Im Nieder-Mooser Konzertsommer waren Marshall & Alexander zu Gast
Hanswerner Kruse
Nieder-Moos/Vogelsberg (Weltexpresso) - „Halleluja“ jubilierten die Sänger, während sie gemessen vom Hintereingang der Kirche zum Altar schritten. Dort warteten bereits ihre drei Begleitmusiker mit dem Harmonium, einer Konzertgitarre und verschiedenen Klarinetten. Zwei Münder für ein Halleluja - schon jetzt lag den beiden das Publikum gleichsam zu Füßen.
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Das „aus Funk und Fernsehen bekannte Sängerduo“, wie die Veranstalter stolz verkündeten, wurde in der überfüllten Kirche begeistert gefeiert.Nach einer kleinen Arie boten sie vier hübsche lateinische Varianten des „Ave Maria“ dar, die sie salbungsvoll als „Lieder Mutter Gottes“ ankündigten und auch entsprechend zu Gehör brachten: „Ave Maria, gratia plena…“ („Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade…“). Mal sangen sie das von vielen Komponisten interpretierte Gebet im Duett, mal zweistimmig, dann jeweils als Soli. Marc Marshalls Bariton und Jay Alexanders Tenor sind gut ausgebildet, kräftig und füllten locker den Kirchenraum. Die musikalische Begleitung nur mit der klassischen Gitarre oder dem instrumentalem Trio war dabei sehr zurückhaltend.
Eigentlich gelten Marshall & Alexander als erfolgreiches, etwas schmalziges Pop-Duo, das mit seinen Liedern besonders in der Schwulenszene beliebt ist. Spöttisch werden sie dort „die Hetero-Jungs“ genannt. Jedoch unternehmen die beiden auch Ausflüge in die geistliche und Kirchen-Musik. Mit ihrem Programm „Top Ten des Himmels“ tingeln sie derzeit durch die Kirchen deutscher Kleinstädte und erfreuen ihr Publikum mit gefälligem Liedgut.
Ihre kirchenmusikalische Hitparade ist ein wohlklingendes und perfekt dargebotenes Sammelsurium schöner Stellen von Bach, Händel, Bizet, Rossini, Mendelssohn-Bartholdy oder Frank. Es ist nicht so sehr das Fehlen neuerer zeitgenössischer Musik, welches stört, sondern die Ungebrochenheit und pathetische Harmonie der dargebotenen Gesänge. Denn bereits von den alten Meistern gibt es bekanntlich sowohl fröhliche, den Herrn preisende Weisen, als auch ungewohnte, verstörende Klänge. Leider durfte sich auch das Trio kaum Gehör verschaffen, außer mit zwei sanften virtuosen Soli des hervorragenden klassischen Gitarristen.
Mit meist gefalteten Händen, tränenfeuchten zum Himmel gedrehten oder geschlossenen Augen, entlockten Marshall & Alexander ihren still gestellten Körpern Gesänge auf dem immer gleichen Level. Vor der Pause schmetterten sie schließlich noch das bekannte Kirchenlied „Großer Gott wir loben Dich“ gemeinsam mit dem Publikum. Aber so ganz glaubte man den beiden das Gotteslob nicht, denn ihre inszenierte Frömmigkeit wirkte im gesamten Konzert ziemlich übertrieben.
Zum Ende der Abendmusik mit dem englisch gesungenen „Vater unser“ gab es kein Halten mehr bei den ganz offensichtlich begeisterten 750 (!) Besuchern: Stehende Ovationen, Getrampel und langer Beifall ertrotzten einige Zugaben der Sänger, die dem Publikum ja einen harmonischen Abend versprochen hatten. Sicherlich sind Marshall & Alexander weltweit nicht so einmalig, wie es kühn auf ihrer Webseite heißt. Aber das Versprechen gegenüber ihrem Publikum haben sie gehalten!
Da es kein Programm gab, sind weder die genauen Musiktitel noch die korrekten Namen der Begleitmusiker bekannt.
FOTO: Hanswerner Kruse - links Marc Marshall (Sohn von Tony Marshall) und Jay Alexander