Konzertzyklus zum 150. Geburtstag vom Opernhaus Zürich und der Tonhalle Orchester Zürich
Hanno Lustig
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Kennengelernt haben sie sich vor fast 25 Jahren in St. Petersburg und seitdem kreuzen sich immer wieder ihre Wege. Kurze Treffen auf der Durchreise am Flughafen, bei einem Konzert während eines Festivals oder Begegnungen in einer fremden Stadt. Nun sind sie beide in Zürich angekommen. Naheliegend also der Gedanke, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. Die beiden Zürcher Orchesterchefs Gianandrea Noseda und Paavo Järvi führen für einen über das Kalenderjahr 2023 andauernden Rachmaninow-Zyklus die beiden Orchester Philharmonia Zürich und das Tonhalle-Orchester Zürich zusammen und tauschen sogar die Plätze.
Anlass für diese Partnerschaft ist der 150. Geburtstag des Komponisten. Im Zentrum der vier Veranstaltungen stehen die monumentalen Klavierkonzerte Rachmaninows.
Die beiden Orchesterchefs erzählen im Video, was sie für Rachmaninow kochen würden, was sie sich von der Kooperation erhoffen und welche Eigenschaft des anderen sie gerne hätten. https://www.youtube.com/watch?v=0VBHfZ-JvRo
Konzerte 1 und 2
Im Opernhaus startet der gemeinsame Zyklus bereits am 12. Februar mit Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 3 mit Yefim Bronfman und dem vokalsinfonischen Werk Die Glocken. In der Tonhalle folgt am 29. und 30. März das Klavierkonzert Nr. 2 mit Yuja Wang.
So, 12 Feb 2023, 11.15 Uhr, Konzert 1 im Opernhaus
Mi, 29 Mär, 19.30 Uhr, Konzert 2 in der Tonhalle
Do, 30 Mär, 19.30, Konzert 2 in der Tonhalle
Konzerte 3 und 4
Zusätzlich dazu, dass sich Gianandrea Noseda und Paavo Järvi Werke desselben Komponisten vornehmen und die Orchester tauschen, werden sie sich auch einen Solisten teilen: Im kommenden November wird der Tessiner Pianist Francesco Piemontesi im Opernhaus Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 4 unter der Leitung von Paavo Järvi und in der Tonhalle die Rhapsodie über ein Thema von Paganini unter der Leitung von Gianandrea Noseda spielen.
Rachmaninow und die Schweiz
Seit der Flucht aus Russland nach der Oktoberrevolution von 1917 hatte die Familie Rachmaninow vorwiegend in den USA und in Frankreich gelebt. 1934 kaufte der erfolgreiche Klaviervirtuose Sergei einen Felsvorsprung über dem Vierwaldstättersee. Er ließ einen Teil des Felsens sprengen, um das 20'000 m² große Gelände bebaubar zu machen. Er engagierte Luzerner Architekten, die ihm eine Villa im Bauhausstil entwarfen, hoch modern, mit Lift, großen Fensterfronten und einer Sonnenterrasse. In Anlehnung an die Namen Sergei und Natalia nannte er sie Villa Senar. Hier begann für ihn, mit 61 Jahren, sein zweites Leben als Komponist. In Hertenstein bei Weggis fand er seine Inspiration wieder und schrieb zwei bedeutende Werke, die zu seinen größten Erfolgen wurden: die Rhapsodie über ein Thema von Paganini für Klavier und Orchester und die Sinfonie Nr. 3. Fünf Jahre dauerte Rachmaninows Zeit in der Villa Senar, dann griff das politische Geschehen ein zweites Mal in seine Biografie ein. Einen Tag vor der Mobilmachung verließ er über Paris Europa. Bis zu seinem Tod 1943 kehrte er nicht mehr zurück.
Wenn zwei sich wiederfinden
Für die beiden Orchester, die Philharmonia Zürich und das Tonhalle-Orchester Zürich, ist dieser Zyklus ein spezieller Anlass. Bis zur Orchestertrennung 1985 waren sie ein einziger Klangkörper. Nun präsentieren sie neben den Klavierkonzerten auch die Sinfonien Nr. 1, 2 und 3. Ein zweifellos spannender Austausch, der den jeweils charakteristischen Orchesterklang erlebbar macht.
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