Multimediale Impressionen zu einem Sehnsuchtstopos an der HfMDK Frankfurt am Main am 16. Mai

 

Felicitas Schubert

 

Frankfurt Am Main (Weltexpresso) - Im vorderasiatischen Raum gibt es viele Länder, in denen Goldorangen glühn, Myrte und Lorbeer wachsen und schimmernde Marmorbilder stehen. Im Roman, aus dem das Lied „Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?“ stammt, erklärt das rätselhafte Mädchen Mignon, das diese kleine „Ballade“ so vor sich hin singt, wohl ihre Provenienz: Italien, nicht jedoch das eigentliche Ziel ihrer Sehnsucht.

 

 

Eigentlich müßten wir Herrn Johann Wolfgang Goethe, den man in Frankfurt niemals 'von Goethe' nennt, fragen, der in der ersten Strophe dichtete:

 

Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,

im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,

Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,

Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?

Kennst du es wohl? Dahin!

Dahin möcht' ich mit dir,

o mein Geliebter, ziehn.

 

Er läßt in „Wilhelm Meisters Lehrjahre 1795/96 seine knabenhaft anmutige Mignon sogar drei Strophen singen, Mignon, ein französischer Name, der Liebchen bedeutet. Die Figur hatte er schon in der ersten Fassung seines Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ eingeführt. Und so sind unsere Fragen an das Lied des Mädchens doch eher Fragen an den Dichter. Ist es Italien, eine Ideal- oder Traumlandschaft, der Tod? Schon die Nord-Süd-Richtung eines mitteleuropäischen Italienreisenden wird konterkariert durch die Abfolge der drei Liedstrophen, führt diese doch vom wolkenlosen blauen Land des Südens über eine antike Villa hin zu einem vernebelten Wolkensteg, also quasi zurück.

 

Wenn Heinrich Heine so selbstsicher erklärt, dass „ganz Italien [in diesem Liede] geschildert“ sei, irrt er, doch viele Künstler und Bildungsreisende des 19. Jahrhunderts vertrauten dieser Sichtweise und überschrieben das Lied mit „Sehnsucht nach Italien“. Gründe dafür finden sich in Goethes später verfasster Italienischer Reise, in seiner Biographie, im Bildungsanspruch der Touristen und Künstler des 19. Jahrhunderts und in heutigen Interpretationsfehlern.

 

Die wichtigsten werden von der Initiatorin dieses Themenabends (Ute Jung-Kaiser) mittels eines einführenden Vortrages und einer Präsentation multimedial erläutert; live gesungene Liedeinlagen werden ihn künstlerisch bereichern. Der zweite Konzertteil, der von Studierenden und Lehrenden der Klavier-, Gesangs- und Korrepetitionsklassen bestritten und von Eugen Wangler organisiert wird, widmet sich der mehrdeutigen „Sehnsucht“ nach dem Süden.

 

 

INFO:

Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?“

Multimediale Impressionen zu einem Sehnsuchtstopos an der HfMDK Frankfurt am Main

Mit Beiträgen von Studieren und Lehrenden aller Fachbereiche

Freitag, den 16. Mai 2014

19.30 Uhr im Kleinen Saal

Hochschule für Musik und Darstellende Kunst

Eschersheimer Landstraße 29-39

60322 Frankfurt am Main

Karten sind erhältlich am Veranstaltungstag

von 10 bis 18 Uhr im Künstlerischen Betriebsbüro

(C 010, C 011) und ab einer Stunde vor

Veranstaltungsbeginn an der

Abendkasse zu 6,-€ (4,-€ ermäßigt)

freie Platzwahl!