutsche Pianistenpreis 2015 ist für den 16.-18. April 2015 angekündigt. Die Preisverleihung wird am 18. April erneut in der Alten Oper stattfinden. Die Musikmesse wird vom 15. bis 18. April stattfinden, so daß beide Veranstaltungen wieder synchron sind.