Deutscher Pianistenpreis 2014 am 17. März anläßlich der Frankfurter Musikmesse, Teil 4

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main(Weltexpresso) – Es begann also mit der gebürtigen Münchnerin Valentina Babor, was schon gleich falsch ist, denn den Abend leitete der junge hochaufgeschossene und Rachmaninow liebende vorjährige Preisträger Dmitri Levkovich ein, der inzwischen auch eine Rachmaninow CD mit seinen 24 Preludes veröffentlicht hat.

 

 

Er spielte Präludien op. 32 und das Präludium op. 23 Nr. 4 auf so entrückte wie auch zupackende Art. Das Publikum wurde perfekt eingestimmt auf einen Abend voller differenzierten Klavierstimmen.

 

Cécile Schortmann führte auf der Bühne couragiert durch den Abend, was auch bedeutete, erst einmal Politiker (Schirmherr Peter Ramsauer, Ex-Minister, der, wie er erzählte, eigentlich selbst Konzertpianist werden wollte, und Boris Rhein, Hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst, der nie Konzertpianist werden wollte, aber immerhin ins Horn blies und behalten hatte: „Das Horn erschuf Gott im Zorn“) sprechen zu lassen, wobei die wiederholten Dankesbezeugungen aller an das Ehepaar Maleki ja ihre Richtigkeit haben.

 

Also, es begann mit Valentina Babor aus München, die Mozart und Liszt brachte und einen kraftvollen Eindruck hinterließ. Wir sahen sie im – in der Kunst sagt man – 5/8 Porträt, also ein wenig mehr vom Gesicht als ihr Profil. Man konnte ihr aber zusätzlich gewissermaßen über die Schultern schauen und ihr Händespiel beobachten, obwohl wir doch in der 13. Reihe saßen. Das macht die Technik möglich und die Kamera, die aufnahm und auf eine große Leinwand über dem Flügel – ein Steinway diesmal – übertrug. Das gefiel den Zuhörern sehr, daß sie nun auch noch stärker Zuschauer wurden. Nur ausgerechnet beim späteren Sieger trat ein technisches Problem auf und er blieb der einzige, den man nicht doppelt sah: unten im Original, oben auf der Leinwand .

 

Die Zweite, Lindsay Garritson aus den USA, spielte ebenfalls Liszt, allerdings ein anderes Stück, die Ballade Nr. 2b-Moll, und brachte auch den Spanier Enrique Granados mit „Los Requiebros from Goyescas“, was wir von anderen kennen, uns allerdings über das 'from' im Titel wunderten. David Gray, der aus Schottland stammt, wurde anschließend sehr freundlich mit Beifall für seine Rameau-Darbietungen bedacht. Er hatte auch Charles Valentin Alkan auf dem Programm. Nach der Pause setzte der spätere Preisträger Misha Namirovsky die Kür fort. Albertina Eunju Song, die aus Südkorea stammt und heute an der Musikhochschule in Stuttgart weiterstudiert, eroberte sich die Publikumsherzen durch ihre Frische und Natürlichkeit, die sie in ihrer Antwort auf die Nachfragen der Moderatorin nach ihrem schönen roten Kleid und ihren Designerqualitäten an den Tag legte.

 

Das schreiben wir, weil sie den Publikumspreis gewann, für den jeder am Schluß eine Stimme abgeben kann. Sie hatte auch mit Liszt und Chopin das typischste Klavierprogramm. Den Publikumspreis in Höhe von 2000 Euro stiftet die Bethmann Bank. Als Letzter kam der Chinese aus den USA an die Reihe, Jie Yuan, der ebenfalls offen und locker auftrat, davon sprach, wie seine Eltern durch die Kulturrevolution nicht hätten Klavierspielen dürfen und sich für ihn krumm legten, damit er dies für die Familie erreich. Er brachte nach Schumann und Haydn auch noch den Hummelflug von Rimsky-Korsakov in Bearbeitung und fand den nämlichen herzlichen Beifall, wie die anderen.

 

Und darin liegt für uns, die wir hier zuhören, das einzige Problem. Die sechs jungen Leute waren alle von einer pianistischen Sonderklasse, die ein Auswahl auf den/die Beste sehr schwer macht. Das spricht natürlich für den Wettbewerb, aber das nächste Mal werden wir nicht im Publikum den Wettrichter spielen, sondern uns nur an den musikalischen Delikatessen erfreuen. Und wollen das im Nachhinein etwas herunterspielen, was wir selbst betrieben. Es geht hier nicht in erster Linie um den Besten, auch wenn es für den Ausgewählten schön ist, das Preisgeld und den Titel zu erringen.

 

Wichtiger jedoch ist das Ausgewähltwerden und das Dabeisein, das für alle sechs Nominierten gilt. Das drückt Maryam Maleki in ihrer schriftlichen Begründung zum Deutschen Pianistenpreis sehr konzise aus: „Ziel und Zweck des Deutschen Pianistenpreises bestehen darin, dem Publikum Künstler zu präsentieren, die über einen überragenden künstlerischen Ausdruck verfügen. Die nachfolgende Begleitung der Nominierten sorgt für Auftritte in renommierten Konzerthäusern im In- und Ausland und stellt Kontakte zu Dirigenten und Orchestern her. Schließlich unterstützt der Verein die Produktion von Tonträgern, die Schaffung eines Internetauftritts und die Anfertigung einer anspruchsvollen Künstlermappe.“ Und das gilt, wie wir zufrieden lesen, für alle Nominierten.

 

 

INFO:

Der nächste Wettbewerb, der Deutsche Pianistenpreis 2015 ist für den 16.-18. April 2015 angekündigt. Die Preisverleihung wird am 18. April erneut in der Alten Oper stattfinden. Die Musikmesse wird vom 15. bis 18. April stattfinden, so daß beide Veranstaltungen wieder synchron sind.