Hanswerner Kruse
Fulda (Weltexpresso) - Das Ensemble Echoes verwandelte am Sonntagabend, mit seinen eigenartig interpretierten Stücken der sagenhaften Band Pink Floyd, die Fuldaer Orangerie in einen Konzertsaal. Auf ihrer Akustiktour nutzt die Gruppe keine elektrischen Instrumente, keine Synthesizer, wohl aber Mikrofone und Verstärker.
Aus dem Bühnennebel ertönt zarte Glasmusik, behutsam setzt eine Klarinette ein, es wird heller. Langsam, äußerst langsam entwickelt sich das Intro. Hohe Gitarrenklänge, dann ganz zart das Klavier. Schließlich erdröhnt satt das Schlagzeug, die Klänge werden voluminöser, nun setzt der Gesang ein: „Remember when you were young / You shone like the Sun. / Shine on you crazy diamond...”
„Erinnere dich als du jung warst“ – aber gleich der erste Song macht auch deutlich, hier wird keine Nostalgie zelebriert, sondern die Echoes transformieren Pink Floyd gleichsam in die Gegenwart. Weitere, eher rockige Titel der Platte „Wish You Were Here“ (1975) mit kräftigen Saxophonklängen folgen, die Sängerin kommt dazu. In der fast ausverkauften Halle entflammt die Band sofort das mitklatschende Publikum. Bald gesellt sich auch das weibliche Streichquartett zu den Musikern, beim Song „Welcome to the Machine“ treibt es mit Geigen und dem markanten Cello den Rhythmus von Bass und Schlagzeug voran. In späteren Stücken unterstützen sie auch mit hohen schrillen Streichtönen die Gitarren, niemals werden sie süßlich.
Vor der Pause erklingt der zwanzigminütige Song „Echoes“, nach dem sich die Gruppe benannte. Das programmatische Werk markierte 1971 den Übergang Pink Floyds, die Entwicklung von Psychedelic- zu Art- und Progressive-Rock. Auch die Interpretation in der Orangerie folgt dem vielschichtigen Aufbau des Originals, der ganzen Spannweite von sanften Klängen, rockiger Musik über heulende, sirrende, atonale Geräusche bis zu Anklängen Neuer Musik: „...And no one sings me lullabies / And no one makes me close my eyes...“
Nach der Pause sind Songs von den Platten „The Dark Side oft he Moon“ (1973) und „The Wall“ (1979) zu hören: „Hey, teacher, leave us kids alone“, singt das Publikum feste mit. Es ist erstaunlich, wie abwechslungsreich und vielschichtig die Echoes mit Titeln von nur drei Platten aus dem 1970er-Jahren, die zweieinhalb Stunden des Abends gestalten. Rockige, manchmal angejazzte Tanzstücke, dann wieder komplexe, achtsam aufgebaute - vom Pathos Pink Floyds befreite - Musikdramen.
Natürlich hört und erkennt man die Originale - und doch entwickeln die neuen Arrangements mit Streicherinnen, Blasinstrumenten oder Glasorgel eine große Eigenständigkeit. Hier werden keine alten Klänge gecovert und konserviert, sondern weiter entwickelt ohne die Vorlagen zu verhunzen. Die Darbietungen sind technisch perfekt ausgesteuert, in den Gesängen ist jedes Wort zu verstehen, das Lichtdesign vollendet die Show und rundet sie ab.
Kein Wunder, dass das euphorisierte Publikum die Echos (engl. echoes) Pink Floyds, die in die Gegenwart schallen, mit Standing Ovations feiert.
Besetzung:
Oliver Hartmann (Leader, Gitarre, Gesang), Martin Hofmann (Bass, Gitarre), Steffen Maier (Schlagzeug), Paul Ahrens (Klavier), Ilka Müller (Gesang) Christian Fricke (Blasinstrumente), Tschechisches Streichquartett
Foto:
Hanswerner Kruse
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