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Frankfurt am Main (Weltexpresso) – „Meine Absicht ist es, unserem Publikum Lust auf die kommende Spielzeit zu machen, trotz der Bomben auf die Ukraine, trotz des verbrecherischen Regimes im Iran, trotz der Erdbebenkatastrophe, trotz der Energieproblematik, trotz einer ungeklärten Finanzierung der zu erwartenden hohen Tarifsteigerungen und trotz der immer noch nicht abgeschlossenen Zukunftsplanung für die Städtischen Bühnen. Kein einfaches Unterfangen. Dennoch haben Theater und Oper in dieser Zeit der Ängste, der Ahnungen und der schlechten Meldungen eine besonders wichtige Funktion. Ein Netz der Subventionen, durch gesellschaftlichen Konsens legitimiert, bleibt weiterhin die Basis aller Arbeit und allen Erfolges“, so Intendant Bernd Loebe im Vorwort der Broschüre zu seiner 22. Frankfurter Spielzeit.
Thomas Guggeis blickt voller Vorfreude auf die erste Frankfurter Saison im neuen Amt: „Es ist ein großes Glück, als Generalmusikdirektor ein ›Opernhaus des Jahres‹ übernehmen zu dürfen, das in besserer künstlerischer Verfassung nicht sein könnte! Gemeinsam mit Bernd Loebe als idealem Kreativpartner freue ich mich sehr darauf, inspirierendes Musiktheater zu gestalten: mit dem handverlesenen Spitzenensemble, dem ausgezeichneten ›Opernchor des Jahres‹ und dem auf höchstem Niveau musizierenden Opern- und Museumsorchester.“
Der Spielplan der Oper Frankfurt in der Saison 2023/24 bietet mehr als 450 Veranstaltungen insgesamt, davon 178 Musiktheatervorstellungen. Auf dem Programm stehen 11 Premieren mit insgesamt 98 Aufführungen, davon finden 8 Neuinszenierungen mit 72 Vorstellungen im Opernhaus sowie 3 Premieren mit 26 Vorstellungen im Bockenheimer Depot statt. Darüber hinaus sind 13 Wiederaufnahmen mit 80 Vorstellungen geplant. Zudem sind 8 Liederabende im Opernhaus sowie weitere Liederabende im Holzfoyer angesetzt.
Als erste Neuproduktion der Spielzeit feiert am 23. September 2023 Donizettis Don Pasquale im Bockenheimer Depot Premiere. Das Dirigat der ursprünglich für die Spielzeit 2020/21 vorgesehenen und bereits bei den Tiroler Festspielen in Erl gezeigten Produktion übernimmt der Frankfurter Kapellmeister Simone Di Felice. Regieassistentin Caterina Panti Liberovici inszeniert nach ihrem großen Erfolg mit Rossinis La gazzetta am selben Ort. In der Titelpartie wechseln sich Ensemblemitglied Božidar Smiljanić und Gast Donato Di Stefano ab, der zuletzt 2019 als Geronte in Puccinis Manon Lescaut zu erleben war.
Am 1. Oktober 2023 löst Tilmann Köhlers Sichtweise auf Le nozze di Figaro die 2007 herausgekommene Inszenierung des kanadischen Regisseurs Guillaume Bernardi ab. Am Pult des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters wechseln sich der neue Frankfurter Generalmusikdirektor Thomas Guggeis und dessen Assistent, Kapellmeister Alden Gatt, ab. In der Titelpartie sind aus dem Frankfurter Ensemble Kihwan Sim und Božidar Smiljanić besetzt.
Die musikalische Leitung von Gjörgy Ligetis Le Grand Macabre (Frankfurter Erstaufführung am 5. November 2023) liegt ebenfalls bei GMD Thomas Guggeis. Regie bei der ursprünglich für 2020 geplanten Produktion führt der in Moskau geborene Vasily Barkhatov, der 2022/23 mit Tschaikowskis Die Zauberin sein umjubeltes Frankfurt-Debüt gab. Jüngste Höhepunkte beinhalten ebenso sein Debüt bei den Bregenzer Festspielen mit Giordanos Siberia, Simon Boccanegra an der Deutschen Oper Berlin sowie Weinbergs Der Idiot am Theater an der Wien.
