Hanswerner Kruse
Steinau a.d. Straße (Weltexpresso) - Im Theatrium war das musikalische Duo „Seabird and the Wolf“ mit eigenen, meist englischen Songs zu Gast. Der Name der Gruppe ist die lautmalerische Umschreibung von Terese Siebert und Wolfgang Hocke.
Das Konzert begann mit dem Lied „Sun after rain / is warming my soul“ (Die Sonne nach dem Regen / wärmt meine Seele), den Hocke allein mit sanften Gitarrenklängen begleitete. Ein Hauch von Leonhard Cohen schwebte durch den Theatersaal, der jedoch rasch verflog, als Sängerin Siebert dazukam. Mit ihrer klaren, hellen Stimme zur jetzt rockigen Gitarre des Vaters, forderte sie: „Steh auf! Du kannst nicht ewig liegen bleiben / Schmerz wirst Du nie ganz vermeiden / Vertraue Dir und dass das Leben dich hält.“ Ja, Vater und Tochter machen seit vielen Jahren zusammen Musik, doch in Steinau traten sie zum ersten Mal gemeinsam öffentlich auf. „Zusammen haben wir bisher immer nur im Keller musiziert“, meinte spöttisch die Sängerin.
Dieses Debut geriet zu einem langen unterhaltsamen Abend, weil der Auftritt wirklich abwechslungsreich und vielfältig choreografiert war. Hocke spielte die akustische Gitarre mit zartem Zupfen oder artifiziellem Fingerpicking, dann wieder rockige Riffs oder harte Soli auf der verstärkten E-Gitarre. Irgendwann griff auch die Musikerin zur Gitarre, später mal zur Ukulele.
Siebert sang zuweilen zurückhaltend, dann wieder exzessiv mit großer Leidenschaft oder gelegentlichem Humor ihre selbst geschriebenen Texte. Verlassen und Verlassen werden, Liebeslyrik oder die Unbilden in der Welt sind die Themen der beiden, die sie häufig auch zweistimmig oder zusammen in Refrains darboten. „Habt ihr schon mal ein Liebeslied bekommen?“, fragten sie ins Publikum. „Nee“, grummelte es zurück. „Dann singe ich euch jetzt einen Song, den ich schon als Teenager schrieb“, verkündete die Sängerin.
Hocke trug ebenfalls alleine oder gemeinsam mit der Tochter seine Stücke vor, zu denen er sagte: „Wenn ich mich leer fühle, bin ich froh, das einfach nur ausdrücken zu können.“ In seinem Lied „The night is clouding“ (Die Nacht ist bewölkt), wünschte er sich: „Hold me tight / Touch me“ (Halte mich fest / Berühre mich“). Auch wenn sich viele, musikalisch hochanspruchsvolle Songs des Duos darum drehten, dass das Leben nicht immer einfach ist, waren ihre Darbietungen nie larmoyant oder kitschig. Im Gegenteil - und gesanglich drückte sich Siebert sehr differenziert humoristisch, hoffnungsvoll oder aufgedreht aus. Sie ist außerdem eine gute Schauspielerin, konnte oft augenzwinkernd allzu dramatische Formulierungen zurücknehmen.
„Wie wäre es, wenn das Paradies auf Erden wäre?“ oder „Sei laut, dass dich jeder versteht“. Das waren zwei der Zugaben für das euphorisierte Publikum, das gar nicht aufhören wollte, die beiden zu feiern.
Die beiden befinden sich in prominenter Gesellschaft, nicht nur Frank und Nancy Sinatra oder Nat King und Natalie Cole musizierten zusammen . Jonny Cash und Tochter Rosanne nahmen ebenfalls zusammen mehrere Songs auf und Frank Zappa produzierte mit Moon Unit Zappa das humorvolle Lied "Valley Girl".
Fotos
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