Im Opernhaus wird Verdis Aida am 3. Dezember 2023 als vierte Neuproduktion der Saison aufgeführt. Am Pult des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters steht mit Erik Nielsen der Chefdirigent der Tiroler Festspiele in Erl. Die amerikanische Regisseurin Lydia Steier ist zum zweiten Mal an der Oper Frankfurt zu Gast, nachdem hier 2018 Strawinskys Oedipus Rex in Kombination mit Tschaikowskis Iolanta Premiere feierte. In der Titelpartie ist die chinesische Sopranistin Guanqun Yu zu erleben, die sich dem Frankfurter Publikum bereits als Amelia Grimaldi (Simon Boccanegra), Micaëla (Carmen) und Donna Anna (Don Giovanni) vorstellte. Die Neuproduktion folgt Hans Neuenfels’ berühmter Inszenierung, die 1980 für Furore sorgte.
Weiter geht es mit der Frankfurter Erstaufführung von Mozarts Ascanio in Alba am 17. Dezember 2023 im Bockenheimer Depot. Regie führt Nina Brazier, die seit 2018 als Spielleiterin an der Oper Frankfurt engagiert ist. Die musikalische Leitung liegt bei Alden Gatt und Solorepetitor Lukas Rommelspacher, der 2022/23 mit dem Doppelabend mit Kirchenparabeln von Benjamin Britten The Prodigal Son in Kombination mit The Burning Fiery Furnace überzeugte. Alle Sängerinnenund Sänger sind, angeführt von Kateryna Kasper (Venus) und Cecelia Hall (Ascanio), Mitglieder des Ensembles oder Opernstudios der Oper Frankfurt.
Die erste Neuproduktion nach dem Jahreswechsel findet am 28. Januar 2024 mit der Frankfurter Erstaufführung von Jacques Offenbachs Die Banditen statt. Unter dem Dirigat des ehemaligen Frankfurter Kapellmeisters Karsten Januschke präsentiert Katharina Thoma, die dem Haus von 2004 bis 2008 als Regieassistentin verbunden war, ihre Sichtweise auf das Werk. Zuletzt erarbeitete sie im Haus am Willy-Brandt-Platz Wagners Tristan und Isolde sowie Flotows Martha (Wiederaufnahme am 11. November 2023). Alle besetzten Sängerinnen und Sänger stammen – mit Ausnahme des belgischen Tenors Yves Saelens – aus dem Ensemble und Opernstudio der Oper Frankfurt.
Als Frankfurter szenische Erstaufführung kommt am 25. Februar 2024 Alexander Zemlinkys Der Traumgörge heraus. Die musikalische Leitung hat Markus Poschner, Chef des Bruckner Orchesters Linz. Regie führt ein weiteres Mal in dieser Spielzeit Tilmann Köhler. Die Titelpartie verkörpert der amerikanische Tenor AJ Glueckert aus dem Ensemble.
Die dritte Neuproduktion im Bockenheimer Depot – eine weitere Frankfurter szenische Erstaufführung – ist Wolfgang Fortners In seinem Garten liebt Don Perlimplín Belisa am 22. März 2024. Studienleiter Takeshi Moriuchi übernimmt die musikalische Leitung, während Dorothea Kirschbaum, von 2013 bis 2019 Regieassistentin der Oper Frankfurt, inszeniert. Im Opernhaus realisierte sie zuletzt Peter Eötvös’ Tri sestry und Tschaikowskis Eugen Onegin sowie Schönbergs Pierrot lunaire im Bockenheimer Depot. Aus dem Ensemble sind Sebastian Geyer (Don Perlimplín) und die vom Opernstudio in das Ensemble wechselnde Karolina Bengtsson (Belisa) zu erleben.
Nachdem Kapellmeister Simone Di Felice die Frankfurter Saison bereits eröffnet hat, kehrt er anlässlich der Premiere von Händels Giulio Cesare in Egitto am 24. März 2024 zurück ans Pult des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters, wo er zuletzt auch die Premierenserie von Händels Orlando leitete. Erstmals zu Gast an der Oper Frankfurt ist Regisseurin Nadja Loschky, designierte Intendantin des Theater Bielefeld ab der Saison 2023/24. Dort leitet sie seit 2019/20 die Sparte Musiktheater und war zuvor ab 2018/19 als Hausregisseurin tätig. Jüngste Engagements führten sie mit Ambroise Thomas’ Hamlet an die Komische Oper Berlin. Als Giulio Cesare wird Countertenor Lawrence Zazzo in das Haus am Willy-Brandt-Platz zurückkehren. Der gebürtige Amerikaner begeisterte hier in jüngerer Zeit in Partien wie Arsamene (Xerxes) und Tamerlano. Diese Produktion löst die Inszenierung von Johannes Erath ab
Foto:Bernd Loebe©Barbara Aumüller
Oper Frankfurt Außenansicht ©Barbara Aumüller
Gesangsszene ©Barbara Aumüller
Info:
Quelle Oper Frankfurt
www.oper-frankfurt.de